Romy Schneider - die Biographie
glorreiche Historie blickt in Form eines Gemäldes von Maria Theresia über seinem Schreibtisch streng auf ihn herab.
Sissi
ist bis in die kleinste Nebenrolle luxuriös besetzt. Neben seinem Liebespaar, dem verständnisvollen Elternpaar (Magda Schneider und Gustav Knuth) und der bösen Schwiegermutter (Vilma Degischer) setzt Marischka auf die Bufforollen. Der Ifflandringträger Josef Meinrad, der in
Die Deutschmeister
ebenso wie später in
Die Halbzarte
und
Der Kardinal
zu Schneiders Filmpartnern zählt, spielt hier die Rolle eines subalternen Beamten, der die künftigeKaiserin zunächst für eine Anarchistin hält, ihrem Charme jedoch schnell erliegt.
Sissi
ist im Kern eine ganz normale Liebesgeschichte: »Es wär alles so schön, wenn du kein Kaiser wärst.«
Sissi
ist aber auch ein Werbefilm für den österreichischen Tourismus. »Ein schönes Land ist deine neue Heimat«, bekommt die künftige Kaiserin während einer Fahrt durch die Wachau gesagt. Etwa drei Minuten lang fährt Sissi die Donau abwärts Richtung Wien, die anschließende Hochzeit nimmt mehr als sechs Filmminuten in Anspruch und benötigt keinerlei Text.
Der zeitgenössischen Presse gegenüber lobt Romy Schneider die Produktion: »Die Kostümrollen als Sissi-Elisabeth fand ich herrlich. Es erinnerte mich immer ein bisserl daran, wie wir als Kinder Verkleiden gespielt haben und ich unbedingt immer die Prinzessin sein wollte.« 113 Nicht alles an der Verkleidung freilich ist märchenhaft schön. Um der Frisur des historischen Vorbilds gerecht zu werden, muss sie eine sechs Kilo schwere Perücke tragen, die ihr Kopf- und Nackenschmerzen bereitet. Dazu kommen Bindehautentzündungen, die für die Nahaufnahmen rasch auskuriert werden müssen, und der Umstand, in enganliegenden Stoffen in der Spätsommerhitze schwitzen zu müssen. Letzteres durfte vor der Kamera bestenfalls in der Art imperialer Transpiration sichtbar sein. Als das Wetter umschlägt, folgt eine Kaltfront, der Drehplan muss adaptiert werden. Marischka fügt immer wieder neue Szenen hinzu, um das Endresultat noch mehr abzurunden, zieht die Dreharbeiten dadurch bis in den November hinein. Vor der Kamera im Mittelpunkt zu stehen ist Romy nun vertraut, Maskenbildnerinnen korrigieren ständig das Makeup oder die Frisur, technische Assistenten umringen sie mit Maßbändern, um die richtige Position zu bestimmen. Zwischen den Aufnahmen stehen Termine für Pressefotos auf dem Programm. Alleine oder mit ihren Filmpartnern, man will darauf eine zumeist lächelnde Romy sehen. Mutter und Tochter achten darauf, nicht zwei Mal im selben Kleid bei Empfängen zu erscheinen. Einmal posiert Romy in derWiener Hofburg vor dem berühmten Porträt Elisabeths, das Franz Xaver Winterhalter gemalt hat. Fast ein wenig verschüchtert sitzt die erst Siebzehnjährige in modern dekolletiertem Kleid und Pumps im samtrot-weißen k.u.k.-Hofmobiliar.
Die Dreharbeiten erscheinen ihr diesmal endlos, doch sie hat gelernt, dass Filmen vor allem zeitaufwändig ist und eine enorme Finanzierung erfordert. Allein das Ausleuchten der Szenen verschlingt Unsummen, weiß sie und rechnet sich vor, dass ihre Gage und die ihrer Mutter nur einen Bruchteil des Filmbudgets ausmachen. Ihr materieller Wert für die Produktionsgesellschaft ist jedoch weit höher. Als sie im Oktober 1955 zur Premiere von
Der Letzte Mann
nach Düsseldorf fliegt, erfährt sie, dass man hinter ihrem Rücken eine hohe Versicherung für sie abgeschlossen hat. Mehr hat sie von einem privaten Arrangement: Ihr Taschengeld wird erhöht, damit findet sie sich vorläufig ab. »Ich bin ganz zufrieden, daß ich sonst mit dem ganzen Geldkrempel nichts zu schaffen habe. Man hat nur Ärger damit.« 114
Wien habe sich seit dem Abzug der Alliierten verändert, findet sie, es sei sich seiner imperialen Tradition von einst wieder bewusst. Das Burgtheater, an dem ihr Vater engagiert war und ihre Großmutter immer noch spielt, und die Staatsoper, an der Karl Böhm, der Vater ihres Filmpartners Karlheinz, Direktor ist, werden wieder eröffnet. Das Burgtheater will Romy Schneider sogar engagieren, doch der Familienrat befindet, es sei noch zu früh dafür. Opern- und Theaterbesuche, zumeist in Begleitung ihrer Mutter, gehören längst zur Freizeitgestaltung der jungen Schauspielerin. In Wien geht sie in die Staatsoper, in Berlin in das Schloßpark- und das Schillertheater. Und natürlich versucht sie möglichst alle aktuellen Kinofilme zu sehen. Ein Mainstream-Musical wie
Der König
Weitere Kostenlose Bücher