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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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ihre Antwort warte. Ich bin ein Verräter. Wenn die Söldner die alleinige Macht haben, werde ich zweifellos für meinen Verrat büßen müssen. Ich kann mir kaum ein schlimmeres Schicksal vorstellen, als in meinem Seelengeist gefangen zu sein, aber ich bin sicher, dass die Söldner Schlimmeres für mich bereithalten. Wenn ich versage, werde ich Qualen erleiden, gegen die mir das Leben in einem verwesenden Körper wie ein süßer Traum erscheinen wird.
    »Wenn du versagst, gibt es keine Gewinner«, erklärt die Botschafterin. »Wenn es den Söldnern gelingt, das Licht der Welt verlöschen zu lassen, dann löschen sie sich damit zugleich selbst aus. Ohne Gleichgewicht herrscht Chaos. Nicht einmal die Verursacher dieses Chaos werden es beherrschen können.«
    Ich glaube ihr. Der Zauber, den Botschafter und Söldner ersonnen haben, verlangt nach einem Gleichgewicht, nach Licht und Dunkel. Ich habe nie verstanden, wieso die Söldner glauben, dass sie mächtig genugsind, sich über diese Tatsache hinwegsetzen zu können. Trotzdem, ich muss wissen, ob es eine Zeit der alleinigen Söldnerherrschaft gebenwird, bevor die Welt im wahrsten Sinne des Wortes zur Hölle geht.
    »Aber wenn ich versage, haben die Söldner die Alleinherrschaft?«
    »Eine Zeit lang schon.« Sie schlägt jetzt einen breiteren Weg ein, und ich kann neben ihr gehen, ohne mir das Hemd an herabhängenden Ästen zu zerreißen. Der Weg führt uns zu einer Lichtung. Ungefähr dreißig Meter entfernt, auf der Bergspitze, schmiegt sich eine Hütte in die Felsen. »Wenn es den Söldnern gelingt, Ariel auf ihre Seite zu ziehen, werden sie den Sieg davontragen und jeder möglichen Realität ihren grausamen Stempel aufdrücken.«
    »Und damit die Sache zu ihren Gunsten entscheiden.«
    Sie nickt und bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen. »Die Menschheit stand bereits einmal kurz vor ihrem Untergang, beinahe hätten die Söldner den Sieg davongetragen. Doch das erste Mal wurde Ariel getötet, bevor sie ihre zukünftigen Gräueltaten begehen konnte.«
    Ich versuche mir vorzustellen, wie Ariel Gräueltaten begeht, aber es will mir nicht gelingen. Zugegeben, sie ist zornig und verwirrt, aber sie ist doch nur ein trauriges, verwirrtes Mädchen wie Hunderttausend andere auch. Während unserer kurzen gemeinsamen Zeit habe ich sie oft lachen sehen. Ich habe gesehen, wie ihre Augen schalkhaft aufblitzen und wie sanft ihr Lächeln ist. Es fällt mir schwer zu glauben, dass ausgerechnet Ariel, die Dylans Gemeinheiten damit bestraft, dass sie ihn zwingt, vor ihren Augen nackt ein Liedchen zu singen, zu echten Grausamkeiten fähig sein soll.
    »Kaum zu glauben«, murmle ich und wiederhole Ariels Worte vom Spielplatz.
    »Glaube es nur. Wenn wir nichts unternehmen, werden Ariels dunkle Taten die grausamsten Tyrannen der Welt wie die reinsten Chorknaben aussehen lassen.«
    Dann ist das wohl so. Ariel. Immer für eine Überraschung gut! »Dann habe ich euch also das letzte Mal einen Gefallen getan, indem ich ihr eine Kugel in den Kopf gejagt habe?«
    »Für sie war es besser zu sterben, als ein grausames Ungeheuer zu werden.« Sie stimmt mir zu. Das überrascht mich, denn durch den Eid der Botschafter ist sie dazu verpflichtet, Leben zu schützen. Und doch ist diese Frau jetzt bereit, einen Mord als notwendiges Übel hinzunehmen. Das überzeugt mich mehr als alles andere davon, dass unser aller Schicksal unabwendbar mit dem von Ariel verbunden ist.
    »Angenommen, es gelingt mir, ihr Herz zu erobern. Wird das ausreichen?«, frage ich. »Denn wenn es, wie du sagst, viele verschiedene Realitäten gibt, dann … «
    »Nicht für dieses Mädchen. Ihre Geburt war sehr schwierig. Sie starb in fast allen Realitäten, bevor sie ihren ersten Atemzug tun konnte. Nur in zwei Welten war das nicht der Fall. Wenn wir die Sache jetzt in Angriff nehmen, können wir die Gefahr, die von Ariel Dragland ausgeht, eliminieren.«
    In Angriff nehmen. Gefahr. Eliminieren . »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken … «
    »Ich bete, dass es uns gelingt«, sagt sie. Langsam nähern wir uns einer verlassenen Hütte. »Es ist letztlich besser für sie, am Leben zu bleiben und eine Verfechterin des Friedens zu werden.«
    Ich bleibe stehen und rühre mich nicht vom Fleck. Die Amme geht immer weiter Richtung Hütte. Jetzt, aus der Nähe, spüre ich die beunruhigende Energie, die von diesem Ort ausgeht. Es gibt hier etwas, was mir den Magen umdreht und den Wein und das Essen darin rumoren

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