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Romy Schneider - die Biographie

Romy Schneider - die Biographie

Titel: Romy Schneider - die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krenn
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größere Karriere machte.« 137
    Sissi II
ist primär die Fortsetzung der Liebesgeschichte aus Teil I, eine Art »Ehejahre einer Kaiserin«. Sissi sitzt im goldenen Käfig, hat neunzehn Seiten Hofzeremoniell auswendig zu lernen, und der Kaiser setzt auf seine Art Zeichen seiner Zuneigung: Ihr zu Ehren lässt er Münchner Bier an der Tafel servieren. Als die Schwiegermutter die Erziehung des ersten Kindes übernehmen will, kommt es zum Eklat. Sissi flieht nach Possenhofen, der Kaiser reist ihr nach. Es gibt zahlreiche dramaturgische Wiederholungen aus dem ersten Teil, zu denen die Szenen zwischen Richard Eybner und Josef Meinrad gehören oder die Jagdszenen, bei denen Sissi wie im ersten Teil das gefährdete Tier rettet. Wieder tut man etwas für den Fremdenverkehr, diesmal zeigt man die Berge Tirols, wo der Kaiser den Dialekt seiner Untertanen nicht versteht.
    In
Sissi
regieren, jede auf ihre Art, starke Frauenpersönlichkeiten, während die Männer sich in Freizeitvergnügungen, innere Emigration oder die Einsamkeit einer repräsentativen Regentschaft begeben. Sissi selbst wird zu einer Herrscherin wider Willen, die sich ihre fabelhafte Gutherzigkeit bewahren kann. Auch der zweite Teil enthält Botschaften der 1950er Jahre: Während die Hausfrau im Kino ihrer Welt zu entfliehen sucht, sehnt sich die Kaiserin im Film nur danach, eine »kleine, perfekte Hausfrau« zu sein. Interessant ist Josef Meinrads Figur des Böckl als Parodie auf den Militarismus: »Die Ethik der Entmilitarisierung, die mit der Schlüsselfigur Sissi verbunden ist, bestimmt so deutlich den Handlungsverlauf der Filme, daß dies gerade den kriegsmüden Zuschauern im Nachkriegskino nicht verborgen geblieben sein dürfte.« 138
    Sissi, die junge Kaiserin
ist im Jahr des Ungarnaufstandes auch eine symbolische Respektsbezeugung Österreichs vorseinem Nachbarn, dessen Flüchtlinge man bereitwillig aufnimmt. Während in Wien die Dreharbeiten laufen, kommt es im Oktober 1956 in Budapest zu antikommunistischen Kundgebungen. Als die Sowjets mit ihrem Einmarsch darauf reagieren, erklärt Ministerpräsident Nagy am 2. November 1956 den sofortigen Austritt Ungarns aus dem Warschauer Pakt. Seine Bitten um westliche Hilfe verhallen ungehört, am 10. November wird Budapest nach blutigen Straßenschlachten von den Sowjets besetzt. In Marischkas Film wird den Ungarn eine – freilich symbolische – Hommage bereitet, das Land und seine Bewohner werden als idyllischer Ort präsentiert, der sich der Zuneigung Sissis, mittlerweile eine Identifikationsfigur für Millionen, bewusst sein kann.
    Einen neuen »Triumph Romy Schneiders« nennt die Werbung den Streifen bereits a priori, »der Film, auf den Millionen warten, den Millionen wünschen und der Millionen entzücken wird.« Und der Millionen einspielen soll, was man jedoch dezent verschweigt. Als der Film am 19.   12.   1956 in München Premiere hat, fürchtet Romy einen Misserfolg, wie ihn zweite Teile oft mit sich bringen. Das Gegenteil ist der Fall, sowohl im In- als auch im Ausland wird der mit Teil eins begonnene Siegeszug fortgesetzt. »
Sissi
schlägt alles, auch in Holland«, 139 lautet eine bezeichnende Schlagzeile, die Produktion der österreichischen Erma-Film 140 wird darin wegen ihres deutschen Verleihers, der Münchener Herzog-Filmverleih, als deutscher Film gewertet. Dagegen wird man in der Folge in Österreich mehrfach protestieren. Der Bericht legt dar, dass man in den Niederlanden
Sissi
als die erfolgreichste deutschsprachige Produktion der Nachkriegszeit und als Synonym für die Entwicklung des deutschsprachigen Films sieht. Man zitiert die Zahlen des Niederländischen Bioscoop Bundes, wonach der deutsche Film 10,72 Prozent der Termine und 11,25 Prozent der Nettoeinnahmen erreichte. 141 Im Jahre 1952 lag der deutsche Film noch bei 5,55 Prozent, somit hatte er sich in vier Jahren um 100 Prozent verbessert.
Sissi
ist 1956 in Hollandder bei weitem erfolgreichste »deutsche« Film, gefolgt von
Charley’s Tante
,
Die Deutschmeister
und
Drei Männer im Schnee
. Das beste Mittel zur Exportförderung, empfiehlt der Artikel, ist die Produktion solcher guten Filme.
    Um den zweiten Teil angemessen zu bewerben, reisen die Hauptdarsteller erneut durch diverse europäische Städte und werden dort in einer Weise begrüßt, die sie mit den von ihnen dargestellten gekrönten Häuptern gleichsetzt. Karlheinz Böhm erinnerte sich an Athen, wo die beiden Filmstars von der Königsfamilie wie bei einem Staatsbesuch

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