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Romeo für immer, Band 02

Romeo für immer, Band 02

Titel: Romeo für immer, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Jay
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unsere Sache.«
    Ich sehe ihr in die Augen. »Ich bin weder eine Kreatur noch eine Waffe. Ich bin ein Mensch, der einmal so ausgesehen hat.« Ich deute auf das Porträt in der Zimmerecke. Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich so etwas wie Unsicherheit im Blick der Botschafterin aufflackern, doch dann ist das Flackern verschwunden. Aber ich habe es gesehen. Sie ist überrascht und verunsichert. Ich weiß nicht, ob diese Tatsache mir Mut oder Angst macht. »Dieses Porträt hat Ariel gemalt, sie hat das Gesicht im Traum gesehen, ich habe ihr nie davon erzählt. Es ist schon das zweite Bild, das sie von mir gemacht hat. Das erste hat sie schon vor Jahren fertiggestellt.« Ich reiße das Bild von der Wand und halte es ans Fenster. »Das bin ich in meinem eigenen Körper, während ich auf dem Hügel stehe und den Schwur der Söldner ablege.«
    Ich beobachte sie gespannt. Sie muss doch einsehen, dass sich dadurch alles ändert. Doch sie starrt mich nur mit ihrem stets unerschütterlichen, leicht amüsierten Gesichtsausdruck an. Ich könnte sie erwürgen. »Wie erklärst du dir das?«, frage ich sie.
    Sie zuckt die Schultern. »Ich kann es mir nicht erklären.«
    »Möchtest du es nicht wenigstens versuchen?«
    »Ich wüsste nicht, wozu. Wir haben erreicht, was wir wollten. Niemand, ob sterblich oder unsterblich, versteht die Magie der Träume.«
    »Nun, vielleicht solltest du aber nach einer Erklärung suchen«, blaffe ich, nachdem ich das Bild wieder aufgehängt habe. »Denn Ariel hat auch von dem Mönch geträumt.«
    »Wie bitte?«
    »Der Mönch sucht sie in ihren Träumen heim«, wiederhole ich. Sie runzelt die Stirn. Ich empfinde eiskalte Genugtuung. Dämliche Botschafterin. Doch so sehr es mich auch befriedigt, ihre arrogante Selbstgefälligkeit zu zerstören, ich finde es erschreckend, sie so ahnungslos zu sehen. Diese Frau steht als Einzige zwischen Ariel und dem Bösen. Und sie ist völlig unvorbereitet.
    »Er hat ihr Vergebung versprochen und den Frieden, nach dem sie sich so sehr sehnt«, berichte ich. »Ich habe sie davor gewarnt, ihm zu vertrauen, aber ich weiß natürlich nicht, ob sie sich seinem Einfluss entziehen kann. Sie leidet an seltsamen Anfällen und dachte immer, sie sei psychisch krank. Als sie heute wieder einen Anfall hatte, habe ich sie festgehalten. Dabei habe ich gespürt, dass sie die Magie der Söldner in sich trug. Ich weiß nicht, wie, aber die verlorenen Seelen der Söldner ergreifen während dieser Anfälle Besitz von ihr. Normalerweise erleidet sie nur dann einen Anfall, wenn sie besonders zornig ist. Es kommt also nicht sehr oft vor. Ich glaube aber, dass es dem Mönch gelingen könnte, ihre Anfälle häufiger auftreten zu lassen.«
    »Ich bin sicher, dass er das kann«, antwortet sie nach einem Moment des Schweigens. »Sobald erst einmal gewisse Schutzmechanismen zerstört wurden, können viele ungewöhnliche Dinge geschehen.«
    »Welche Schutzmechanismen? Kann man sie wiederherstellen?«
    »Meines Wissens nicht. Die Menschen, die für unsere Magie zugänglich sind, haben meist ein schweres Trauma erlitten. Ein solches Trauma macht den natürlichen Schutzschild porös, der die menschliche Seele umgibt. Ohne diesen Schutzschild stehen die Menschen allen möglichen Arten von Übergriffen schutzlos gegenüber. Die verlorenen Seelen sind nur eine von vielen Gefahren, denen ein so anfälliges Geschöpf wie Ariel ausgeliefert ist. Deshalb war es ja so wichtig, dass du … «
    »Ariel ist nicht anfällig, sie ist schweren Angriffen ausgesetzt«, erwidere ich wütend. Ich kann meinen Ärger nicht länger verbergen. »Sie wird von etwas heimgesucht und gequält, das sie nicht versteht. Sie verdient … «
    »Ganz genau. Sie versteht es nicht. Und selbst wenn sie es verstünde, würde das nichts ändern, denn es gibt keine Möglichkeit, ihr das zurückzugeben, was sie verloren hat. In ihr hat sich eine Tür geöffnet, die besser verschlossen geblieben wäre. Hat man erst einmal solch eine Erfahrung gemacht, kann sie nicht mehr rückgängig gemacht werden. Das neu erworbene Wissen ist unumkehrbar.« Sie wirft mir einen bedeutsamen Blick zu und schaut dann vielsagend auf Ariel, die zusammengekuschelt unter der Bettdecke liegt. »Nach dem, was sich heute Abend zwischen euch beiden abgespielt hat, verstehst du sicher, wovon ich spreche.«
    »Wenn das ein Versuch sein soll, mir Schuldgefühle einzuflößen, muss ich dich leider enttäuschen«, erkläre ich. »Am Zusammensein mit Ariel war mit

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