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Romy Schneider - die Biographie

Romy Schneider - die Biographie

Titel: Romy Schneider - die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krenn
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Kind.

Der Kardinal
    Zwischen den durchaus spannenden Projekten für Theater und Film durchlebt Romy Schneider in den ersten Pariser Jahren immer noch Phasen der Ungewissheit. Die Zwischenräume zwischen den beruflichen Tätigkeiten weiß sie oft nur schwer zu füllen: »Ich hab’ mich mit sehr viel Energie und bewußt herausgewurschtelt aus diesem Nichtstun. […] Es war ein Film, eine Arbeit zuende und ich wußte nicht mehr, was ich mit mir anfangen soll. Dann hab ich lang geschlafen, hatte keine Energie, nicht einmal zum Spazierengehen oder irgendetwas Banales, Normales,Simples … was weiß ich: Alltag. Das ist ja wichtig, man muss ja wissen, was der Alltag ist und wie man ihn lebt. Das war in Paris sehr lange Zeit so.« 276 Sie ist, wie sie es selbst formuliert, »forciert«, Besorgungen zu machen, für die Wohnung, manchmal auch Einladungen für Freunde und Bekannte auszurichten. »Das war aber auch sehr selten, denn, mein Gott, wenn ich darüber nachdenke, ich war über zwei, fast drei Jahre in dieser Wohnung und ganz selten mit Freunden dort. Dazu muss man ja auch Hausfrau sein können oder so was, und das kann ich nicht. Da hat dann meine Sandra immer alles arrangiert und wunderbar gemacht, aber das war eben selten, dass irgendjemand kam und ich am Abend zuhause war. Ich war meistens allein, oder ich bin ausgegangen oder ins Kino, ins Theater gegangen, das ist selbstverständlich wie die Liebe. Ich war auch viel weg. Ich war nicht immer in Paris, wenn ich nicht gearbeitet habe, ich bin weggefahren, ich war am Meer, bin an die Côte d’Azur gefahren.« 277
    Romy wohnt mit Delon nun in der Avenue de Messine, einer eleganten, stilvollen Straße in ruhiger Lage, die in eine der Pariser Prachtstraßen, den Boulevard Haussmann, mündet. In der Nähe befindet sich das Eingangstor zum Parc Monceau, in dem sie Spaziergänge unternehmen. Das Interieur des neuen Domizils ist entsprechend stilvoll. Drapierte Gardinen, auf der marmornen Anrichte stehen Obstschüsseln aus Porzellan, Silberkandelaber. Eine fahrbare Bar mit Flaschen aus geschliffenem Bleikristall, auf dem Empire-Schreibtisch aus dunklem Holz liegen Bücher. Perserteppiche, Samtkissen auf dem Sofa, Ölgemälde hinter Goldrahmen an den Wänden. Ein Plattenspieler, aktuelle Jazzalben. Auf den Fotos aus Paris oder wenn sie Delon in diesen Jahren bei Dreharbeiten besucht, wirkt Romy glücklich. Die Wirklichkeit entspricht dem bereits immer seltener.
    Ende 1962 berichten Zeitschriften über Pläne Schneiders, mit Oskar Werners Schauspielensemble auf Tournee durch Österreich, die BRD und Frankreich zu gehen, wobeisie als Julia und Ophelia zu sehen sein werde. Sie freut sich auf die Aufgabe, auch wenn sie vor jedem Auftritt Lampenfieber und Schüttelfrost hat. Zu dieser interessanten Rollen-Kombination kommt es in der Folge jedoch nicht. Am 27. Januar 1963 schreibt Romy Schneider auf dem Briefpapier des Hotels Haute-Savoie in Megève an Fritz Kortner. Sie berichtet ihm darin von einem langen Telegramm, das sie zwei Wochen zuvor an Oskar Werner schickte, das dieser jedoch unbeantwortet ließ. Es scheine ihm tatsächlich nichts und niemand recht zu sein, klagt sie. »Also soll er zum Teufel gehen! Ich nicht! Noch nicht. […] P. S. ›Alles geben die Götter …‹ aber ganz schön ›ganz‹! Muß ich sagen – nicht wahr? Ihre alte Schneiderin, die sehr gut weiß + nie vergißt, was sie bei Kortner gelernt hat.« 278
    Das Interesse der Theaterleute an Romy Schneider ist durchaus vorhanden. August Everding bietet ihr eine Rolle in Büchners
Leonce und Lena
an, doch zwei Filmangebote verhindern ihre Zusage. Der Terminplan ist dicht. Anfang März will sie sich vor den Dreharbeiten zu
Der Kardinal
in Wien ausruhen, zuvor im Februar für zwei Wochen nach New York reisen. »Ab morgen fahre ich von hier noch irgendwoanders hin – für ca. 20 Tage, da ich allein sein will! […] Es geht mir nicht sehr rosig! In keiner Beziehung! Aber das mußte wohl eines Tages kommen!« 279
    Zu Jahresbeginn 1963 kommt der Regisseur Otto Preminger nach Wien, um, neben dem österreichischen Bundespräsidenten Adolf Schärf sitzend, die Premiere seines Streifens
Sturm über Washington
, zu feiern. Preminger ist gebürtiger Wiener und promovierter Jurist, der jedoch bald ins künstlerischen Gewerbe wechselt und am Wiener Theater in der Josefstadt als Schauspieler, Regisseur und schließlich sogar Direktor tätig wird. 1935 geht er in die USA, inszeniert am Theater, macht in Hollywood als

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