Romy Schneider - die Biographie
empfangen werden. Die Vorführung findet in einem Kino statt, das 2000 Menschen fasst. Nur unter Polizeischutz können die Schauspieler das Lichtspieltheater erreichen. Als sie die Mittelloge betreten, erhebt sich das Publikum zu Standing Ovations. Erst nach minutenlangem Applaus kann die eigentliche Vorstellung beginnen.
Robinson
Vor
Robinson soll nicht sterben
entsteht 1956
Kitty und die große Welt
nach dem 1939 von Goebbels verbotenen Stück
Kitty und die Weltkonferenz
, wieder mit Karlheinz Böhm als Partner, Regie führt Alfred Weidenmann. 142 Von letzterem weiß Romy, dass er den Bundesfilmpreis erhalten hat, was ihr großen Respekt einflößt. Die Sympathie ist gegenseitig, Weidenmann hört sich ihre Ansichten geduldig an, rät ihr, sich, wenn ihr etwas nicht passe, zur Wehr zu setzen. Auch er, geboren im Jahr 1916 und negativ beeindruckt vom aufkommenden »Halbstarken«-Kult, sieht in Romy nicht mehr als das idealistische Vorbild einer jungen Frau, nur die – freilich auch gemäßigte – Mode scheint das Ideal von gestern mit dem Heute verbinden zu dürfen. Romy genießt die Dreharbeiten am Genfer See, vor allem, weil sie dort noch relativ unbekannt ist. Durch Zeitungsberichte verschwindet die »herrliche Anonymität« jedoch bald. »Filmen«, sagt sie damals jedoch noch optimistisch, »das ist halt ein großesAbenteuer für mich. Vor allem, weil man mir so wunderbar verschiedene Rollen gibt und mich in kein bestimmtes Rollenfach hineingepresst hat.« 143
Ursprünglich sollte die platonische Romanze zwischen dem von O. E. Hasse gespielten englischen Außenminister und der jungen Kitty (Romy Schneider) den ganzen Film bestimmen, erst gegen Ende sollte mit Karlheinz Böhm eine »maritus-ex-machina«-Variante ins Spiel kommen. Die Kalkulation mit dem
Sissi
-Erfolgsduo bedingt jedoch eine Änderung im Drehbuch, die Ursprungsidee wird nach etwa einem Drittel des Films wieder fallen gelassen, zugunsten einer konventionelleren Liebesgeschichte mit dem bewährten Paar. Romy ist als Kitty in der obligaten Tochter-Rolle zu sehen und darf teenagergerecht feststellen: »Mir sehen die Männer auch schon nach.« Ähnlich wie ein paar Jahre danach in
Die schöne Lügnerin
unterhält ihr Vater die Weltpolitik machenden Staatsmänner als Musiker, ähnlich wie dort beeinflusst Romy den Verlauf der Verhandlungen durch ihre natürliche Art zum Positiven. O. E. Hasse marschiert als Politiker vor der »wichtigsten Konferenz nach dem Krieg« inkognito durch das Volk und wird durch Kitty als dessen Vertreterin darüber aufgeklärt, was die Menschen wirklich denken und wollen: »Alle wollen nur in Frieden leben, was hindert uns daran, für jedes Problem eine Lösung zu finden, wenn wir nur wollen?«
Das Publikum strömt zur Premiere am 2. Februar 1957 in den Kölner Ufa-Palast, um den neuen Romy-Schneider-Film zu sehen, bereits am ersten Wochenende freut man sich über eine Auslastung des Theaters von 96 Prozent. Bei der Wiener Premiere am 28. September 1956 werden Schneider und Böhm vom Publikum begeistert begrüßt. Das Wiener Apollo-Kino wird von Autogrammjägern belagert, zu denen sich nach der Vorstellung auch Premierenbesucher gesellen, woraufhin die Polizei die Anzahl der abgestellten Beamten verdoppelt, um die Menge unter Kontrolle zu halten. Verglichen mit den
Sissi
-Vorbildern hat es
Kitty
in der Folge naturgemäß schwer, wie sich Karlheinz Böhm erinnert:»Der Film ist fast völlig in Vergessenheit geraten und war auch damals – ungeachtet unserer großen Popularität – kein so großer Erfolg. Der künstlerische Anspruch war auch bei
Kitty
sehr hoch, aber die genialische Arbeit von Marischka war wesentlich erfolgreicher. Die ›New York Times‹ zählte die drei
Sissi
-Filme zu den 200 Filmen, die das 20. Jahrhundert überdauern werden. Ich könnte mir ohne weiteres vorstellen, dass diese Filme, die auch in China erfolgreich gelaufen sind, noch ein oder zwei weitere Generationen überdauern.« 144
Robinson soll nicht sterben
ist ein Stoff, an dem Romy persönlich sehr viel liegt, die Stückvorlage von Friedrich Forster-Burggraf hat Jahrzehnte zuvor auch Selma Lagerlöf und Gerhart Hauptmann beeindruckt. Für den Film bearbeiten Emil Burri und Johannes Mario Simmel das Sujet, in dem junge Menschen für ihre Träume und Ideale einzutreten bereit sind.
Daniel Defoe (Erich Ponto), einstmals erfolgreicher Literat und Berater von King George II., lebt am Ende seines Lebens in Untermiete bei einer
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