Romy Schneider - die Biographie
Marischkas, der Regisseur stirbt am 12. Mai 1963 im 70. Lebensjahr. In Interviews und Gesprächen bewahrt sie ihm stets ein gutes Andenken. Deutsche Produktionen melden sich wieder bei ihr. Im April 1963, noch während der Dreharbeiten zu
Der Kardinal
, verhandelt der Regisseur Kurt Hoffmann mit Romy Schneider und Maximilian Schell wegen seiner Tucholsky-Verfilmung
Schloß Gripsholm
, keiner von beiden kann jedoch schließlich verpflichtet werden. In den USA ist Romy zu Gast in der Johnny Carson Show und erhält eine Rolle in dem Film
Lilith
angeboten, die sie jedoch nicht annimmt. Stattdessen unterzeichnet Schneider im August in Paris einen Vertrag für sieben Filme mit Columbia Pictures, nach
Der Kardinal
und
Die Sieger
soll in
Leih mir deinen Mann
Jack Lemmon ihr Partner sein. Vor ihrer Abreise in die Staaten schickt sie Hermann Leitners Frau ein Foto, schreibt, sie hoffe, als Madame Delon wiederzukommen.
Auf dem Festival von Locarno läuft im Juli 1963 der Film
L’ amour à la mer
, ein Streifen des französischen Regisseurs Guy Gilles, der der Nouvelle-vague-Bewegung verpflichtet ist, in dem einige französische Stars Cameoauftritte haben. Zu ihnen gehört neben Juliette Gréco, Jean-Claude Brialy und Alain Delon auch Romy Schneider, deren Gesicht ein paar Sekunden lang auf der Leinwand zu sehen ist. Größere Aufmerksamkeit erregt Schneiders nächste Produktion.
The Victors/Die Sieger
soll nach der Intention seines Regisseurs Carl Foreman der ultimative Antikriegsfilm werden. Zumindest sein Credo hat nichts an Gültigkeit verloren. »Krieg, jeder Krieg, ob groß oder klein, gerecht oder ungerecht, schwächt die Sieger gleichermaßen wie die Besiegten und sät unvermeidlich die Saat des nächsten Krieges.« 282 Foreman hat zuvor unter anderem als Drehbuchautor für Fred Zinnemanns
High Noon/Zwölf Uhr Mittags
(1952) gearbeitet. In den 1950er Jahren steht er in Hollywood aufder berüchtigten Schwarzen Liste derer, die angeklagt sind, mit dem Kommunismus zu sympathisieren. In dieser Hinsicht wird er erst 1997, dreizehn Jahre nach seinem Tod, rehabilitiert.
In
Die Sieger
breitet Foreman ein fast drei Stunden langes Epos aus, das die Auswirkungen des Krieges anhand von menschlichen Schicksalen zwischen 1942 und 1946 zeigt. Die Mitglieder einer amerikanische Truppeneinheit sind die Hauptpersonen, in den Einzelepisoden treten diverse Schauspielerinnen auf, eine dieser Frauenrollen spielt Romy Schneider. Die Darstellung der Regine in
Die Sieger
ist neben der Leni in
Der Prozeß
ihr bisher ungewöhnlichstes Frauenporträt und weist schon auf spätere Arbeiten hin. Sie stellt eine am Konservatorium ausgebildete Violinistin dar, deren Familie verschleppt wird und der ein amerikanischer Soldat Hilfe anbietet. Doch der Krieg hat ihre Persönlichkeit gebrochen, und sie prostituiert sich schließlich an den Meistbietenden. Mit hysterischem Lachen und bis ins Manische übersteigerter Gestik interpretiert sie ihre anspruchsvolle Rolle. Das Publikum der Nachkriegszeit reagiert auf Charaktere wie diesen – aus unterschiedlichen Gründen freilich – mit Unverständnis.
Romy Schneider geht mit Lampenfieber an die Produktion heran, weiß, dass sie die englische Sprache nicht so gut beherrscht wie mittlerweile die französische, ist froh, dass der Akzent sie als Belgierin ausweisen soll. Um die Musikerin überzeugend darstellen zu können, lässt sie sich von dem schottischen Konzertmeister des Royal Philharmonic Orchestra, David McCallum, Geigenunterricht geben, um die »Humoreske« von Antonín Dvo¶ák spielen zu können. Ihr Filmpartner George Hamilton meint daraufhin bewundernd, wenn es eine Rolle erfordere, würde sie wohl auch den Ärmelkanal durchschwimmen.
Der Name Romy Schneider beginnt durch solche Produktionen langsam wieder auch an kommerzieller Bedeutung zu gewinnen. Im September 1963 listet man den kolportierten Marktwert deutscher Stars auf und reiht RomySchneider dabei mit Lilli Palmer, Maria Schell, Karlheinz Böhm, Peter van Eyck, Heinz Rühmann und Horst Buchholz in der mit einem Sternchen versehenen Kategorie von Schauspielern, deren Kurswert bei jedem Engagement neu festgelegt werde. 283
Die Hölle
Im Jahr 1964 erfüllt Romy Schneider das Versprechen, das sie dem Regisseur Henri-Georges Clouzot gab, und übernimmt eine Rolle in seinem geplanten Film
L’Enfer / Die Hölle.
Vor Beginn der Dreharbeiten ist sie an der Côte d’Azur zu Gast bei Curd Jürgens. Clouzot, im nahen Saint-Paul-de-Vence wohnhaft,
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