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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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perfekter, geradezu magischer Moment.
    Dunkelheit, meine ständige Begleiterin im Dasein als Söldner, umgibt mich wieder, und ich heiße sie mit offenen Armen und geballten Fäusten willkommen. Der dritte Junge will fliehen, doch ich presche vor und verpasse ihm drei Schläge direkt über den Nieren, dort, wo es am meisten wehtut. Er fällt stöhnend zu Boden. Mit einem Lächeln auf den Lippen rase ich los, um mir Jason vorzuknöpfen. Es wird mir ein Vergnügen sein. Statt wegzurennen, hat er versucht, sich auf der Türschwelle des geschlossenen Spielzeugladens zu verstecken. Dort hockt er und wimmert leise.
    »Jetzt sag bloß, du heulst?«, brülle ich, während ich über den Gehsteig auf ihn zulaufe. Dann fange ich Ariels Blick auf, und tiefe Genugtuung erfasst mich. Das angedeutete Lächeln um ihre Mundwinkel und ihre plötzlich selbstbewusste Körperhaltung sprechen Bände. Ich habe sie zufriedengestellt, ich habe sie verteidigt. Jetzt wird sie mich lieben, sie wird mich retten. Das muss sie einfach. »Du solltest dich schämen«, knurre ich Jason an. »Du jämmerlicher, kleiner … «
    Bevor ich zuschlagen kann, hält mich jemand am Ellbogen fest. Ich drehe mich mit geballten Fäusten um, weil ich davon ausgehe, dass einer der Jungs zurückgekommen ist, um Jason beizustehen. Doch vor mir steht … ein Geist.
    Ich lasse fassungslos die Arme sinken.
    Nein, das ist kein Geist. Er lebt! Seine Hände sind warm, seine Augen funkeln mich zornig an, und ich höre ihn tief einatmen, bevor er befiehlt: »Hör auf! Hau ab!«
    »Benvolio?« Meine Stimme hört sich krächzend und ungläubig an. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Wie kann das sein? Mein Cousin ist seit Jahrhunderten tot.
    Trotz seiner modernen Kleidung – er trägt Jeans und ein schwarzes T-Shirt – ist es zweifellos Benvolio, der vor mir steht, und kein Junge aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, der ihm ähnlich sieht. Ich kenne meinen Cousin. Wir sind zusammen aufgewachsen. Er war fünfzehn Jahre lang mein bester Freund.
    Vorsichtig lässt er meinen Arm los. »Kennen wir uns?«
    »Ich bin es. Romeo«, flüstere ich. »Benvolio, ich … «
    »Ben«, sagt er. »Einfach nur Ben.«
    »Ben.«
    »Ben Luna.«
    Nein! Nein, das kann nicht sein! Unmöglich …
    »Ich bin neu an der Schule, seit letzter Woche.« Er schaut mir über die Schulter. »Mit dem Typ da habe ich Sport.« Ich drehe mich um und sehe Jason über die Straße stolpern. Er hat meine Verwirrung genutzt, um meinen Faustschlägen zu entkommen. Eigentlich müsste ich ihm jetzt wütend nachrennen oder mich wenigstens um Ariel kümmern. Stattdessen starre ich erschrocken auf Benvolio und kämpfe gegen meine aufsteigende Panik an.
    »Ich kann verstehen, dass du den Kerlen eins auf die Nase geben möchtest, aber eigentlich hat dir doch keiner von denen etwas getan«, sagt er. »Außerdem wird mein Bruder gleich hier sein, wir sind hier zum Kaffee verabredet. Er ist Polizist, deshalb … « Er zuckt die Achseln. »Ich dachte, du wanderst vielleicht nicht gern in den Knast.«
    »Du hast völlig recht. Danke … Ben.« Nicht Ben, sondern Benvolio! Das ist nicht der Junge, in den Julia sich verliebt hat. Ihm fehlt der tragische Ernst von Benjamin Luna, dem ich liebend gern eins auf die Nase gegeben hätte, um ihm einen Grund für sein griesgrämiges Gehabe zu liefern. Vor mir steht mein Cousin, da bin mir ganz sicher. Das ist Benvolio, mit Leib und Seele. Ich erkenne es an der Art, wie er drohend die Hand in die Hüfte stützt.
    Doch anscheinend glaubt er wirklich, Benjamin Luna zu sein. Verdammt, was soll das? Was hat das zu bedeuten?
    Und wo ist der echte Ben?
    »Keine Ursache«, antwortet er. »Wie heißt du noch mal?«
    »Dylan.«
    Er kneift misstrauisch die Augen zusammen. »Eben hast du aber etwas anderes gesagt.«
    Ich habe Benvolio noch nie etwas vormachen können, er hat mich immer sofort durchschaut. So wie jetzt. Auch wenn er sich selbst offensichtlich belügt. Vielleicht wurde er aber auch von jemandem belogen.
    Möglicherweise steckt aber auch etwas anderes dahinter.
    Die Botschafterin hat mich in die Vergangenheit zurückgeschickt – in eine andere Version der Vergangenheit. Vielleicht wurde Benvolio von einer übernatürlichen Kraft in die Zukunft geschickt? Aber wieso? Wozu? Wenn er hier wäre, um mir etwas anzutun, dann würde er das jetzt und hier machen. Sofort auf der Stelle. Benvolio war schon immer sehr direkt und geradlinig und kam immer gleich zur Sache. Aber vielleicht gibt es

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