Romy Schneider - die Biographie
Filmwirtschaft, ist überzeugt: »Es gibt bei uns eine Perfektion der Regie, die nicht die Fülle des Lebens faßt, sondern lediglich die gefällige Politur des Daseins […] Das Leben ist eine glatte Konstruktion geworden, in dessen unterkühltem Bereich sich auch die Schwierigkeit, das Unordentliche, das im eigentlichen Sinne Problematische glatt erledigt.« 131 Der Regisseur, unter dessen Regie Romy Schneider den größten Erfolg ihrer Anfangsjahre drehte, weiß das genau.
Das Paradies-Syndrom
Elf Jahre nach
Sissi
, 1966, nennt Romy Ernst Marischka »einen wirklichen Freund«, der sie bereits für
Mädchenjahre einer Königin
sehr bewusst gewählt habe, nicht obwohl, sondern gerade weil sie zu jenem Zeitpunkt noch keine versierte Schauspielerin war. Er sollte damit recht behalten. »Alle Filme, die ich mit ihm machte, waren ein Riesenerfolg, ein Riesengeschäft. Wie das intellektuelle Publikum oder viele andere darüber denken, das ist bitte etwas anderes, wie ich jetzt darüber denke, das ist auch etwas anderes. Was ich ihm und diesen Filmen zu verdanken hab, weiß ich. Sehr viel. Alles! […] Er war zufrieden. Er war mein Regisseur. Dem Publikum hats gefallen, also war es richtig! Mir hat’s auch gefallen! Ich war selig. Ich war die Prinzessin, nicht nur vor der Kamera. Ich war dauernd a Prinzessin. Ich war fast sieben Jahre lang Prinzessin. Aber dann wollt ich’s halt eines Tages nicht mehr sein.« 132
Das kleine Mädchen ist von der Prinzessin über die Königin zur Kaiserin aufgestiegen, hat das Phantasiepotential der Öffentlichkeit vorderhand erfüllt, die Stereotypisierung hat mit
Sissi
ihren Zenit erreicht. Romy Schneider erkennt 1955, dass sie zunehmend Erwartungen anderer Menschen, ihres Umfeldes und der Öffentlichkeit zu erfüllen hat, die sich immer weniger mit den ihren decken. Ihr Leben wird geregelt, Blatzheim und ihre Mutter handeln Verträge von bis zu 75 000 Mark pro Film aus, verwalten ihr Vermögen, gewähren Taschengeld. Sie erkennt sich als Anziehungspunkt für zahllose Fans, begreift aber auch die eigene Bewegungslosigkeit in diesem System. Veränderungen in ihrem Gesicht, an ihrer Frisur, Kleidung und Habitus, ihr Umgang sind öffentliche Diskussionspunkte. Im Gegensatz zu ihrem Management, das die Situation möglichst gewinnbringend verlängern will und alle Voraussetzungen dafür gegeben sieht, beginnt Romy nach einem Ausweg aus dem Paradies zu suchen, das für sie immer mehr zu einem Symbol der Leere wird.
Die siebzehnjährige Romy Schneider empfindet
Sissi
als Zäsur. Die Lehrjahre, so meint sie, seien vorbei, und die Gesellenzeit habe begonnen. Ihr Auftritt bei gesellschaftlichen Ereignissen ist zur Pflicht geworden, auf der Filmfirmen bestehen. Inzwischen absolviert sie diese mit Routine, immer besser gelingt es ihr dabei abzuschalten, sich zu entspannen. Als sie auf einem Filmball mit dem alpinen Olympiasieger Toni Sailer Zeit verbringt, wird sie von Reportern als seine Freundin gehandelt. Sie streitet sich mit Journalisten, die behaupten, das Publikum wolle immer wissen, was sie gerade tue. Romy versucht zu relativieren: Sie ist fast achtzehn Jahre alt, hat neun Filme gedreht und, wie sie selbst bekennt, mit der Karriere Glück gehabt. Ihr Ziel ist, eine gute Schauspielerin wie Maria Schell oder Hildegard Knef zu werden, die sie, was das Talent angeht, beide über sich einreiht. »Man macht mir immer wieder den Vorwurf, daß ich schließlich keine Schauspielausbildung hätte. Sie war ja nicht vorgesehen und jetzt fehlt mir die Zeit.« 133
Ein Film folgt auf den nächsten. Sie nimmt, gemeinsam mit ihrer Mutter, täglich zwei Stunden privaten Englischunterricht, macht Sprachübungen. Die Filmangebote häufen sich, vor allem jene im Sujet historischer Liebesmärchen. Man böte ihr, so witzelt sie noch, alle sentimentalen Liebesgeschichten der letzten acht Jahrhunderte an. Das andere Sujet sei: »Romy, das naive Kind. Wenn ich so harmlos, doof und albern wäre, wie mich manche Autoren in ihren Stoffen kennzeichnen, dann könnte ich gleich aufhören.« 134 Die dritte Variante ist eine Zusammenfassung der beiden ersteren: Produzenten, die erprobte Erfolgsstoffe ständig variieren wollen. Eine weitere Verfilmung, in der Romy im Umkreis der Habsburger spielen soll, kommt nicht zustande. Der Produzent Herbert Gruber möchte in
Kronprinz Rudolfs letzte Liebe
den Selbstmord des österreichischen Thronfolgers und Mary Vetseras in Mayerling verfilmen. Rudolf Prack wird als Kronprinz
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