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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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schon seit Stunden unterwegs, abereigentlich können erst fünfzehn Minuten, höchstens eine halbe Stunde vergangen sein. Ich habe kein Zeitgefühl, weil ich ständig an meinen verrotteten Körper denken muss, seinen Gestank in der Nase habe und das Gefühl der Verwesung um mich herum spüre. In meinem ganzen bisherigen Dasein war dies das Schlimmste von allem. Kein Lebewesen sollte gezwungen sein, seine eigene Verwesung zu erleben.
    Nicht einmal ein Unmensch wie ich.
    »Ich verstehe das nicht«, sage ich, als ich die Stille nicht mehr ertrage. »Ich dachte, ich hätte einen guten Anfang gemacht.«
    »Indem du das Mädchen so betrunken machst, dass sie kaum noch gerade stehen kann?« Die Stimme der Botschafterin ist eisig.
    »Ich wollte sie nicht betrunken machen. Ich dachte, der Wein könnte ihr vielleicht helfen, sich zu entspannen.«
    »Veränderte Bewusstseinsebenen sind nicht gut für Ariel. Du hast sie dadurch schrecklichen Qualen ausgesetzt. Was du zuvor an Boden gewonnen haben magst, hast du nun wieder verloren.«
    »Woran leidet sie eigentlich?« Ich warte auf eine Antwort, die nicht kommt, und spüre neben meiner Angst auch Ärger in mir aufsteigen. »Wenn sie dermaßen empfindsam und feinfühlig ist, hätte man mich doch warnen müssen. Es ist ja wohl kaum mein Fehler, wenn … «
    Die Botschafterin tritt hart auf die Bremse. Mein Körper schießt vorwärts, aber ihre Hand zuckt nach vorne, bevor mein Kopf die Windschutzscheibe berührt. Sie packt mich am Hemdkragen und zieht mich zu sich herüber, in eine Wolke von Vanilleparfüm. Der Duft ist angenehm und grauenerregend zugleich. Sie mag wie eine normale Frau riechen, ihr Duft sogar etwas Heimeliges haben, dennoch ist sie ein unsterbliches Wesen mit übernatürlichen Kräften. Was sie jetzt beweist, indem sie mich mit einer einzigen Armbewegung aus dem Sitz hebt.
    »Nun hör mir mal gut zu«, zischt sie. »Wenn es dir nicht gelingt, Ariels Herz zu gewinnen und sie auf den Weg des Friedens zu führen, ist das allein deine Schuld. Dann werden wir die Welt verlieren, und ich hätte mich deinetwegen bei den anderen Botschaftern zum Narren gemacht. Das würde mir gar nicht gefallen.«
    »Ich wollte doch nicht … «
    »Sollte es dazu kommen, werde ich dich deinem Seelengeist ausliefern, und zwar auf der Stelle«, droht sie. »Und glaube nur ja nicht, ich sei so mitfühlend, dir dieses Grauen zu ersparen, denn das bin ich nicht.« Sie zieht mich so nah an sich heran, dass ihr Atem meine Wange streift. Er ist sanft und warm, trotzdem schaudere ich. »Du hast Julias Gedanken vergiftet und sie gegen mich aufgebracht. Mit ihr habe ich nicht nur eine Botschafterin verloren, die kurz davor stand, zur nächsten Ebene aufzusteigen, sondern auch ein Mädchen, das mir sehr am Herzen lag. Auch wenn mein Eid als Botschafterin mich verpflichtet, keinem Lebewesen Schaden zuzufügen, wird er mich nicht daran hindern, dich leiden zu sehen. Ganz im Gegenteil: Ich würde deine Qualen genießen.«
    Ich senke die Augen. Ich habe Julias Gedanken keineswegs vergiftet, sondern ihr erstmals in meinem erbärmlichen Dasein die Wahrheit gesagt. Das kann ich nicht bereuen. Im Tod ist Julia endlich frei, das war sie im Dienst dieser Frau nie.
    Aber ich wage nicht, ihr zu widersprechen. Mein Wunsch, Schmerzen zu vermeiden, ist größer als mein Bedürfnis, die Wahrheit auszusprechen. Wie groß meine Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit auch sein mag, die Bedrohung durch die Qualen der Hölle wiegt stärker.
    »Ich verstehe«, antworte ich. »Ich werde weder versagen noch Schande über dich bringen.« Dann schweige ich und wäge meine nächsten Worte sorgfältig ab. Doch ich muss es ansprechen. Werde ich getötet, weil die Botschafterin mich schwach und verletzlich zurückgelassen hat, wird der Dienst, den sie mir aufgetragen hat und der ihr so sehr am Herzen liegt, unerledigt bleiben. »Aber es wird nicht leicht sein, diese Aufgabe zu erfüllen, ohne über die wahre Kraft eines Botschafters zu verfügen«, gebe ich zu bedenken.
    »Für deinen Dienst benötigst du keine übersinnlichen Kräfte, sondern einen übernatürlichen Charme.« Mit nur einer einzigen Handbewegung stößt sie mich zurück in den Sitz. »Aufgrund deines Erfolges bei Julia hatte ich angenommen, dass du Charme im Überfluss besitzt.«
    Die Wahrheit, nicht mein Charme, hat Julia dazu gebracht, sich anzuhören, was ich über Botschafter und Söldner zu berichten hatte. Aber ihre Amme ist nicht willens, sich Wahrheiten anhören,

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