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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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tatsächlich ein Mörder ist, dessen unsichtbarer Komplize sich hinter dem Vorhang versteckt.
    Ich verspüre nur noch Hass und Wut. Brennend und tödlich.
    Ich recke mein Kinn und umklammere die Pistole fester. Ich muss ihm unbedingt zuvorkommen, bevor er oder derjenige, der hinter dem Vorhang steht, mich erschießt. Bevor jemand von den Leuten, die geflohen sind, Hilfe holt. Die Botschafterin hat mich gewarnt, dass Romeo wahrscheinlich von einem anderen Söldner unterstützt wird. Doch der wird ihn im Stich lassen, sobald er erkennt, dass Romeo versagt. Ich werde Romeo eine Kugel in den Körper jagen, und zwar in jeden seiner beiden Körper, den geborgten und den, den er sich beinahe durch meinen Tod erkauft hätte.
    Vor mir steht Dylan; Romeos ursprüngliche Gestalt liegt gefesselt hinter mir in der Garderobe. Die Botschafterin hat Wort gehalten und ihn in der Gefriertruhe gefangen gehalten. Die Aufnahmen von Dylans Striptease haben einen ziemlichen Tumult verursacht, deshalb ist der Junge mit den leeren Augen und der zerrissenen Kleidung keinem aufgefallen, als ich ihn so heimlich wie möglich von der Küche in die Garderobe geführt und dort versteckt habe. Niemand hat mitbekommen, dass ich ihn gefesselt habe und anschließend am Regal hochgeklettert bin, um die Pistole meines Großvaters aus der Deckenverkleidung zu holen. Jetzt sind keine Zeugen mehr da. Es gibt nur noch Romeo und mich.
    Es ist Zeit. Jetzt.
    Ich hebe die Pistole, mein Herz rast, ich sehe das Pulsieren an meinem Handgelenk, als ich meine Muskeln anspanne und die schwere Waffe in Anschlag bringe.
    »Warte!«, ruft Romeo. »Bitte!« Er springt von der Bühne auf die Tanzfläche, wo jetzt nur noch Tausende silberne Scherben an die glitzernde Discokugel erinnern. Mit meinen ersten Schüssen habe ich sofort die Kugel und die Musikanlage erwischt. Offenbar bin ich ein guter Schütze. Eigentlich müsste ich es schaffen, Romeo zu töten, bevor er die Waffe heben kann, die er in der Hand hält.
    Meine Finger legen sich auf den Abzug und spannen ihn. Immer weiter …
    »Sprich mit mir«, fleht er.
    »Wir haben genug geredet. Ich weiß über dich Bescheid.«
    Er hebt eine Hand. Die Hand ohne Waffe. »Ich habe dir gesagt, wer und was ich bin.«
    »Ich weiß jetzt, dass du immer noch ein Söldner bist.«
    »Nein. Ich … «
    »Als ich im Haus der Sloops Gemmas Schmuck geholt habe, hat eine Botschafterin im Körper von Gemmas Mutter auf mich gewartet. Sie hat mir alles erzählt.« Ich schleudere ihm die Wahrheit ins Gesicht. Ich kann sie nicht länger für mich behalten. »Sie hat mich sehen lassen, wie du mich getötet hast. Du hast mich erschossen! «
    Schuldbewusstsein flackert in seinen Augen auf. »Bitte, Ariel. Du verstehst nicht. Ich … «
    »Halt die Klappe.«
    »Bitte!«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht mehr reden will.«
    »Du musst nicht reden.« Er macht einen vorsichtigen Schritt nach vorne.
    Ich verlagere meinen Körper, um ihm die Sicht auf den Jungen hinter mir zu versperren. Er darf ihn nicht sehen. Erst wenn ich auf beide schießen kann.
    »Hör mir nur zu«, bittet er. »Julia hat in deinem Körper gewohnt, als ich das erste Mal hier war. Ich habe sie erschossen, weil ich keine andere Wahl hatte. Nur so konnte ich sie schützen … «
    »Ich habe die Nase gestrichen voll von deinem Schutz , und ich will mir auch deine Lügen nicht mehr anhören.«
    »Es sind keine … « Er verstummt. Am schnellen Heben und Senken seiner Brust sehe ich, dass er Angst hat. Er begreift allmählich, dass er mich mit seinem Geschwätz nicht mehr einwickeln kann und sterben wird. Endgültig. Für immer. »Bitte, lass mich dir sagen, was ich fühle. Ein letztes Mal.«
    »Liebe … ja … «, flüstert Romeos ehemalige Gestalt hinter mir. Vor lauter Schreck lockere ich die Finger um den Abzug. Ich werfe einen kurzen Blick hinter mich. Der Junge wiegt sich hin und her und lächelt dabei so selig und unschuldig, dass ich am liebsten weinen würde. Er ist eher bedauernswert als furchterregend. Gut aussehend wie der Junge in meinen Träumen, aber innerlich leer, so kaputt und am Ende, dass ich zuerst dachte, er könne nicht sprechen. Er war gespenstig stumm vorhin in der Scheune, so still, dass ich schon dachte, er sei tot.
    Die Botschafterin hat mir erklärt, dass es sich um Romeos Seelengeist handelt. Wenn Romeos Seele in die Körper der Toten einfährt, bleibt sein Seelengeist zurück. Romeo hat seit Jahrhunderten nicht mehr in seinem eigenen Körper

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