Romy Schneider - die Biographie
Schneider.« 118 Der Bericht beginnt mit einer stolzen Bilanz. Ein siebzehn Jahre und fünf Monate alter Backfisch, der nie Schauspielunterricht genoss, habe es nach nur sechs Filmrollen geschafft, die gesamte renommierte Filmelite zu überrunden. Sie ist, nach den untrüglichen Versicherungen der Kinobesitzer, der sicherste Erfolg für Gewinne in Millionenhöhe. Ausführlich widmet sich »Der Spiegel« der Person von Romys Stiefvater Hans Herbert Blatzheim. Der Kölner Gastronom genießt in der Branche zweifelhaften Ruhm. Anfänglich Zaungast bei Dreharbeiten, zeigt er sich vermehrt als Vater und Manager: »Manchmal fragen wir uns ja unwillkürlich: Wo hat dat Kind dat her? Romy spielt eben alles sehr natürlich. Darin unterscheidet sie sich von Maria Schell. Wissen Se, die Schell spielt mit dem Verstand. Aber Romy spielt mit dem Herzen.« 119
Magda Schneider liefert einen der Gründe des Erfolges. »Warum springen die Menschen so auf Romy an? […] Weil sie spüren, daß hier endlich einmal ein Geschöpf ist, das mit dem Dreck der Welt noch nicht in Berührung gekommen ist! Den anderen Siebzehnjährigen des Films […] glaubt doch keiner, daß sie noch unberührt sind.« 120 Fest steht: Romy als »Brigitte Bardot allemande« zu etikettieren, wie es die französische Zeitschrift »Cinémonde« versuchte, war nicht zielführend, da Romy das Gegenteil jener »verworfenen Unschuld der neuen demivierges des französischenFilms« 121 repräsentierte. Romy Schneiders bisherige Karriere verlief ohne Skandale. Herbert Tischendorf, der Verleihchef der Herzog-Film,
Sissis
deutscher Verleihfirma, ist überzeugt: »Die bleibt uns taufrisch bis 21!« 122 Ein junges Mädchen, welches das Publikum sehen will. Senta Wengraf zitiert Ernst Marischka: »Über Johanna Matz, die er für den Film entdeckt hatte, meinte er, sie hätte bereits ein Kind und wäre deshalb zu alt für die Rolle der Sissi. Einer Frau, die schon ein Kind hat, glaubt man ein junges Mädel nicht.« 123
Romys Vertrag mit der Herzog-Film wird zunächst auf zwei Rollen verlängert und garantiert ihr für jede 25 000 Mark Gage sowie eine Gewinnbeteiligung von 15 Prozent. Bis dato war die Filmfirma recht günstig gefahren, da Romys Vertrag fixiert wurde, bevor man wusste, wie erfolgsträchtig das junge Mädchen, dem man inzwischen den Spitznamen »Shirley Tempelhof« gab, sein würde. Verwaltet wird das Geld von »Daddy« Blatzheim, der angibt, dass Romy in den Anfangsjahren 1953 bis 55 in ihren ersten sechs Filmen insgesamt 105 000 Mark verdient hätte. 124 Romy – respektive ihr Management – haben künftig auch ein Mitspracherecht bei der Drehbuchauswahl und bei dem Regisseur, und man macht davon Gebrauch. Lukrative Angebote wie Rollen in Remakes von
Die drei von der Tankstelle
von der Berliner Firma Berolina und
Der Kongress tanzt
von der Münchner Gloria werden nach Blatzheims Angaben abgelehnt. Beide Firmen distanzieren sich von dem kolportierten 75 000 Mark schweren Gagenangebot für Schneider. Hollywood andererseits akzeptiert die Bedingungen nicht, wonach ein Film in den USA erst in Frage käme, wenn Drehbuch und Regisseur feststünden und die Drehzeit nur drei Monate betrage. Auch das von Ernst Marischka forcierte Projekt, eine englische Version von
Mädchenjahre einer Königin
herzustellen, in der Romy an der Seite von Clark Gable und Claudette Colbert agieren könnte, kommt dadurch nicht zustande.
»Sie wurde von ihren Eltern als Filmstar verkauft, warsehr ehrgeizig und für ihr Alter verblüffend diszipliniert«, 125 analysiert Karlheinz Böhm Romys Situation Mitte der 1950er Jahre. Blatzheim nützt die Werbewirksamkeit seiner »Tochter« für seine Unternehmungen, ist Herausgeber der »Blatzheim-Bilder-Zeitung« (Auflage: 20300 Stück, in ähnlichen Medien sollte sich Romy ihr ganzes Leben lang ungefragt wiederfinden) und des »Gourmet«, beide Blätter erscheinen im eigenen Verlag. Natürlich werden auch Berichte über »Tochter Romy« darin als werbewirksames Mittel benützt. »Romys Gelder«, so seine Darstellung 1959, »[…] sind nicht in meinen Betrieben angelegt. Sie hat ein Bankkonto in München, eins in Liechtenstein und ein drittes in Köln. Sie hat drei Scheckbücher und hebt das Geld, das sie braucht, selbst ab. Allerdings […] sieht sie noch nicht viel davon. Kürzlich – das habe ich unter der Hand erfahren – schrieb sie einen Scheck aus und fragte besorgt eine Bekannte: ›Kann der Daddy das eigentlich feststellen, ob ich
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