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Romy Schneider - die Biographie

Romy Schneider - die Biographie

Titel: Romy Schneider - die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krenn
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englischsprachigen Ländern zu vertreten. »Englisch, Französisch und Tanzen-Lernen, besonders Englisch ist von größter Wichtigkeit und sehr gescheit von Ihnen.« 241 Was künftige französische Theater- und Filmprojekte angeht, rät er ihr, sich an Marcel Pagnol zu wenden. Im August 1960 will er sie für einen Film von Howard Hawks gewinnen, in dem John Wayne ihr Partner sein soll. Da Schneider nicht zusagt, kommt Hans Habes
Ilona
ins Gespräch, schließlich Nabokovs Roman
Camera Obscura
, ein Stoff, den ihr Fritz Kortnervorschlägt. Kohner wendet sich in der Sache vergeblich an Stanley Kubrick und James B. Harris, welche die Filmrechte gemeinsam mit
Lolita
gekauft hatten. Auch für die Disney-Produktion
Moon Pilot/Mondgeflüster
(1962) kann Kohner die Schauspielerin nicht gewinnen. Im Mai 1962 nimmt Kohner, der noch immer gehofft hatte, Schneider als Klientin zu gewinnen, mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis, dass der Regisseur Carl Foreman sie ohne sein Wissen für die amerikanische Produktion
Die Sieger
engagiert hat. Im September des Jahres muss er akzeptieren, dass Schneider sich für die Agentur Kaufmann-Lerner entscheidet.
     
    Am 20. Dezember 1960 schreibt Romy Schneider vom Quai Malaquais aus Weihnachtspost an Fritz Kortner, mit dem sie in dieser Zeit für die
Lysistrata
probt, berichtet von dem geplanten Stück in Paris, bei dem sich Visconti nun entscheiden müsse, ob sie es schaffe oder nicht. Zunächst arbeitet sie an ihrem Französisch, wegen dem sie während der Dreharbeiten zu
Christine
noch von der Crew gehänselt worden war, was zu Wutausbrüchen Schneiders führte. Sie fährt nach Paris, nimmt Sprachunterricht bei dem Schauspieler und Regisseur Raymond Jérôme, außerdem Phonetikunterricht bei einer Mademoiselle Guyot, die auch Hildegard Knef instruiert hatte. Knef erinnert sich: »Mademoiselle Guyot lebt in einer weitläufigen Dachwohnung in der Nähe der Tuilerien, besitzt an die zwanzig Katzen, die ununterbrochen auf ihrem Schreibtisch herumtoben, scheint ohne Alter, lebt allein, trägt braven Dutt und ebenso brave Kleider. Mademoiselle Guyot hat die entnervende Eigenart, ihre Schüler mittels eines spitzmündigen Lächelns zu triezen.« 242 Die Szenerie gemahnt an
My Fair Lady
. Mademoiselle Guyot arbeitet mit Tonbändern, auf die Romy ganze Fabeln von La Fontaine spricht. Später wird sie diese ihren Kindern auswendig vortragen.
    Wieder protestiert die Familie in Telegrammen, Briefen und am Telefon, diesmal vor allem Magda Schneider, die aufdie fehlende Theaterpraxis ihrer Tochter verweist. Auch in der Pariser Theaterszene gibt man sich skeptisch, der Druck einer möglichen Blamage wächst, das Erlebnis wird sich Romy Schneider auch für zukünftige Theaterpläne paradigmatisch einprägen. Visconti hat für Kino und Theater gearbeitet, seine Operninszenierungen mit Maria Callas sind legendär. »Die Schwierigkeit, eine Aufführung lebendig zu machen, ist stets die gleiche«, meint er. »Mehr Unabhängigkeit und Freiheit gibt es im Kino. Wenn ich Kino machte, geschah es mir, daß ich ans Theater dachte; mit dem Theater beschäftigt, träumte ich vom Melodram.« 243
    Das Petit Théâtre de Paris (vormals Théâtre moderne) befindet sich im 9. Arrondissement in der Rue Blanche 15. Nach seiner Eröffnung im Jahre 1891 wird es durch Aufführungen der Stücke von Ibsen und Strindberg stadtbekannt. Marcel Pagnol sucht sich den Ort für die Premiere seines Stücks
Marius
aus. In den 1950er Jahren gastieren unter der Leitung von Sacha Pitoëff internationale Künstler wie Ingrid Bergman an dem kleinen Haus. In den 1970er Jahren setzt der neue Leiter Robert Hossein die Tradition von Star-Engagements fort und verpflichtet unter anderem Jean-Paul Belmondo und Gérard Depardieu. Auch Alain Delon gibt 1998 ein erneutes Gastspiel.
    Zur ersten Probe kommen Romy und Alain zu spät, entschuldigen sich bei dem italienischen Patriarchen, der Nachsicht walten lässt, sich aber mit seiner rauhen, knorrigen Stimme einen Wiederholungsfall verbittet. Es ist ein völliger Neuanfang, und er ist schwer. Romy Schneider kann auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen, sie betritt eine völlig neue Welt. Visconti ist ein versierter Theaterregisseur, dessen manisch-diktatorischer Stil jedoch viele einschüchtert. Er betrachtet die Darsteller als Werkzeuge seiner Vision und kümmert sich wenig um deren Befinden. Einen Monat lang hält er nur Leseproben ab. Die ersten Versuche fallen ernüchternd aus, Romy fühlt sich

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