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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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Qualen erleiden.
    Mein Innerstes zieht sich zu einem harten, brennenden Knoten zusammen. Ich balle die Fäuste. Was, wenn Bruder Lorenzo immer noch in Jasons Körper steckt? Wird er mich erkennen? Wenn ja, was wird er tun? Wird er meine zweite Chance auch zunichtemachen und mich erneut zu meinem Seelengeist zurückschicken? Wird er Ariels Zukunft zerstören? Wenn er in Jasons Körper steckt, dann wird er versuchen, Ariel für das Böse zu gewinnen. Sollte ihm das nicht gelingen, wird er sie töten, und ich werde nichts tun können, um es zu verhindern. Ich werde so hilflos sein wie ein kleines Hündchen, das versucht, nach den Waden seines grausamen Herrchens zu schnappen.
    In diesem Moment beschließe ich, Ariel alles zu erzählen, was sie wissen muss, um sich schützen zu können. Ich hoffe, dass sie mir meine Geschichte glaubt, bevor ein anderer sie mit seinen Lügen verletzen kann. Meine Lügen sind dazu da, sie zu schützen. Die Lügen der anderen werden ihre unsterbliche Seele rauben und sie in ein Ungeheuer verwandeln. In ein Ungeheuer wie mich.
    »Warum hast du gestern nicht angerufen, Alter? Ich dachte schon, der Freak hätte dir dein wertvollstes Teil abgeschnitten.« Jasons Stimme ist höher, als ich sie in Erinnerung habe. Durch sein Grinsen bilden sich Grübchen auf seinen feisten, weichen Wangen. Ich glaube nicht, dass er Erinnerungen an das Böse hat, das noch vor Kurzem in seinem Körper wohnte. Sein Blick ist gemein, aber nicht bestialisch und unmenschlich.
    Bruder Lorenzo befindet sich nicht in Jasons Körper. Vor mir steht einfach nur ein Junge. Ich atme erleichtert auf und lande wieder im Hier und Jetzt. Nur um festzustellen, dass Ariel weg ist.
    »Fünfhundert Dollar, Alter«, ruft Jason begeistert. »Nicht schlecht. Wenn alle ihren Einsatz bezahlt haben, können wir uns die neuen Verstärker zulegen.« Er hebt die Hand und spreizt seine fünf Finger, damit Dylan abklatschen kann. Ich starre auf die weiße Handfläche und die dicken Finger. Nur zu gern würde ich sie ihm abschneiden. Stattdessen drehe ich ihm ohne ein Wort den Rücken zu. Er ist nicht wichtig. Nur Ariel ist wichtig.
    Sie rennt mit fliegenden Zöpfen davon und ist schon ein ganzes Stück entfernt. Ihre Zöpfe haben mir vorhin gut gefallen, doch jetzt begreife ich, dass sie dadurch keinen Vorhang mehr hat, hinter dem sie sich verstecken kann. Sie läuft wie ein gehetztes Tier, gepeinigt von Scham, Angst und Zorn. Insgeheim verfluche ich Jason und die anderen Jungs. Ich verfluche Dylan.
    Aber vor allem verfluche ich mich selbst.
    »Ariel, warte!«, rufe ich ihr nach. Mein Schrei findet in einem dreifachen Echo spöttischen Widerhall. Jasons dämliche Lakaien Craig, Tanner und Brodie äffen mich nach. Ihre Namen sagen mir nichts. Aber Ariel sagen sie sehr wohl etwas. Ich sehe es an ihrem gequälten Gesichtsausdruck, als sie sich umdreht.
    Die Jungs amüsieren sich oft und gern auf Ariels Kosten. Sie reißen schmutzige Witze über sie und sind gemein und grausam zu ihr. Sie sorgen dafür, dass Ariel keine Sekunde ihre Narben vergisst. Sie sind diejenigen, die die anderen Schüler jeden Tag immer wieder aufs Neue daran erinnern, dass Ariel sich vor Jahren auf dem Schulhof in die Hosen gemacht hat. Durch sie wurde sie zur Außenseiterin. Die dümmeren Mitschüler lachen über Ariel, die klügeren fürchten sich vor ihr, aber alle meiden sie.
    Diese drei Jungs halten sie in einem unsichtbaren Käfig mit der Aufschrift »Vorsicht, Freak« gefangen, und Ariel hasst sie dafür. Gleichzeitig hat sie Angst vor ihnen. Sie kann sich gegen ihre Peiniger nicht wehren, weil ihr Zorn die schreienden Stimmen wecken würde.
    Das muss die Hölle sein. Die Jungs haben Ariel das Leben zur Hölle gemacht.
    Und dafür hasse ich sie. Hass! Hass ist wunderbar. Beißend, siedend heiß und glasklar steigt er in mir hoch. Dieses Gefühl kenne ich gut. Zärtlichkeit, Mitgefühl und Rücksichtnahme sind mir fremd, aber mit Hass kenne ich mich aus.
    Meine Faust schnellt genau im richtigen Winkel vor und landet krachend im Gesicht des rothaarigen Craig. Die Jahrhunderte als Söldner kommen mir jetzt zugute. Den Jungen im grünen Flanellhemd treffe ich über dem linken Ohr. Ich weiß nicht, ob er Tanner oder Brodie heißt, und ich habe auch gerade keine Lust, in Dylans Erinnerungen nach dem richtigen Namen zu kramen. Der Junge heult vor Schmerz laut auf. Dass von der gegenüberliegenden Straßenseite jemand »Aufhören!« ruft, nehme ich kaum wahr.
    Es ist ein

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