Romy Schneider - die Biographie
wird sich fortsetzen. In Düsseldorf wird es während der Vorstellung ihres nächsten Films,
Ein Engel auf Erden
, Buhrufe geben, Kinobesucher werden aus Protest ihr Geld zurückverlangen. Romy selbst sieht sich die Produktion nie in einem Lichtspieltheater an.
»Kehr zurück, Romy«
Der Name »Romy« ist ein Markenzeichen geworden und begreift sich auch als solches. Im Herbst 1958 verbietet sie durch einen Rechtsanwalt wegen »unlauteren Wettbewerbs« erfolgreich die Verwendung ihres Vornamens als Filmtitel in »Romy – Große Liebe in der kleinen Stadt«. Den Prozess vor einem Münchner Gericht verliert sie jedoch einige Monate später mit der Begründung, der Abkürzung »Romy« gebreche es denn doch an Einmaligkeit.
Dem Markenzeichen mit dem abgekürzten Frauenvornamen fehlt es zunehmend an künstlerischen Herausforderungen. Nach
Ein Engel auf Erden
bleiben die Angebote aus, sieht man von weiteren Kostümfilmen ab, die sie ablehnt. Die Schauspielerin Romy Schneider will und muss sich neu positionieren. In Deutschland zögern manche Filmstudios bereits, die nun vor allem in den Klatschspalten Beheimatete zu besetzen. In Frankreich wird sie zum Aufputz des rapide aufsteigenden Stars Alain Delon degradiert. Es ist mehr als nur ein Insidergag, dass sie in seinem Starfilm
Plein Soleil/Nur die Sonne war Zeuge
1960 einen Cameoauftritt ohne Credit hat. Als er für
Christine
nach Wien reist, hat Delon erst zwei Filme abgedreht, gilt er als Nachwuchshoffnung an der Seite der arrivierten Romy. Nun ist sie die Begleitperson eines kommenden Weltstarsund hört auf Banketten seinen Projektplänen zu.
Rocco und seine Brüder
unter der Regie Luchino Viscontis verhilft Delon 1960 zum internationalen Durchbruch, er kann nun zwischen exklusiven Filmangeboten wählen, darunter
Die Liebe
(1962) mit Michelangelo Antonioni und
Der Leopard
(1963), wieder mit Visconti. Wenn Schneider nun im Elysée Matignon Künstler trifft, dann steht Delon im Mittelpunkt. Sie freut sich über seinen wachsenden Erfolg, sieht jedoch die eigenen Arbeitsmöglichkeiten schwinden.
Seit
Sissi
und
Christine
wird Romy Schneider in Frankreich als eine Art »Anti-Bardot« interpretiert und verkauft. In den folgenden Rollen werden ihre Haare zumeist gekürzt, der Typus, den sie darstellt, freilich nicht völlig verändert, sondern lediglich etwas stromlinienförmiger gestaltet, um jüngere Publikumsschichten anzuziehen und der Schauspielerin selbst eine gewisse »Entsissyfizierung« 225 möglich zu machen, was jedoch die Backfische weiblichen und männlichen Geschlechts nicht goutieren.
Im September 1959 schreibt Romy Schneider aus Nizza an den von ihr bewunderten Kollegen O. E. Hasse. Sie bedankt sich, auch im Namen von Alain Delon, für sein Telegramm, berichtet von ihrer Verlobung und einer Stirnhöhlenvereiterung, aus der beinahe eine Hirnhautentzündung geworden wäre. Magda Schneiders Vater sei in Berchtesgaden gestorben, zum Begräbnis konnte sie wegen Dreharbeiten nicht anreisen. »Da spürt man plötzlich, wie hart dieser Beruf sein kann – du darfst nicht mal heulen, wenn dir danach ist – ach ja … Die Dame Schneider wird weise.« 226 Stolz hält sie fest, dass ihr Französisch sich verbessere, auch Alain wolle außer »Ich liebe dich« noch etwas mehr Deutsch lernen. Er drehe in Paris, sei aber jedes Wochenende bei ihr.
Die Heimat beginnt die Ausgewanderte zu vermissen, allerdings auf sehr bestimmte und bestimmende Weise. »Kehr zurück, Romy!«, beschwören deutsche und österreichische Filmmagazine oder fragen: »Ist Romy gut beraten? Franzosen und Amerikaner wollen nur
Sissy
-Filme. HalbzarterSex wenig gefragt. Romy vor der Entscheidung.« 227 Von den die Reportage umrahmenden Fotos zeigt eines Romy an der Seite von Gustav Knuth in
Sissi
, bezaubernd in der obligaten Tochterrolle, den Erläuterungen ihres Filmvaters vor der Kulisse des deutschen Waldes andächtig lauschend. Das zweite zeigt die »andere Romy« in
Die Halbzarte
, in der sie viele Fans enttäuscht habe, »forsch, kess, mit viel Sex«. Die meisten sehnen sich nach dem Sissi-Image zurück, das obendrein äußerst gewinnbringend war. Romy entzückt die Franzosen, Belgier, Holländer und – »ein Prestigegewinn ersten Ranges! – die Amerikaner«. 228 Dies freilich in Rollen wie Sissi – blutjung, taufrisch, lieblich. »Wer das Kinogeschäft nur einigermaßen kennt, weiß, dass heute ein vierter
Sissy -Film
sehr gefragt und ein Riesengeschäft wäre. Sissy-Romy als ruhelose
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