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Romy Schneider - die Biographie

Romy Schneider - die Biographie

Titel: Romy Schneider - die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krenn
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Hamburger real-Film-Produzent Gyula Trebitsch und der zuständige NDR-Hauptabteilungsleiter Egon Monk erklären, dass der Film nichts Anstößiges beinhalte. Beide verweisen auf den verdienten Theatermann Fritz Kortner, der für Buch und Regie verantwortlich zeichnet. Dass der deutsche Kanzler Konrad Adenauer kein Freund des Mediums Fernsehen war, ist bekannt, 1960 scheitert er bei dem Versuch eines »Deutschland-Fernsehen« genannten Regierungskanals. Im selben Jahr spricht sich die Bundeswehrführung für die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen aus. In dieser Situation macht Kortner Egon Monk den Vorschlag, Aristophanes’ pazifistisches Stück für das Fernsehen zu bearbeiten. Monk sagt aus Respekt vor Kortners Ruf sofort zu. Das von Kortner verfasste Buch wird eingereicht und genehmigt. Bereits bei der Anmeldung des Projekts, so erzählt Monk, gibt es jedoch Protest aus München. 251 Im Sommer und Frühherbst 1960 wird gedreht, im Spätherbst ist das Projekt abgeschlossen. In Stuttgart wird der fertiggestellte Film den Programmverantwortlichen erstmals vorgeführt, was eine heftige Auseinandersetzung auslöst. Monk vergleicht die ARD-Bosse mit dem Zentralkomiteeder SED, das 1951 Brechts
Das Verhör des Lukullus
zensiert hatte. Vor allem aus Bayern opponiert man gegen das Stück, in dem eine Frau ihre Geschlechtsgenossinnen solange zur Verweigerung des Beischlafs auffordert, bis ihre Männer das Kriegshandwerk aufgeben.
    Nach Monks Erinnerung gehört in jener Zeit die millimetergenaue Auslotung der Tiefe des Dekolletés von Ballettdamen in Unterhaltungssendungen keineswegs in den Bereich der Legende. 252 Aber auch die politische Komponente, die dem Pazifismus das Wort redet und sich gegen die Wiederbewaffnung wendet, ist vielen nicht genehm. In der von Kortner erfundenen Rahmenhandlung versucht ein Journalist einen Atomwissenschaftler zu interviewen. Sein Chefredakteur ist jedoch nicht bereit, ein so brisantes Gespräch abzudrucken, der Reporter verliert schließlich seinen Job. Ein Teil der deutschen Sendeanstalten beschließt erstmals, eine Sendung nicht auszustrahlen. Die Hauptverantwortlichen halten dennoch an dem Unternehmen fest. Ko-Produzent Gyula Trebitsch setzt für den Tag der geplanten Erstausstrahlung, den 17. Januar 1961, eine Kinovorführung in München an. Möglicherweise durch diese publicityträchtige Aktion beeinflusst, beschließen fast alle bisher kritischen Sender außer dem Bayerischen Rundfunk daraufhin, den Film doch zu übernehmen. Um 20 Uhr beginnt die Kinovorstellung, um 22 Uhr die Fernsehsendung.
    Bei der Besetzung für
Lysistrata
sind die Hauptrollen bald gefunden: Barbara Rütting, Wolfgang Kieling, Ruth Maria Kubitschek und Karl Lieffen. Gyula Trebitsch bringt Romy Schneider ins Spiel, Kortner lehnt zunächst ab, ist nur mit Mühe dazu zu überreden, die Schauspielerin wenigstens einmal zu treffen. In der Halle des Hotel »Atlantic« in Hamburg setzen sich die beiden abseits zu einem Gespräch zusammen. Danach sagt er Romy Schneider die Rolle zu. Trebitsch will das schriftlich fixieren: »Ich mußte ihn auf der Stelle festlegen. Der Ober brachte ein Stück Papier, und darauf wurde dann eine ›Verpflichtung‹ festgeschrieben, die bindend war.« 253 Sie bleibt bindend, vorallem, weil Romy Schneider Kortner mit ihrer Leistung überzeugt. Die Vorbehalte gegen den Star sind bald widerlegt, auch ist klar, dass der Regisseur sie jederzeit aus dem Vertrag entlassen hätte, wenn sie seinen Ansprüchen nicht entsprochen hätte. Er äußert sich jedoch positiv, spricht von ihrer Begabung, die man bisher für den Film nicht richtig genutzt hätte. Sie werde ihren Weg machen, vielleicht auch auf der Bühne. Die Zeitungen berichten, dass Kortner sie nach einjähriger Pause wieder vor die Kamera geholt habe. Die ihm in den Mund gelegte Formulierung, er wollte sie oder keine für die Rolle, ist freilich Interpretation der Journalisten.
    Es ist eine neue Form der Dreharbeiten für Romy Schneider, vergleichbar mit den Theaterproben mit Visconti. Der mit Kortner bekannte italienische Regisseur lässt sich in München einige Muster des in Entstehung begriffenen Films zeigen und ist erfreut über die Entwicklung seines Schützlings. Bis zu 20 Stunden am Tag fordert Kortner sein Ensemble, spart nicht mit Kritik, auch nicht an der »Schneiderin«, wie er sie nennt. Zumeist jedoch schenkt er ihr seinen wohlwollenden, leicht ironischen Gesichtsausdruck, bei dem er unter hochgezogenen Augenbrauen mit

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