Romy Schneider - die Biographie
Schneider diese Fragen begleiten, die Antworten darauf werden ihr zunehmend fehlen. Noch tröstet sie sich damit, jung genug zu sein, um »alles« noch lernen zu können, auch Theater zu spielen, vielleicht irgendwo in der Provinz. Bis auf wenige Ausnahmen wird sie es nicht tun, sie wird von Film zu Film leben und sich immer wieder dieselben Fragen stellen. Mit sechzehn Jahren besteht sie noch darauf, sich in jeder Rolle selbst zu spielen, mit wechselndem Text zwar. »Aber ich bin’s. Und ich bleib’s!« 99 Noch scheint sie in ihrem Beruf, den sie im Grunde nie erlernt hat, rein intuitiv alles richtig zu machen. Magda Schneider beschreibt ihre Tochter bei der Arbeit: »Ich stand manchmal in der Kulisse und schaute zu, und da hatte ich dann und wann das gleiche Gefühl, den Atem anhalten zu müssen. Sie geht in eine Szene hinein, entfaltet sich – und ich frage mich im stillen ganz verzweifelt: Wie kommt sie da wieder raus? Es ist wie mit einem Rennfahrer, der in die Kurve geht, und alle Zuseher zweifeln daran, daß er diesen Bogen schafft. Er schafft ihn trotzdem. Und Romy schaffte diese Szene. Und ich atmete auf. Und der Regisseur schüttelte den Kopf.« 100
Die Kritik feiert
Die Deutschmeister
und seine Hauptdarstellerin, bundesdeutsche Presseberichte nennen ihn »Kaviar für das Volk« und »das Non plus ultra des unsterblichen Wiener Films«. 101 Noch während der
Deutschmeister - Dreharbeiten
fliegt Romy Schneider nach Zürich, um bei der Premiere von
Mädchenjahre einer Königin
anwesend zu sein. Da man ihre Ankunft per Zug angekündigt hat und der Bahnhof von Fans belagert wird, steigt sie nach der Landung am Flughafen in den Zug um und trifft vor einer umjubelten Menge am Hauptbahnhof ein. Romy notiert, sie wäre gern als Zaungast bei diesem Empfang dabei gewesen, wohl um sich selbst dabei zu sehen, zu überprüfen, wiesie auf andere wirkt, ob sie dem eigenen Bild zu entsprechen imstande ist. Erlebnisse solcher Art häufen sich nun. Ein paar Monate später sitzt sie mit ihren Schulfreundinnen Margit und Monika im Salzburger Mirabell-Kino, wo
Mädchenjahre einer Königin
gezeigt wird. Während früher ein Kinobesuch den Eintritt in eine Zauberwelt garantierte, in der man der Realität entfliehen konnte, gleicht er jetzt einer (Re)präsentation. Sie versucht, ihren Stolz und ihre Rührung zu verbergen, macht Witze und Small Talk mit den Anwesenden, beobachtet die Reaktionen der anderen aus den Augenwinkeln. Sie ist stolz auf das Erarbeitete, bedauert aber nachträglich: »Ich konnte mich nicht mehr wie damals in der Schulzeit in diese Märchenwelt versinken lassen. Bei jedem Bild sah ich vor meinem geistigen Auge den Kameramann, den Ernstl – Regisseur Ernst Marischka – oder irgendeinen Bühnenarbeiter zwischen den Kulissen, Kabeln und Scheinwerfern stehen. Die Illusion war futsch. Der weine ich heute noch nach.« 102
In Zürich, in dessen Vorort Höngg Romy Schneider Jahre später eine kleine Wohnung erwirbt, gibt sie ihr erstes Fernsehinterview. Wie viele andere steht sie dem neuen Medium zunächst ratlos gegenüber. Sie hat im Grunde keine Einstellung dazu, erst ein paar Fernsehproduktionen gesehen, die sie als »fad« empfand. Sie selbst findet sich unsicher und schlecht bei dem ersten Fernsehinterview. Dass nicht zuletzt dieses Medium Jahrzehnte später das Andenken an sie lebendig halten wird, kann sie nicht ahnen.
Der Rückflug gestaltet sich umständlich. Wegen der Ankunft des sowjetischen Außenministers Molotow in Wien erhalten andere Maschinen vorübergehendes Landeverbot. Was der Russe in Wien macht, weiß Romy nicht genau: »Der Staatsvertrag sollte abgeschlossen werden oder was weiß ich was. Ich weiß nur: Österreich sollte seine Freiheit zurückbekommen, die Besatzungsmächte versprachen, so schnell wie möglich zu verschwinden. Eine gute Idee (obwohl sie mich nicht weiter gestört haben). Wie sollten sie auch!« 103 Molotow, so findet sie, sähe in den Illustriertennicht wie ein mächtiger Staatsmann aus, er erinnere sie eher an einen Lehrer. Romy nützt den weiteren Tag in der Schweiz für Einkäufe und einen Kinobesuch, ist beeindruckt von der gleichaltrigen Marina Vlady in dem Film
Der Angeber
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Im März 1955 erhält sie in München von der Zeitschrift »Der neue Film« ihre erste Auszeichnung. Die deutsche Filmwirtschaft differenziert auch hier nach Erfolgsgaranten: Karlheinz Böhm und Romy Schneider erhalten gemeinsam den Preis für die beliebtesten »Nachwuchs-Stars«, während
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