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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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liebsten würde ich auf sie zustürzen und sie auffangen, doch ihr Gesichtsausdruck veranlasst mich stehen zu bleiben. Sie sieht mich entsetzt an, als wüsste sie nicht … »Ich bin es, Romeo«, flüstere ich.
    »Ich weiß. Wie könnte ich dein Gesicht jemals vergessen?«, antwortet sie heiser. Ihre Stimme ist gezeichnet von ihrer Gefangenschaft im Grab. »Du bist tatsächlich wieder in deinen eigenen Körper zurückgekehrt. Ich habe ihr nicht geglaubt, als sie mir das erzählte … Doch jetzt stehst du tatsächlich gesund und munter vor mir.«
    Benommen schüttle ich den Kopf. Nein. Wie ist das möglich? Weiß sie wirklich …
    Doch ich bin ja auch hier gelandet und erinnere mich an die Vergangenheit und die Zukunft. Aber ich wurde durch die Magie der Botschafterin hierhergeschickt. Könnte sie demnach …
    »Hat deine Amme dich hierhergeschickt?«, frage ich. Erneut lodert Hass auf die Botschafterin in mir auf. Sie hat mich glauben lassen, dass Julia verloren sei. »Wusste sie, dass du lebst?«
    »Ich weiß nicht, wer oder was mich hierhergebracht hat. Nachdem du mich erschossen hattest, lag ich im Sterben und habe nach meinem Seelengeist verlangt. Ich wollte endlich meinen Frieden. Stattdessen bin ich in meinem Grab aufgewacht.« Sie zuckt zusammen und rafft erschreckt ihr Kleid, als noch mehr Männer auf ihren Pferden heranpreschen, um dem Löschtrupp zu Hilfe zu eilen. Ihr Blick wandert von den Männern zur Kirche und wieder zu mir. Anscheinend begreift sie langsam, dass die Kirche brennt und wir beide den Männern im Weg stehen.
    »Komm«, sage ich und reiche ihr die Hand. Ich schaue noch einmal hoch zum Glockenturm. Neben der Maueröffnung ist eine blonde Haarsträhne zu sehen. Ariel! Sie scheint sich aus irgendeinem Grund zu verstecken … Aber wieso?
    Der Drang, über den Friedhof zu rennen und ihr zuzubrüllen, sie soll herunterklettern und sich in Sicherheit bringen, ist übermächtig. Doch Julia steht taumelnd vor mir und macht keine Anstalten, den herangaloppierenden Reitern auszuweichen. Im Drang, das Feuer zu löschen, jagen die Männer auf ihren Pferden vorwärts, ohne den Blick nach unten zu richten.
    »Komm jetzt«, sage ich entschlossen. »Wir stehen im Weg.« Nach kurzem Zögern folgt sie mir und stolpert dabei über ihre schmutzigen Röcke. Ich strecke meine Arme aus, um sie aufzufangen, aber sie wehrt mit verschmierten Händen meinen Griff ab. Offensichtlich bricht sie lieber auf der Erde zusammen, als meine Hilfe anzunehmen.
    »Was ist passiert?«, frage ich und starre auf ihre Hände. »Bist du verletzt?«
    »Nein, es geht mir gut«, murmelt sie.
    »Aber deine Hände. Sie … «
    »Es geht mir gut!« Wie ein Häufchen Elend hockt sie zusammengekauert zu meinen Füßen. Es bricht mir das Herz.
    »Julia.« Ich gehe vor ihr auf die Knie und berühre sanft ihre Schulter. »Bitte vergib mir. Wenn ich das, was du erleiden musstest, auf mich nehmen und dir das Geschehene ersparen könnte, würde ich es tun.«
    »Meine Amme ist tot. Sie war im Körper einer Frau mit roten Haaren und … Aber ich weiß genau, dass sie es war«, schluchzt Julia. Ihre Schultern beben, sie wehrt sich nicht mehr gegen meine Berührung. »Sie hat es geschafft, sich zur Gruft zu schleppen und den Stein von meinem Sarkophag zu schieben, obwohl Bruder Lorenzo sie schrecklich zugerichtet hat. Aber ihre Verletzungen waren tödlich, sogar für sie. Sie sagte noch … Sie … Sie ist in meinen Armen gestorben.« Zusammengekauert, den Blick immer noch auf den Boden gerichtet, streckt mir Julia ihre Hände entgegen. Im Feuerschein sehen sie schwarz aus, aber ich weiß, dass sie rot sind. Rot vom Blut der Frau, die sie beschützt und verflucht hat. »Die Amme hat mich ebenfalls um Vergebung angefleht.«
    »Die hatte sie auch bitter nötig.«
    »Und dann hat sie mich beschworen, dich und Ariel zu töten. Sie sagte, wenn ihr am Leben bleibt, sei die Welt verloren.« Jetzt hebt Julia das Gesicht und sieht mich an. Sie ist atemberaubend schön.
    Obgleich sie vor Schmutz starrt, ist Julias Schönheit unglaublich; sie hat volle Lippen, sanfte braune Augen und eine Haut wie Seide. Sie ist schöner als Ariel. Doch selbst wenn sie tausendmal schöner wäre, in meinem Herzen ist Ariel das bezauberndste Geschöpf auf Erden. Es ist Ariels Gesicht, dessen Anblick mir den Atem raubt, nicht Julias.
    Die Amme hat Julia befohlen, Ariel und mich zu töten.
    »Sie ist unschuldig«, flüstere ich. »Töte mich, wenn es sein muss, aber bitte …

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