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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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lautem Getöse im Saal wider. Ich balle die Fäuste und wappne mich gegen den Schmerz, den ich gleich spüren werde, sobald die Kugel einschlägt. Gegen das Brennen, wenn sie in meinen Körper eindringt, ihn zerfetzt und das Blut aus mir herausströmt. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit vom Feinsten. Welch traurige Verschwendung. Ich habe Ariel geliebt und irrtümlicherweise geglaubt, das würde genügen. Ich hoffe, ich werde sie wenigstens noch ein einziges Mal sehen. Ich hoffe, dass sie mir ins Gesicht sieht, bevor …
    Da hinten … auf der Türschwelle zur Garderobe, dort steht sie. Genau, wie sie gesagt hat.
    Sie lehnt gegen den Türrahmen. Der Lichtschein, der hinter ihr aus der Garderobe fällt, beleuchtet ihre Gestalt unter dem durchscheinenden Stoff des Kleides. Ihr Gesicht kann ich nicht erkennen, aber ich weiß, dass sie in meine Richtung sieht. Ich spüre, dass sie mir in die Augen schaut. In mir keimt eine Mischung aus Angst und Kummer auf, gewürzt mit einem Hauch guter, alter Wollust. Bei dieser Erkenntnis muss ich lächeln. Anscheinend habe ich mich doch nicht in einen so anständigen Jungen verwandelt, wie ich dachte. Ich bin immer noch verdorben genug, dass mich dieses Mädchen, das gerade versucht, mich umzubringen, antörnt.
    »Willst du es nicht endlich zu Ende bringen?«, rufe ich. »Ich sterbe sonst noch vor Spannung.«
    »Das wäre ein viel zu schöner Tod für dich«, antwortet sie.
    Das bestätigt meine Befürchtungen. Sie hat mich belogen und hält hinter ihrem Rücken eine Waffe in ihrer feingliedrigen Hand. Aber ich kann nicht glauben, dass es ihr leichtfällt. Ich glaube auch nicht, dass sie mich hasst, jedenfalls nicht nur.
    »Du machst deine Sache wirklich gut, alle Achtung.« Ich nähere mich dem Bühnenrand. »Das war ziemlich gewieft, wenn man bedenkt, dass es dein erster Mord ist. Warte ab, in ein paar Wochen … «
    »Romeo!« Das Flüstern ist hinter mir. Die Dringlichkeit in der Stimme der Frau lässt mich vermuten, dass sie schon eine Weile versucht, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich drehe mich um. Die Botschafterin hat sich im Vorhang versteckt und späht durch einen Spalt. In ihrer Hand hält sie eine Waffe.
    Eine Waffe. Aber ich dachte … Ich …
    Sie hält sie mir hin. »Nimm sie. Du weißt, was du zu tun hast.«
    Ich schaue ratlos von der Waffe zu Ariel. Sie steht immer noch auf der Türschwelle, von hinten hell angestrahlt, gibt sie ein perfektes Ziel ab. Ich bin ein hervorragender Schütze. Zweifellos würde ich sie gleich mit dem ersten Schuss treffen. Ich sehe schon vor mir, wie das Blut aus ihrem Körper fließt und sich auf dem weißen Kleid ausbreitet wie eine fleischfressende Pflanze.
    »Sie ist jenseits aller Erlösung, du kannst sie nicht mehr retten.« Die Botschafterin wirft mir die Waffe zu. Sie landet direkt vor meinen Füßen und trudelt gemächlich im Kreis. »Sie muss einen schnellen Tod sterben. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie den Eid der Söldner ablegt.«
    »Ich … « Ich drehe mich erneut nach Ariel um. Warum bleibt sie so regungslos stehen? Warum richtet sie nicht ihre Pistole auf mich? Liebt sie mich noch? Wartet sie darauf, dass ich ihr einen Grund gebe, diesen Wahnsinn zu beenden?
    Es gab einmal eine Zeit, in der ich gedacht habe, dass Ariels Tod das Beste sei. Wenn sie schon so nahe davorsteht, ein Söldner zu werden, gibt es kein Zurück mehr. Aber wenn ich sie ansehe, ihre anmutige Gestalt, die Spitze ihres Kinns, das Heben und Senken ihrer Schultern bei jedem Atemzug …
    »Ich kann es nicht«, sage ich schlicht.
    »Nein. Ich kann es nicht«, flüstert die Botschafterin. »Die Mächte des Lichts verbieten es mir, sie zu töten, aber du kannst es. Wenn du es tust, wirst du einer von uns werden, das verspreche ich dir. Es wird dein letzter Mord sein, ein großmütiges Opfer zum Wohl der Allgemeinheit. Es dient einem höheren Zweck.«
    Ein großmütiges Opfer zu einem höheren Zweck.
    Die Worte drehen sich in meinem Kopf. Sie ähneln erschreckend denen, die der Söldner, der mich geschaffen hat, damals auf dem Hügel zu mir gesagt hat.
    Offenbar haben die Mächte des Lichts und die der Dunkelheit mehr gemeinsam, als ich geahnt habe.
    Ich bücke mich und hebe die Waffe auf. Dann bewege ich mich langsam zurück zum Bühnenrand. In mir keimt ein Verdacht.

24
    Ariel
    O bwohl ich sehe, dass seine Finger sich um die Waffe legen, fühle ich keine Trauer. Es tut mir auch nicht mehr weh, dass die Botschafterin recht behalten hat und Romeo

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