Romy Schneider - die Biographie
erinnern, dass er bereits 1953 auf einem Ball nach
Wenn der weiße Flieder wieder blüht
gemeint hätte: »Eigentlich habe ich genug mit Frauen um die Ohren. Aber die Romy … Wenn die mal älter ist, könnte sie mir gefährlich werden. Dann schnapp’ ich sie mir.« 361
In postum vorgenommenen Retrospektiven ihrer Berliner Jahre geht die deutsche Presse wie gewohnt nicht eben zimperlich mit Romy Schneider um und reduziert ihre Betrachtungen mit Vorliebe auf Äußerlichkeiten: »Sie ließ sich körperlich gehen, bis sie wie eine Matrone aussah.« 362 Ob sie tatsächlich hastig und wahllos trank, wie ihr später unterstellt wurde, mag dahingestellt sein. Sicher ist, der unkontrollierte Umgang mit Medikamenten, die für Schneider zu einer Art Nahrungsmittelzusatz werden, beginnt in jener Zeit. Begünstigt wird er durch den Umstand, dass die Pharmazie in den 1960er Jahren eine kaum von ernst zu nehmender Kritik gebremste Hochblüte erlebt. Tablettensind das von Ärzten ohne Überlegung verschriebene Allheilmittel, Untersuchungen allfälliger Nebenwirkungen werden erst viel später relevant. Harry Meyen leidet unter Migräne, nimmt Tabletten dagegen, deren Wirkung, mit Alkohol gemischt, Psyche und Körper dauerhaft schädigen und die Suchtgefahr erhöhen. In diese Gefahr begibt sich auch seine neue Partnerin.
Im Sommer 1966 reist das Paar zu den Dreharbeiten für
Triple Cross / Spion zwischen zwei Fronten
, nach St. Tropez. Herbert von Karajan lädt sie zu einer Bootsfahrt auf dem Mittelmeer ein. Auch mit dem Dirigenten soll Romy Schneider zehn Jahre zuvor mehr als nur Freundschaft verbunden haben, als 1956/57 unter der Stabführung Karajans eine Schallplattenaufnahme von Prokofjews
Peter und der Wolf
entstand, bei der Romy die Stimme des Erzählers übernahm. Man kolportiert sogar Heiratsabsichten, 363 die jedoch an Karajans Bedingung, Schneider müsse ihren Beruf aufgeben, gescheitert sein sollen. Der Wahrheitsgehalt einer solchen Darstellung muss dahingestellt bleiben, in jedem Fall passt sie zu den pittoresken Lebenslegenden rund um die junge Romy Schneider.
Am 15. Juli 1966, die Aufnahmen zu
Spion zwischen zwei Fronten
sind noch nicht beendet, erfährt Magda Schneider zu ihrer geringen Freude am Telefon, dass ihre Tochter und Harry Meyen auf dem Standesamt des Rathauses von St. Jean-Cap-Ferrat in Frankreich geheiratet haben. Als Trauzeugen fungieren Romys Bruder Wolfdieter Albach und ihre Sekretärin Sandra Jurman. Nach einer kurzen Zeremonie von einer Viertelstunde verlassen die beiden als Frau und Herr Haubenstock das Gebäude wieder. Einen Tag zuvor war Meyens Scheidung von Anneliese Römer rechtsgültig geworden, Gerüchte halten sich, Schneider habe Meyen mit einer sechsstelligen »Ablösesumme« freigekauft. Die neue Frau Haubenstock weiß zu diesem Zeitpunkt längst, dass sie ihr erstes Kind erwartet.
Kurz vor der Geburt ihres Sohnes im Dezember 1966 kommt
Spion zwischen zwei Fronten
in die Kinos. Regie beider in der NS-Zeit spielenden Spionage-Geschichte führte der durch die James-Bond-Reihe bekannt gewordene Regisseur Terence Young. Der aus diesen Erfolgsproduktionen gewohnte Ton bestimmt auch
Spion zwischen zwei Fronten
. Zwanzig Jahre nach seinem Ende verknappt man den Zweiten Weltkrieg zum Kostüm- und Agentenspaß. Immerhin leistet man sich die Zeile, dass wer vor dem Krieg bei der Exekutive gewesen sei, sich über seinen Posten keine Sorgen machen müsse: Die Polizei werde immer gebraucht, egal unter welcher Regentschaft. Der verkappte Agent 007 wird von dem Kanadier Christopher Plummer verkörpert, Romy Schneider avanciert dadurch gewissermaßen zu einem inoffiziellen Bondgirl, womit ihre Rolle recht gut umrissen ist. »Zwischen Reißer und Heroismus«, siedelt »Die Welt« den Film an. »Nicht gerade ermüdend zu sehen, aber sehr ausführlich und nicht eben ereignisreich. Ein paar Witzchen über deutsche Ordnung und englische Fairneß.« 364 Auf die Klage, nicht schlafen zu können, gibt der Film einen Rat, den man für sehr deutsch hält: »Geben sie sich mehr Mühe!« Gert Fröbe, der zwei Jahre zuvor Sean Connerys Gegenspieler im Bond-Film
Goldfinger
war, verkörpert hier einen deutschen General, Yul Brynner imitiert als sein Vorgesetzter einen Militär, wie ihn Erich von Stroheim kreierte. Auch Harry Meyen erhält auf Schneiders Vermittlung hin eine Rolle. Nachdem er, ebenso wie Fröbe, im selben Jahr einen Part in der starbesetzten französisch-amerikanischen Produktion
Paris brûle-t-il? /
Weitere Kostenlose Bücher