Romy Schneider - die Biographie
Narbe ist.
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Dommage qu’elle soit une p…
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Schade, dass sie eine D… ist
«, künden die Plakate in Paris das Stück etwas dezent an. Delon und Schneider stehen bei den Darstellern, die nach Geschlecht geordnet werden, jeweils an zweiter Stelle. Es wird ein Publikumserfolg, und vor allem Romy Schneider erfreut sich auch des Lobes der Rezensenten. Magda beglückwünscht ihre Tochter überschwänglich, und Alain Delon, im gestreiften Morgenmantel, den er sich nach der überstandenen Vorstellung übergeworfen hat, umarmt seine Schwiegermutter. Fotos entstehen mit Visconti im Mittelpunkt, umrahmt von dem jungen Hauptdarstellerpaar, Magda Schneider und Delons Mutter Edith. Glückwunschtelegramme häufen sich, eine Vorstellungsserie von 120 Aufführungen wird schließlich erreicht. Josef Meinrad, Burgtheaterschauspieler und Partner Schneiders in sechs Filmen, berichtet Rosa Albach-Retty, die Romy bei der Unternehmung stets als Vorbild diente, begeistert von der Aufführung: »Oma […], Sie hätten es erleben sollen! Sie war hinreißend! Die Leute klatschten wie verrückt und konnten es nicht fassen, daß eine Ausländerin ein so elegantes Französisch spricht!« 247 Curd Jürgens erzählt später dem Fotografen Franz Lederle über diesen Erfolg einer Nicht-Französin auf einer Pariser Theaterbühne: »Beim Film kann man ja immer wieder neu anfangen, beim Theater nicht.« 248
Visconti erklärt später, er halte Romy Schneider für eine der genialsten europäischen Schauspielerinnen. Er habe nie an ihrer Fähigkeit gezweifelt, sich auch auf einer Bühne beweisen zu können, nennt sie und Delon die Idealbesetzung für das Stück.
Die Wiener Theaterzeitschrift »Die Bühne« berichtet in der Maiausgabe 1961 von der Aufführung. Mit geschickt dosierter Pressevorbereitung und der Unterstützung Delonsund Viscontis habe Romy Schneider den Sprung auf die Bühne geschafft. Ihr Verlobter habe zwar keine entsprechende Erfahrung, aber dafür Kapital beigesteuert, um die Produktion mitzufinanzieren, und Visconti wird als »Hexenmeister« so mancher Theaterschlacht sowie manchen Filmexperiments gepriesen. Die Kritik konzentriert sich vor allem auf die routinierten Theaterkräfte der Produktion, darunter Silvia Montfort, Valentine Tessier und Daniel Sorano, erkennt jedoch an, dass die beiden Leinwandakteure in dem Kreise bestehen konnten. »Für Romy Schneider war das Wagnis doppelt geglückt: Denn auch vom Sprachlichen her war sie kaum von den gebürtigen Franzosen zu unterscheiden.« 249
Romy Schneider genießt das Gefühl, zum ersten Mal ein künstlerisches Ziel aus eigenem Antrieb erreicht zu haben: »Was ich über mich selber weiß, ist dies: Ich bin sehr ehrgeizig. Im März 1961 wurde mein künstlerischer Ehrgeiz zum ersten Mal befriedigt.« 250 Später wird sie es als die einzige Leistung bezeichnen, auf die sie stolz ist, auch wenn manche der auf Film festgehaltenen Szenenausschnitte der Produktion sie zum Lachen bringen. Die Medienwirksamkeit der Angelegenheit bleibt nicht ohne Folgen, sie hat sich mit einer eindrucksvollen Leistung wieder als Schauspielerin in Erinnerung gerufen. Es kommen neue Angebote, auch aus Deutschland. Als sie diese ablehnt, liest man von Starallüren und Undank gegenüber dem Land, das ihr die Karriere überhaupt ermöglicht habe. Tatsächlich sind es aber die angebotenen Rollen, die ihrer Vorstellung nicht mehr entsprechen. In Deutschland versucht man sie nach wie vor auf den Typus des romantischen Mädchens im historischen Kostüm zu besetzen, dem sie längst nicht mehr entspricht. »Kleine Hupferl-Rollen« nennt sie das Fach mittlerweile nur mehr und ist entschlossen, nicht mehr dorthin zurückzukehren.
Die tapfere Schneiderin
Fast zeitgleich mit den Vorbereitungen zu
Schade, dass sie eine Dirne ist
fällt Schneiders einzige Fernseharbeit, für die sie ein anderer von ihr verehrter Regisseur engagiert. Die Ausstrahlung von Fritz Kortners Aristophanes-Adaptierung
Die Sendung der Lysistrata
am 17. Januar 1961 sorgt für den ersten Medienskandal in der bundesdeutschen Fernsehlandschaft. Die Zeitungen schreiben von Zensur und melden, nur der Hessische, der Norddeutsche Rundfunk mit Radio Bremen und der Sender Freies Berlin würden das Fernsehspiel ausstrahlen. Wo die Probleme in der Angelegenheit liegen, darüber kann vorerst nur spekuliert werden. Verstöße gegen Moral und Sittlichkeit werden vermutet, einseitiges Plädoyer für Pazifismus nennen andere als Grund. Der verantwortliche
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