Romeo für immer, Band 02
nicht, warum Ariel plötzlich so verärgert ist, und setze ein Lächeln auf, um die Lage zu entschärfen. »Es ist mir auch ganz egal, mit wem Gemma schläft. Es geht mir allein um dich, nur du bist mir wichtig.«
»Und wieso plötzlich? Weil ich diejenige bin, auf die du gewettet hast?« Sie ist aufgestanden und steht schwankend vor mir, stolpert und versucht, sich am Geländer festzuhalten, um ihr Gleichgewicht zurückzugewinnen.
Heiliger Dionysos! So betrunken kann sie doch nicht sein. Andererseits wiegt sie so gut wie nichts, und sie hat kaum Erfahrung um Umgang mit Alkohol.
»Darüber haben wir doch schon gesprochen, Ariel«, gurre ich besänftigend. »Es gibt keine Wette mehr. Versprochen!« Ich stehe auf und will sie stützen, aber sie schlägt meine Hand weg.
»Woher weißt du überhaupt, dass ich noch Jungfrau bin?«
Gemma hat es Dylan erzählt. Die beiden haben sich über Ariel lustig gemacht und darum gewettet, wie alt Ariel bei ihrem ersten Kuss sein würde, ganz zu schweigen von ihrem ersten Mal … Dylans Interesse an Ariel wurde erst durch die Unterhaltung mit Gemma geweckt, und damit auch sein Ehrgeiz, Ariel zu erobern.
Aber das kann ich ihr unmöglich sagen.
Ich zucke mit den Schultern. »Dein nicht vorhandenes Liebesleben ist kein großes Geheimnis, und ich weiß … «
»Du weißt gar nichts. Du kennst mich überhaupt nicht. Es könnte doch sein, dass ich insgeheim ein ganz anderes Leben führe und ein dunkles Geheimnis vor der Welt verberge«, entgegnet sie. »Ein dunkles, gefährliches Geheimnis.«
»Könnte sein«, stimme ich ihr belustigt zu. Sie ist wunderbar, wenn sie wütend ist, aber sie ist ausgesprochen niedlich, wenn sie angeheitert und streitlustig ist. »Verbirgst du denn ein dunkles Geheimnis? Verrätst du es mir? Ich würde dein Geheimnis liebend gern kennen.«
Sie zielt mit wackligem Finger auf meine Nase. »Mach dich nicht über mich lustig.«
»Tue ich nicht. Ich bin fasziniert von dir.« Ich mache einen Schritt auf sie zu. Sie stolpert und stürzt beinahe die Rutsche hinab, doch ich halte sie, bevor sie fallen kann, und ziehe sie an mich.
Wir stehen eng aneinandergepresst und spüren nur zu deutlich jeweils den Körper des anderen. Es knistert zwischen uns. Ich spüre die Funken unserer gegenseitigen Anziehungskraft und weiß, sie fühlt das auch. Ihre Lippen öffnen sich und in meinem Kopf dreht sich alles. Ich frage mich, ob ich vielleicht ebenfalls betrunkener bin, als ich dachte.
Aber eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass ein hübsches Mädchen diese Reaktion in mir hervorruft. Diese Wirkung haben hübsche Mädchen schon immer auf mich gehabt, als ich noch lebte. Ich sollte mir Ariels weinselige Gefügigkeit zunutze machen. Der köstliche Geschmack des Weines in meinem Gaumen ist nichts im Vergleich zu dem paradiesischen Gefühl, das ich verspüren werde, wenn ich meine Hände über Ariels nackte Haut gleiten lasse, das Blut durch meine Adern tost und ich mich in ihr verliere. Wenn ich jetzt meine Verführungskünste geschickt einsetze, könnte ich sie haben und meine Lust an ihr stillen, die Lust, die sie mit ihrem Körper in mir geweckt hat.
Ich neige den Kopf und lasse meine Lippen neben ihrer Ohrmuschel schweben. »Auch ich habe ein dunkles, gefährliches Geheimnis«, flüstere ich. Der Schauer der Erregung lässt meinen Puls rasen. »Wollen wir unsere Geheimnisse miteinander teilen? Ich zeige dir meins … wenn du mir deins zeigst.«
Sie versteift sich, und ich merke leider zu spät, dass ich mit dieser Zweideutigkeit zu weit gegangen bin.
»Ich kann dir nicht trauen.« Sie versucht, sich mir zu entziehen, und taumelt wieder. »Du hast mich betrunken gemacht, weil du glaubst, ich tue dann alles, was du willst!«
»Nein, das habe ich nicht!« Zumindest anfangs nicht.
»Doch!« Empört versucht sie, mich von sich zu schieben, aber ich halte sie fest.
»Ich habe es wahrhaftig nicht nötig, Mädchen betrunken zu machen, damit sie mit mir schlafen, Ariel. Und ich würde nie … «
»Ach, wirklich?« Sie hört auf, sich zu wehren, aber ich spüre die Anspannung in ihrem Körper. »Dann hast du wohl schon viele Mädchen gehabt?«
»Na ja, ein paar schon«, gebe ich vorsichtig zu, aber ich war wohl nicht vorsichtig genug.
»Dann geh doch zu denen und … Lass! Mich! In! Ruhe!« Sie wirft sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen mich und will mich mit aller Kraft wegstoßen. Ich drohe hinunterzufallen, meine Füße gleiten von den Stufen ab. Ich versuche,
Weitere Kostenlose Bücher