Romy Schneider - die Biographie
verpflichtet, und obwohl Gruber zunächst erklärt, er wolle keine Siebzehnjährigein der Rolle der (bei ihrem Tod achtzehnjährigen) Mary, denn »das würde bei Prack wie eine Kinderschändung wirken«, 135 bemüht er sich um den Kassenmagneten Romy Schneider für den Part. Magda Schneider lehnt das Angebot jedoch im Namen ihrer Tochter ab, an ihrer Stelle erhält die (ebenfalls siebzehnjährige) Christiane Hörbiger die Chance, an der Seite Pracks zu agieren.
Romy ist gegen eine Fortsetzung von
Sissi
. Wolf Albach-Retty hat ihr im Falle eines Erfolges einen zweiten Teil prophezeit, Romy deponiert ein schnelles »nein«, worauf es so aussieht, als respektiere man ihren Entschluss. Schließlich erfährt sie im Sommer 1956 bei einem Besuch ihrer Familie in einem oberbayrischen Sanatorium, dass
Sissi, die junge Kaiserin
bereits in Planung ist. Sie werde nicht darin spielen, erklärt sie daraufhin dem Verleiher Herbert Tischendorf entschlossen am Telefon. Der wundert sich über ihren Tonfall und erklärt dann, zu beschäftigt zu sein, so dass er sich um solche Dinge gar nicht kümmern könne. Romy erinnert ihn an seine Beteuerungen, wie wichtig sie für die Firma wäre, und bittet ihn zu einer Aussprache zu sich. Tischendorf kommt nach Berchtesgaden, und Romy wird überredet. Der erste Ausbruchsversuch ist gescheitert. Das Wichtigste an
Sissi II
, betont sie später, sei die Chance gewesen, darüber hinaus in
Robinson soll nicht sterben
zu spielen, einem Stoff, an dem ihr sehr viel liegt. Die Rolle der armen Maud darin wird eine ihrer besten Darstellungen aus jenen Jahren.
Im Oktober 1956 berichten die Fachorgane von den Aufnahmen zum zweiten
Sissi
-Film. In den Ateliers am Rosenhügel werden Räumlichkeiten der Wiener Hofburg originalgetreu nachgebaut. Ausführlich berichtet man über Romy Schneiders erste Mutterrolle. »Wirkliche Ergriffenheit liegt in ihren Zügen.« 136 Die Dreharbeiten zu
Sissi II
empfindet Romy beinahe nur mehr als anstrengend, in Wien zieht sie sich wieder eine Bindehautentzündung zu. Bei den Außenaufnahmen am Hafelekar nahe der Tiroler Hauptstadt Innsbruck, wo das Kaiserpaar nach der vorangegangenen Ehekrise bei einem spontanen Urlaub seineFlitterwochen nachholt, muss der Filmstab jeden Tag mit der Drahtseilbahn anreisen. Danach erfolgt der Aufstieg zum eigentlichen Drehort, bis zu dem das schwere technische Gerät transportiert werden muss. Touristenschwärme stehen abseits und beobachten als Zaungäste das Geschehen. Die engen Kleider der Darsteller sind nicht für das Klettern geeignet, häufig müssen geplatzte Nähte geflickt werden. Mit fünf gestärkten Unterröcken unter dem nach historischem Vorbild geschneiderten Kleid und einem bis zu den Fußspitzen reichenden Lodenüberrock muss Romy einen kleinen Gipfel erklimmen. Sie versucht ihre schwere Perücke auf dem Kopf unfallfrei durch den Bergwind zu balancieren und erinnert sich an das Keuchen des Kameramannes »Onkel Bruno« Mondi, der sein Arbeitszeug trägt und sich mit Pullmannhaube, gegen die er seine obligate Schirmkappe eintauscht, und Mantel gegen die morgendliche Kälte schützt. Die Kamera wird von vier Männern transportiert. Für andere Szenen muss man auf die Handkamera zurückgreifen, die ein Mann schultern kann.
An einem Morgen wird die Filmcrew durch frisch gefallenen Schnee überrascht. Da Regisseur und Drehbuchautor eine Person sind, wird der Umstand mit ein paar Dialogzeilen in die Handlung eingebaut. In der Dokumentation zu den Dreharbeiten wirkt alles entspannt. Es wird auch gezeigt, wie Romy ihr erstes Auto, genannt »Jockele«, zu ihrem achtzehnten Geburtstag geschenkt erhält. Stilgerecht blickt sie im Sissi-Kostüm von der Balustrade in Schönbrunn in den Schlosshof, in dem einige Männer um das Gefährt mit der Nummer »K AU 900« versammelt sind. Karlheinz Böhm lächelt unter einer Ray-Ban-Sonnenbrille mit im Winde wehender Krawatte zu ihr hinauf.
Romy lernt Senta Wengraf kennen, die im Film ihre Hofdame spielt. Wengraf erinnert sich: »Ich hatte sie sehr gerne, sie war ein liebes, lustiges Mädchen, mir gegenüber immer sehr herzlich und entgegenkommend. Sie erzählte mir von ihren Liebesgeschichten, von denen ihre Mutter keine Ahnung hatte. Magda Schneider war ein ganz andererTyp, viel kräftiger, aber auch etwas bieder, und sie hat Romy zu Beginn ihrer Karriere sehr stark beeinflusst. Sie war einerseits sehr stolz auf sie, andererseits vielleicht auch ein wenig eifersüchtig, weil Romy die wesentlich
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