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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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mustert mich aus ihren großen blauen Augen. »Aber ich möchte, dass du deine Pläne immer mit mir besprichst. Und ich will meine mit dir besprechen.«
    »Sobald wir unten angekommen sind, erfährst du, was ich vorhabe.« Ich bewege mich zur Maueröffnung. »Schling deine Beine so um das Seil«, befehle ich und zeige ihr, wie sie es anstellen soll. »Falls du loslässt, bleibst du auf diese Weise im Seil hängen und fällst nicht sofort runter.«
    Sie nickt. »Wir mussten im Sportunterricht schon am Seil klettern. Ich habe keine Angst.«
    Anscheinend nicht. Ich wünschte, ich hätte ebenfalls keine Angst um sie.
    »Wir sehen uns unten«, lächle ich. Ich lasse sie nur ungern allein hier oben zurück, aber es ist besser so. Sie wird es auf jeden Fall schaffen, sich abzuseilen, bevor die Flammen den Glockenturm erreicht haben. Wenn ich vor ihr unten bin, kann ich sie zumindest auffangen, falls nötig.
    Ich klettere aus der Maueröffnung und hangle mich am Seil hinunter. Einmal bleibt mir beinahe das Herz stehen, weil mein Hemd einzureißen droht, aber ich erwische gerade noch rechtzeitig den Saum. Erst als ich das Ende unseres behelfsmäßigen Seils erreicht habe, riskiere ich einen Blick nach unten. Das Licht der Flammen, das durch die Kirchenfenster flackert, erleichtert es mir, meine Fallhöhe einzuschätzen. Bis zum Boden sind es etwa drei Meter, höchstens dreieinhalb. Es wird keine weiche Landung, aber wenn ich die Knie anwinkle …
    Ich lasse mich fallen. Selbst mit gebeugten Knien ist der Aufprall so hart, dass mir die Luft wegbleibt. Hustend lasse ich mich über die Erde abrollen, bewege die Knie und beuge meinen schmerzenden Rücken, um herauszufinden, ob ich mir etwas gebrochen habe. Mein ganzer Körper schmerzt. Es rumort, knirscht und rumpelt.
    Doch das Geräusch kommt nicht aus meinem Körper. Es wird zusehends lauter und entwickelt sich zu einem lauten Donnern, das sogar das wütende Tosen der Feuersbrunst übertönt. Jetzt wird mir klar, dass es Pferde sein müssen, und zwar mehr als nur zwei oder drei. Dann dröhnt die Stimme eines Mannes durch das Prasseln des Feuers.
    »Du stehst unter Arrest, Romeo Montague! Auf Befehl des Prinzen!«
    Plötzlich bin ich von scharrenden Hufen umgeben. Grau und violett gekleidete Männer schauen von ihren Pferden auf mich herab, sie tragen die Farben des Prinzen. Seine Wache. Ich weiß, dass sie den Befehl haben, mich in den Kerker zu werfen, wenn ich mich nicht an den Bannspruch des Prinzen halte. Ich habe Tybalt getötet, Julias Cousin. Und ich bin ein Feind des Prinzen und seiner Freunde, den Capulets. Man wird mich gefangen nehmen und in den Kerker werfen, bis darüber entschieden ist, wie ich hingerichtet werden soll. Wenn ich Glück habe, wird meine Hinrichtung im kleinen Kreis vollzogen – nur in Gegenwart des Prinzen und seiner Vertrauten. Wenn ich Pech habe, schleift man mich hinter einem Pferd über den Marktplatz und knüpft mich an den Galgen. Die ganze Stadt wird zusehen, wie ich elendig ersticke.
    Und auch Ariel wird es hilflos mit anschauen müssen und nichts tun können, um mich vor der Strafe für die Sünden meines früheren Lebens zu retten. »Bitte! Ich war doch schon auf dem Weg nach Mantua!«, rufe ich panisch. »Aber als ich gesehen habe, dass es brennt, bin ich zurückgeeilt, um zu helfen. Rosaline Desare ist … «
    »Wahrscheinlich hast du das Feuer selbst gelegt«, brüllt einer der Männer erbost. Doch bevor er noch weitere Beschuldigungen aussprechen kann, erteilt ihm ein anderer Mann einen Befehl:
    »Reite in die Stadt und hole jeden gesunden Mann zu Hilfe! Wenn wir uns beeilen, können wir verhindern, dass das Feuer auf die Bäume und den Friedhof übergreift.«
    Der Mann, der mich der Brandstiftung beschuldigt hat, wendet sein Pferd und galoppiert, eine Staubwolke hinter sich herziehend, Richtung Stadt. Als der Staub sich legt, erkenne ich den Mann, der den Befehl gegeben hat. Es ist Adolfo, der Befehlshaber der Wache. Während der Messe sitzt seine Familie nur wenige Kirchenbänke von meiner entfernt – in eben dieser Kirche, die gerade abbrennt.
    »Adolfo! Bitte! Rosaline DeSare ist da oben im Glockenturm gefangen«, brülle ich. »Und Julia Capulet liegt lebendig begraben in der Gruft. Sie brauchen Hilfe!«
    Doch er sieht mich nicht einmal an. Er hat mich entweder nicht gehört oder findet es nicht der Mühe wert, auf das wirre Geschwätz eines Mörders zu hören. Ich schaue hoch zum Turm. Vielleicht hat Ariel es inzwischen

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