Romeo für immer, Band 02
die ihr nicht gefallen. Ich senke meinen Kopf, um ihr zu signalisieren, dass sie recht hat, bevor ich weiterspreche. »Aber nur mit meinem Charme werde ich mich nicht verteidigen können, wenn ich von Söldnern angegriffen werde.«
»Es gibt nur wenige Kämpfer der dunklen Macht in diesem Tal.« Sie legt ihre Hände wieder auf das Lenkrad, gibt Gas und fährt weiter. »Und du wirst ohnehin die meiste Zeit in der Schule verbringen, dort gibt es keine Söldner.«
»Selbst wenige sind schon zu viele. Wenn sie merken, dass ich die Seiten gewechselt habe, werden sie mich vernichten«, widerspreche ich ihr angespannt. Sie biegt links ab, auf einen Feldweg, der aus ein paar tiefen Furchen im hohen Gras besteht.
Wohin bringt sie mich? Und wieso bringt sie mich hierher?
»Sie werden nicht erkennen können, was du bist oder was du einmal warst«, erklärt sie. »Ich habe dir nur sehr wenig von meiner Magie zuteilwerden lassen. So besitzt du zwar keine übernatürlichen Kräfte, aber du trägst auch nur wenig von meiner Magie in dir, die Farbe deiner Aura hat sich nicht verändert. Du kannst dich also sicher fühlen.« Sie fährt den Wagen an den Wegesrand und stellt den Motor ab, bevor sie sich wieder mir zuwendet. »Natürlich nur, wenn du nicht wieder so grandios scheiterst wie heute Abend.«
»Wie hätte ich denn wissen sollen, dass Wein eine solche Wirkung auf sie hat?«, frage ich.
Trotz meines unterwürfigen Tonfalls presst sie verärgert die Lippen aufeinander. Anscheinend bin ich heute Abend nicht imstande, die holde Weiblichkeit zufriedenzustellen.
Ich kaschiere mein Seufzen mit dem Zuschlagen der Autotür und folge der Amme auf einem von Bäumen gesäumten Pfad, der uns noch höher den Berg hinaufführt. »Aber jetzt weiß ich es ja«, sage ich. Es hilft nichts, ihr zu widersprechen.
Vielleicht wäre es angebrachter, ihr Versprechungen zu machen. »Ich werde Ariels Vertrauen zurückgewinnen. Es lief eigentlich ganz gut, bevor wir den Wein getrunken haben.«
»Es lief also ganz gut?«, fragt sie über die Schulter.
»Sehr gut sogar!«
»Du bist selbstbewusst wie eh und je.«
»Ich habe keinen Grund, es nicht zu sein«, verkünde ich und denke daran, wie heftig Ariels Herz gepocht hat, als wir uns berührt haben. Fast hätte sie ihren Widerstand aufgegeben, das habe ich gespürt. Spätestens Ende des Monats habe ich sie so weit. »Sie ist kurz davor, sich in mich zu verlieben, das spüre ich. Du musst dir also keine Sorgen machen.«
»Ausgezeichnet. Dann hoffe ich, drei Tage werden dir reichen?«
»Drei Tage?« Ich bleibe erschrocken stehen. Die Amme geht ungerührt weiter, und ich muss mich beeilen, sie einzuholen.
Ist diese Frau wahnsinnig? Drei Tage? Nur drei verdammte Tage?
»Ist das nicht sehr überstürzt?«
»Mag sein.« Sie zuckt die Achseln. »Benjamin Luna haben jedenfalls drei Tage genügt, um Julias Herz zu erobern.«
Ich kämpfe den Drang nieder, sie wütend anzuknurren. »Ariel istnicht Julia .«
»Wie auch immer, du hast drei Tage. Mehr Zeit kann ich dir nicht geben. Freitag um Mitternacht ist deine Zeit abgelaufen.«
»Und warum?«
»In dieser Realität sind die Seelenverwandten, um die du mit Julia gekämpft hast, eine dauerhafte Bindung eingegangen. Den Söldner und die Botschafterin, deren Aufgabe es war, sie zu bekehren, gibt es nicht mehr.« Sie bleibt stehen und hält einen tief hängenden Ast hoch, damit ich ihr auf unserem Weg nach oben ungehindert folgen kann. »Aber Ariel hat eine große Bedeutung für das Schicksal der Welt, und zwar für beide Seiten. Wenn die Söldner wüssten, wie wichtig Ariel für die dunkle Macht ist, hätten sie längst versucht, sie unserem Einfluss zu entziehen.«
»Aber sie wissen es nicht?«
»Nein, noch nicht. Die Söldner nehmen Zeit und Raum anders wahr, als wir es tun. Darin liegt unsere Stärke. Die Söldner werden Ariels unermessliche Bedeutung erst in dem Moment erkennen, wenn Ariel ihr Herz geöffnet hat. Erst wenn sie kurz davor stehen, Ariels Seele zu verlieren, werden sie begreifen, welche Bedeutung Ariel für ihre Sache hat.«
»Davon hast du auf dem Bahnhof schon gesprochen«, bemerke ich. »Aber wie kann ein einziges Mädchen so bedeutsam für euch sein? Ihr führt euren Krieg doch schon seit Jahrtausenden.«
»Und das werden wir auch weiterhin. Vorausgesetzt, es gelingt dir, Ariel zum Licht zu führen.«
»Und wenn es mir nicht gelingt? Haben dann die Söldner gewonnen?« Mein Herz pocht immer schneller, während ich auf
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