Romeo für immer, Band 02
Mord zu bewegen sei. Aber ich könnte ihm genauso gut zu Diensten sein. Vorausgesetzt, ich bin bereit, meinen Seelenverwandten zu töten, Romeo umzubringen und den Eid der Söldner zu schwören.
Dazu müsste er mich jedoch befreien. Dann würde ich schon einen Ausweg finden. Ich kann es schaffen. Wenn ich darauf achte, immer in Gesellschaft anderer Menschen zu sein, wird er nicht die Gelegenheit haben, mich zu töten. Söldner geben sich niemals öffentlich zu erkennen. Sie ziehen es vor, ihre dunklen Geschäfte und ihre Foltermethoden im Verborgenen auszuüben.
»Es ist eine große Sünde, so etwas auch nur zu denken«, sagt er schließlich.
»Das ist mir egal!« Ich lege große Leidenschaft in meine Worte, obwohl ich vor Erschöpfung zittere. »Völlig egal!«
»Bleib ruhig, Julia. Sonst verletzt du dich noch.«
»Nein! Ich werde ihn verletzen. Finde jemanden, der dir hilft, den Stein beiseitezuschieben. Ich werde ihn zur Strecke bringen und … «
»Sei still!« Der Hass in seiner Stimme lässt mich zusammenschrecken. »Ich weiß, dass du lügst, Mädchen.«
Mir wird kalt. »Wie bitte?«
»Wo ist er? Ich spüre , dass du es weißt«, zischt der Mönch wütend. »Und wenn du weiterleben möchtest, wenn du den nächsten Tag noch erleben willst, dann sag mir jetzt, was du weißt. Auf der Stelle!«
Ich schaudere und wünschte, ich könnte mit dem Stein unter mir verschmelzen. Denn es gibt nichts, was ich ihm erzählen könnte. Nichts außer den Bruchstücken meines Albtraums, der sich aber entfernt, sobald ich versuche, mich zu erinnern.
Doch das ist alles, was ich habe. Es ist meine einzige Chance.
Und so beichte ich dem dunklen Mönch, was ich gesehen habe. »Ich hatte eine Vision. Ich habe Romeo gesehen«, flüstere ich. »Er hat dich verraten. Die Amme will ihn zum Botschafter machen.«
10
Ariel
I ch träume im Halbschlaf. Ich weiß genau, dass es nur ein Traum ist, aber es fühlt sich an, als würde es wirklich geschehen. Wir liegen auf unserem Hügel, der schöne Junge und ich. Diesmal sind wir alleine. Wir liegen nebeneinander im Gras, die nackten Beine ineinander verschlungen. Die Sonne scheint warm auf unsere Gesichter, und die Luft ist frisch und süß. Ich bin überglücklich. Am liebsten würde ich bis in alle Ewigkeit so mit ihm hier liegen. Der Hügel ist unser kleines Stückchen Himmel.
Oder die Hölle.
Das Bild von dem Mann in der Kutte mit seinen blutenden Riesenfingern schießt mir durch den Kopf. Ich erinnere mich, dass die Erde sich auftat und den Jungen in die Tiefe zog. Eigentlich müsste ich ihn warnen, aber ich bringe kein Wort über die Lippen. Seine Zehen streicheln meine Wade, ich bin wie hypnotisiert. Noch nie hat mich jemand auf diese Weise berührt, so frei und unbeschwert und gleichzeitig voller Sinnlichkeit.
Ich frage mich, ob sich so die Liebe anfühlt. Schmetterlinge flattern in meinem Bauch.
Es ist keine große Sache, versuche ich mich zu beruhigen. Er hat nur seinen Fuß über mein Bein gelegt. Aber mein Körper lässt sich nicht beruhigen. Meine Haut vibriert, und ich vergehe vor Sehnsucht, als er mit seinem Daumen über meinen Handrücken streicht. Ich halte die Luft an und wünsche mir, dass er mich ins Gras drückt und küsst. Ich will mit ihm verschmelzen und alles Bedrohliche um uns herum vergessen.
»Es ist so wunderbar mit dir zusammen«, flüstere ich. »Ich möchte bis in alle Ewigkeit mit dir hier liegen.«
»Ich liebe dich.« Seine Worte veranlassen mich, ihm in die Augen zu sehen. Es überrascht mich nicht, dass der Junge Dylans Augen hat. Im Traum sind die beiden zu einer Person verschmolzen. Auch die Hand des Jungen fühlt sich an wie Dylans Hand, und sein heiseres Murmeln klingt nach Dylans Stimme. »Ich liebe dich. Auch wenn ich es selbst noch nicht weiß.«
»Du bist ein Traum«, lächle ich.
»Wirklich?«, fragt er. »Vielleicht bist du ja der Traum.«
»Solange wir nicht aufwachen, ist es doch egal, wer von uns beiden träumt.
»Genau.« Sein Blick lässt mich erbeben. Ich kann es nicht abwarten, ihn noch näher zu spüren, und rolle mich über ihn. Meine Haare fallen ihm ins Gesicht, während ich ihn küsse. Er stöhnt, seine Hände gleiten über meinen Rücken, verharren in meiner Taille und pressen meine Hüften gegen seine. Ich wünschte, ich hätte den Mut, meinem Verlangen und seinen drängenden Händen nachzugeben. Ich möchte mir das weiche graue Kleid über den Kopf ziehen, während er auf dem Boden liegt und zu mir hochschaut und
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