Romeo für immer, Band 02
verarschst mich doch.« Ihr perlendes Lachen zaubert ein dümmliches Grinsen in mein Gesicht.
Dieses Lachen macht mich so irrsinnig froh, ich freue mich wie ein kleines Kind. Ich sollte mich schämen – sie macht mich froh und glücklich, ich hingegen belüge sie und bringe sie in Lebensgefahr. Aber ich schäme mich nicht, sondern genieße in aller Unschuld ihre Gegenwart. Genau das brauche ich jetzt.
Ich klimpere mit den Wimpern. »Der kostet nur sechzehn Dollar fünfundneunzig«, verkünde ich.
»Das ist nicht dein Ernst!«
Ich lege wie ein Supermodel die Hand in die Taille und schiebe eine Hüfte vor. »Sehe ich etwa so aus, als würde ich Witze machen?«
Sie bekommt einen Lachanfall und lässt sich kichernd auf den Stuhl vor der Kabine sinken. Ich finde sie so süß, dass mir das Herz überläuft. »Das kannst du nicht bringen«, keucht sie.
»Und warum nicht?« Ich stolziere über den von gelben Dessous gesäumten Gang, wiege mich verführerisch in den Hüften und schnipse mit den Fingern elegant gegen ein paar herunterbaumelnde BH s. »Ich bin der Discoking … « Ich vollführe eine elegante Drehung und verharre in neuer Pose. »Ich bin … eine Offenbarung.«
Sie schnieft und wischt sich die Augen. »Der echte Dylan würde eher sterben, als sich so vor den anderen zu zeigen.«
»Der echte Dylan ist echt langweilig.« Ich stütze mich auf die Stuhllehne und beuge mich zu ihr herab. »Und er kann nicht annähernd so gut küssen wie ich«, flüstere ich an ihren Lippen.
»Ist das wahr?« Ihre Mundwinkel zucken verräterisch.
»Du weißt es.«
Ihr Lächeln schmilzt dahin, sie atmet schwer. »Ja.«
»Dann verschwende bloß keinen Gedanken daran, ihn zu küssen, wenn ich nicht mehr da bin.« Es gelingt mir gerade noch, den neckischen Tonfall beizubehalten. »Du wärst ziemlich enttäuscht.«
Ihre Fröhlichkeit ist verschwunden. »Ich will nur dich küssen, sonst niemanden. Und ich möchte nicht, dass du gehst.«
»Ich möchte das auch nicht.« Meine Stimme ist so rau wie das Narbengewebe auf ihrer Wange. Ich küsse sie dorthin.
Sie legt die Arme um meinen Hals. »Bitte, kannst du mir nicht wenigstens einen kleinen Hinweis geben? Hilf mir doch, damit ich dir helfen kann.«
»Ich wünschte, ich … «, stottere ich und lasse den Kopf hängen. Es ist leichter, sie anzulügen, wenn ich ihr nicht in die Augen sehe. »Ich darf kein Wort verraten, sonst wirkt der Zauber nicht mehr, der mich an Dylans Körper bindet.«
Ihre kühlen Fingerspitzen graben sich in meine Haut. »Ich hasse die Frau, die dir das angetan hat.«
»Hasse sie nicht. Du darfst niemanden hassen.« Ich küsse sie auf die andere Wange. »Du bist viel zu schön, um jemanden zu hassen.«
»Dir ist aber schon klar, dass du der Einzige bist, der mich hübsch findet?«
»Ich sagte nicht hübsch, ich sagte schön. Und damit meinte ich nicht nur dein Aussehen, sondern dein ganzes Wesen.« Sie sieht mich mit geöffneten Lippen an. Diesmal geht es ihr nicht um einen Kuss. Sie möchte wissen, ob ich es ernst meine.
Ich blicke schweigend in ihre weit geöffneten, verletzlichen blauen Augen. Und ob ich es ernst meine! »All die lange Zeit habe ich viele Lügen erzählt«, erkläre ich. Hoffentlich merkt sie, dass die Worte tief aus meinem Herzen kommen. »Und glaub mir, ich verstehe mich darauf, überzeugend zu lügen. Aber jetzt bin ich ehrlich. Du bist einzigartig. Du bist wunderbar und stark. Und wenn du es zulässt, dann wirst du eines Tages auch furchtlos und unerschrocken sein. Du wirst die Welt verändern, sie besser machen.«
Wenn ich doch nur dabei sein und es sehen könnte.
»Sollte es wirklich dazu kommen«, flüstert sie, »dann nur deinetwegen.« Sie küsst mich auf die Stirn, und ich vergehe vor Sehnsucht und Scham. Ich verdiene ihre Achtung und ihre Zuneigung nicht, und daran wird sich auch nie etwas ändern. Liebevoll streicht sie mir durchs Haar, was meinen Schmerz noch verstärkt. »Ich bin froh, dass du diese Scheußlichkeit anhast.«
Ich schlucke meinen Selbsthass hinunter. »Wieso?«
»Es fällt mir schwer, traurig zu sein, wenn du ein Rüschenhemd trägst.« Sie schnipst lächelnd gegen meinen Hemdkragen. Dann steht sie auf und geht zu ihrer Umkleide. »Da du deine Wahl für heute Abend anscheinend getroffen hast, musst du jetzt mir dabei helfen, auch etwas Passendes zu finden.«
Ich ziehe einen Schmollmund, lasse mich auf den Stuhl plumpsen und verschränke beleidigt die Arme vor der Brust. »Und wie soll ich das
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