Romy Schneider - die Biographie
Dreharbeiten ihren 27. Geburtstag, diesmal ohne Krone auf der Torte, sondern einer 10:30 zeigenden Uhr.
Ihr Auftreten in
Halb elf in einer Sommernacht
nimmt einiges in der künftigen Rollengestaltung Schneiders vorweg.Sie präsentiert sich auf der Leinwand nun als junge, selbstbewusste Frau, die ihre Schönheit und Körperlichkeit einsetzt, um an ihr Ziel zu kommen, und bereit ist, dafür legale und moralische Grenzen zu überschreiten. In den deutschen Medien reagiert man wie gewohnt abwartend auf die neue Entwicklung: »Romy Schneider macht für eine hitzige Bett-Szene sogar die Brust frei, muß sich vom Teilnehmer jedoch sagen lassen: ›Gib dir keine Mühe. Zu einem Biest hast du kein Talent.‹« 369
Da sie nun wieder vermehrt mit der deutschsprachigen Presse zu tun hat, thematisiert Romy Schneider immer wieder selbst das Problem der ihr angedichteten Deutschlandfeindlichkeit. In den kommenden Jahren werden sich die Berichte über sie, was die Fragen und Antworten in dieser Sache betrifft, im Wesentlichen gleichen. Zu den redundanten Passagen gehören: Sie würde gerne in einem deutschen Film spielen, doch es mangelt an Angeboten. Sie wundert sich über die Probleme des deutschen Films, verweist auf die Tatsache, dass zahlreiche deutsche und österreichische Regisseure in Hollywood reüssiert haben. Es gebe gute deutsche Nachwuchsregisseure und Schauspieler, ist sie überzeugt. Was ihrer Meinung nach fehlt, sind Stoffe und Autoren. Am Export von Stars findet Romy nichts Negatives, sieht darin eher Anerkennung. Stattdessen käme jedoch die Unterstellung von Fahnenflüchtigkeit und Ablehnung von »Heimat«. Filmarbeit, hält sie dagegen, sei international. Was ihr wirklich fehle, sei die Bühne, dieses Zugeständnis macht sie dem »Theateradel« in ihrer Familie. Sie wünscht sich erneut die Kraft, mit dem Filmen aufzuhören und eine »ernsthafte« Bühnenschauspielerin zu werden. Ob es nur für Harry Meyen sei, wie Hildegard Knef später mutmaßt, so wie sie nur für Delon in Paris auf die Bühne ging, sei dahingestellt.
»Ich muß noch ein paar Jahre gut aussehen«
Im September 1972 feiert Romy Schneider ihren 34. Geburtstag und macht sich Gedanken über das Alter. »An meinem Sohn merk’ ich’s, an meinem Gesicht …, an meinem Beruf, Sie müssen bedenken, ich bin ja nicht im häßlichen Charakterfach! […] Noch bin ich jung. Aber manchmal denke ich doch, na ja? Wenn ich mal Tränensäcke unter den Augen habe. Wenn die Leute sagen: Die sieht ja aus wie ’neKrähe! Da mach ich mir gar nichts vor. Das kommt ja nicht nur im Unterbewußtsein. Ich seh mich doch auch im Spiegel. Und das ist dann nicht immer komisch: Vor fünf Jahren sah ich noch anders aus.« 512 Sie kokettiert, denkt aber auch an das Publikum, hat Angst vor dessen Verdikt, für »ihre« Rollen als zu alt und unattraktiv abgestempelt zu werden. Dafür arbeitet sie hart. Über ein Jahr schon hat sie keine Ferien gemacht, drei Filme hintereinander abgedreht:
Das Mädchen und der Mörder
,
Ludwig II.
und
César und Rosalie
. Sie bekennt aber auch: »Ohne Arbeit kann ich nicht leben. Ein paar Monate Urlaub geht, aber sechs Monate ohne Film, das halte ich nicht aus.« 513
Die Ehe mit Harry Meyen trägt nun unübersehbare Spuren der Entfremdung, 1973 ist Meyen auf der Suche nach einer neuen Wohnung in Hamburg, spricht aber gegenüber der Presse immer noch von rein beruflichen Trennungen. Er lebe in Hamburg und Lugano, seine Frau mit David in Paris. Er verweist auf ihre ständige Arbeit in Frankreich, seine Synchrontätigkeit in Deutschland sowie auf Theaterarbeiten und Fernsehspiele, die er vorbereite. Glückliche Ehen, oder was landläufig so bezeichnet werde, seien im künstlerischen Gewerbe allein durch die vielen Trennungen und die immer wieder neuen Begegnungen, die nicht alle nur beruflich bleiben, kaum möglich. Sollte seine Frau sich endgültig für Paris entscheiden, wäre eine endgültige Trennung unvermeidlich, vorerst wolle er jedoch versuchen, auch dort möglichst viel Zeit mit ihr und David zu verbringen. Von einer Unterordnung seiner Frau ist nicht mehr die Rede, ihr beruflicher Erfolg überstrahlt den seinen längst unübersehbar. Später wird er eingestehen, er habe »immer gewußt, daß ihr Erfolg das Ende unserer Beziehung bedeutet«. 514
In Romys Sprache zeichnet sich die Entscheidung zugunsten eines Auseinandergehens bereits seit längerem ab. Der einstige Lehrmeister wird nun als Störenfried gesehen. Sie möchte, wie sie
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