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Romy Schneider - die Biographie

Romy Schneider - die Biographie

Titel: Romy Schneider - die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krenn
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grobkörnige Schnappschüsse aus beliebig scheinenden Perspektiven. Auf einem Bild steigt Hayworth eine Treppe hoch, hinter ihr folgt, auf einen Stock gestützt, ein spanischer Greis. Ob Hayworth vor einer neuen Film-Karriere stehe, fragt die dazugehörende Bildunterschrift mehrdeutig. Hayworth steht abseits einer Menge, aus der einige Menschen zu ihr hinübersehen. »Diese jungen Männer von Toledo kennen Rita nicht mehr. Sie haben ein anderes Idol.« 295 Welches, lässt man offen. Vermutlich aus Gründen der Seriosität.
    Und im August 1964 beschreibt »Frau und Film« auch Romy Schneider, »wie sie wirklich ist«. Man trifft die Schauspielerin während der Dreharbeiten zu
Die Sieger
imBayerischen Hof in München und hält programmatisch fest: »Romy Schneider ist ein Publikumsliebling, der vielen zum Ärgernis wurde, weil er nicht so blieb und nicht so bleiben wollte, wie man ihn kannte und liebte.« 296 Ein paar Nummern zuvor heißt es über Senta Berger, die ebenso wie Schneider in
Die Sieger
agiert, sie wolle nun seriöse Rollen spielen. 297 Das Interview wird immer wieder unterbrochen, da Schneider zu verschiedenen Produktionsterminen muss. Die 26-Jährige versucht ihren Imagewandel zu rechtfertigen und flüchtet, da sie sich von ihrem Gegenüber nicht richtig verstanden fühlt, in Selbstironie. Als der Interviewer ihre Frage bejaht, ob sie ihm in den letzten Filmen wenigstens rein optisch gefallen habe, meint sie: »Ist ja schon beruhigend, daß man gut ausschaut, wenn man schon kein Talent hat.« 298

II.
1965–1982

Porträt eines Gesichts
    Anfang 1966 ist Romy Schneider wieder für vier Wochen in Kitzbühel, diesmal logiert sie mit Meyen in der Villa des Prinzen Liechtenstein. Der »Spiegel« berichtet darüber und rechnet vor, dass die Monatsmiete 8000 Mark betrage, worin auch das Salär für einen Butler enthalten sei. Romy besucht das Ehepaar Leitner, Toni Sailer und viele andere Bekannte. Zu ihrer Freude trifft auch Luchino Visconti ein, um seine Sequenz (
La Strega bruciata viva /Hexen verbrennt man lebendig
) des Episodenfilms
Le Streghe /Hexen von heute
dort zu drehen. In diesem agiert auch ein junger Mann namens Helmut Steinberger, der als Helmut Berger internationale Karriere machen und sechs Jahre später unter Viscontis Regie in
Ludwig II.
Romy Schneiders Partner sein wird.
    Romy selbst steht ebenfalls in Kitzbühel vor der Kamera, allerdings nicht bei ihrem italienischen Lehrmeister. Der29-jährige deutsche Regisseur Hans Jürgen Syberberg beginnt mit einer Dokumentation über sie, die er
Porträt eines Gesichts
nennen wird. Der Streifen entsteht innerhalb von drei Tagen, während Harry Meyen in Berlin weilt. Erst bei einer internen Vorführung sieht er die Muster und erklärt, dass er sie nicht freigeben werde, ohne auf die Gestaltung Einfluss nehmen und Szenen herausschneiden lassen zu können. Syberberg, damals ein junger Dokumentarfilmer, protestiert, zieht aber gegenüber seinem Auftraggeber, dem Bayerischen Rundfunk, den Kürzeren. Eine halbe Stunde der ursprünglichen 90 Minuten kommen nicht in die Endfassung. Herausgeschnitten wird unter anderem eine Szene, in der Romy zu einer Sammy-Davis-jr.-Platte einen Witz von einem deutschen Juden in New York erzählt, der sich ein Hitlerbild an die Wand hängt. Um Heimwehgefühlen vorzubeugen, wie er erklärt. Meyen empfindet die Kombination mit der Musik als zu frivol und untersagt die Verwendung der Einstellung. Ob man Romys Rekapitulation eines bekannten jüdischen Witzes im damaligen Deutschland richtig verstanden hätte, mag man bezweifeln.
    Wie Syberberg sich erinnert, bestand Meyen auch darauf, dass Schneider vor einer deutschen Zuhörerschaft nicht »coffee« sondern »Kaffee« sagte. 348 Es ist bezeichnend, dass Romy Schneider es wieder kritiklos akzeptiert, dass jemand für sie die Entscheidung übernimmt, wie ihr Bild in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Nach dem Management rund um »Daddy« Blatzheim hat nun Meyen diese Funktion übernommen. Neben ihrem Anwalt und Meyen sitzend, wohnt Romy der Zensur des Filmmaterials bei und betrachtet schweigend, welche Korrekturen ihr neuer Regisseur an ihrem Image vornimmt. Es ist ein Akt der Unterwerfung, vielleicht ist sie auch bereits zu sehr daran gewöhnt, jegliche Darstellung ihrer Person auf der Leinwand als Rolle zu betrachten.
    Syberbergs TV-Film ist trotz, wie er selbst später beklagt, umfassender Einschnitte eines der besten Dokumente zumindest einiger von Romy Schneiders

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