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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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eine, dann die andere Spalte bis zum letzten Eintrag ab. Dann schaut er völlig entgeistert auf, und ich weiß, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Auch wenn ich keinen blassen Schimmer habe, was das sein könnte. Ich berühre sanft seinen Rücken. Er zuckt erschrocken zusammen und wirft mir einen seltsamen Blick zu, als wisse er nicht genau, wer ich bin.
    Ich stelle meinen Rucksack neben seinen. »Stimmt etwas nicht?«
    Er blättert hastig durch das Buch und wendet die Seiten so heftig um, dass sie einreißen. »Das gibt es doch nicht. Das kann nicht sein.«
    »Was ist denn los?«
    »Von wegen sämtliche Werke, dass ich nicht lache!« Er schlägt wütend das Buch zu und schiebt es wieder ins Regal zurück. »Hast du wirklich noch nie von Romeo und Julia gehört? Der tragischsten Liebesgeschichte der Weltliteratur? Shakespeares berühmtestes Werk?«
    Ich beiße mir auf die Lippe. »Ich liebe Shakespeare, aber ich habe natürlich nicht alles von ihm gelesen. Vielleicht habe ich … «
    »Nein! Unmöglich. Romeo und Julia kannst dunicht übersehen. Es gibt unzählige Verfilmungen. Etliche Romane und Musicals wurden von diesem Stück inspiriert … « Er bricht ab, dreht sich zu mir um und deutet sardonisch lächelnd mit dem Finger auf mich. » West Side Story! Die Geschichte kennst du doch. Sie basiert auf Romeo und Julia . Tony ist Romeo und Maria ist Julia.« In seinem hoffnungsvollen Tonfall schwingt leichte Ungeduld mit. »Du erinnerst dich doch bestimmt an ›Maria‹? Das Lied, das ich für dich singen sollte, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind.«
    »Wir sind uns im ersten Schuljahr zum ersten Mal begegnet.« Das stimmt zwar, trotzdem scheint es irgendwie falsch zu sein. Ich kenne Dylan jetzt schon fast mein ganzes Leben, aber diesen Dylan kenne ich erst seit wenigen Tagen.
    Vielleicht flippe ich deshalb nicht aus, als er meine Hand nimmt und flüstert: »Wir wissen doch beide, dass das nicht stimmt. Du weißt genau, dass ich nicht er bin, Ariel.«
    Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Alles, was mir einfällt ist: » Tristan und Isolde. «
    »Wie bitte?«
    » Tristan und Isolde . Das ist die Geschichte, auf der West Side Story basiert.«
    Der letzte Funken Hoffnung schwindet aus seinem Gesicht. Er wird leichenblass. » Tristan und Isolde . Du meinst die Rittersage?«
    Ich nicke. »Tristan ist ein Ritter, der Prinzessin Isolde zu seinem König bringen soll. Sie soll den König heiraten. Aber Tristan und Isolde kosten unterwegs von einem Liebestrunk, verlieben sich ineinander und schwören sich ewige Liebe. Das ist der Moment, in dem Tristan, also der Tony im Musical, das Lied über Maria singt.«
    Er lässt seine Arme sinken. Ein kalter Schauer durchzieht mich. Trotzdem gehe ich auf ihn zu, so wie er sich mir nach dem Kampf genähert hat, als ich völlig durcheinander war. Ich werde nicht zulassen, dass meine Angst mich von ihm fernhält. Er braucht mich jetzt, das spüre ich.
    Ich umarme ihn, lege die Hände in seinen Nacken und ziehe ihn näher an mich heran. Zuerst ist er wie erstarrt, und meine Angst verwandelt sich in Schrecken. Was, wenn mit mir etwas nicht stimmt? Was, wenn das Ganze doch wieder nur ein übler Scherz ist? Ich bin so daran gewöhnt, immer nur das Schlimmste zu denken, dass es mir fast nicht möglich ist, mich zu entspannen und ihm zu glauben. Hoffnung ist gefährlich, sie durchlöchert den Schutzschild meiner Seele. Sie macht mich angreifbar. Ich fühle einen pochenden Schmerz an meiner verwundbarsten Stelle. Am liebsten würde ich meine Seele wieder mit einem Panzer schützen, bevor es zu spät ist. Aber dann, ganz langsam und zögernd, legt Dylan seine Arme um meine Taille.
    Er legt den Kopf in meine Halsbeuge und atmet erleichtert auf. Sein warmer Atem streichelt über meine Haut. Auch ich bin so erleichtert, dass meine Arme ein wenig zittern.
    »Ariel«, seufzt er. »Ich glaube, ich stecke in großen Schwierigkeiten.«
    »Wieso denn?«
    »Ich … ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt existiere«, murmelt er in mein Haar. »Und wenn doch, dann ist jetzt alles so anders als vorher. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat.«
    Ich ziehe ihn enger an mich. Was er sagt, klingt ziemlich verrückt. Andererseits weiß ich nur zu gut, wie es ist, als bescheuert abgestempelt zu werden, ohne dass sich jemand anhört, was man zu sagen hat.
    Was könnte er damit meinen? Lebt sein Zwillingsbruder vielleicht doch noch? Ist er wieder in Dylans Leben getreten und hat seinen Platz

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