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Romy Schneider - die Biographie

Romy Schneider - die Biographie

Titel: Romy Schneider - die Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Krenn
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Claus Biederstaedt, Barbara Rütting und Walter Giller als »Nachwuchs-Darsteller« kategorisiert und ausgezeichnet werden. In Geiselgasteig, wo die Preise verliehen werden, inszeniert Max Ophüls gerade
Lola Montez
mit Martine Carol, Peter Ustinov und Oskar Werner. Eine solche Rolle, merkt Schneider an, wünsche sie sich auch einmal. Mutter Magdas Antwort prangt Jahre später als Überschrift eines
Spiegel
-Artikels: »Sachte, Mausi.« 104 Romy hat jedoch bereits das Angebot für eine weitere adelige Rolle, nach einer englischen Königin soll sie nun eine österreichische Kaiserin spielen, eine Aufgabe, der sie mit Freuden entgegensieht. An ihrer Seite wird Karlheinz Böhm verpflichtet, mit dem Marischka bereits für
Mädchenjahre
verhandelt hat.
    Zuvor agiert sie an der Seite von Hans Albers. Wieder geht es um ein Remake, auf das der deutsche Nachkriegsfilm setzt. Erfolgsträchtige Stoffe, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, angesiedelt in historischer Ferne oder zeitlicher Undefinierbarkeit. Diesmal ist es
Der letzte Mann
, dessen Original von 1924 unter der Regie von F. W. Murnau eine Paraderolle für Emil Jannings beinhaltete. Für Romy ist es der erste Part, den sie als »modern« empfindet.
    Die Kalkulation, der Jungstar Romy Schneider und der von früher her bewährte Name von Albers würden große Zugkraft ausüben, erfüllt sich nur bedingt, denn das Publikum goutiert den Streifen weniger als Romys drei erste Filme. Die Presse nennt
Der letzte Mann
»Ein Volksstückim modernen Gewand« und spricht von »Romy Schneider in der ersten Verwirrung ihres jungen Herzens«. 105 Ihr Name steht unter dem von Hans Albers, der Film wird im Vorspann als Remake ausgewiesen. Joachim Fuchsberger versucht als zynischer Jungunternehmer gewinnbringend in die Hotelbranche einzuheiraten. Auch privat sagt man ihm ein nahes Verhältnis zu Schneider nach.
    Albers spielt in dem Film gegen sein Heldenimage an, zeigt dieses als brüchig und verletzbar. Von der zynischen Weltsicht des Drehbuchautors Carl Mayers im Stummfilmoriginal ist wenig geblieben, zwar muss die Hauptperson nach der Degradierung zum Toilettenmann schmachvoll erkennen, dass »seine« Welt auch ohne ihn funktioniert, doch letztendlich rettet ihn ein deus ex machina aus seiner Situation. »Man gewöhnt sich ans Gute, nicht ans Schlechte«, sagt man dem Nachkriegspublikum im beginnenden Wirtschaftswunder, zum märchenhaften Schluss gehört, dass der Erniedrigte gar als Hoteldirektor rehabilitiert wird. Romy Schneider sieht man in dem Film zuerst auf einem Gemälde und erfährt, dass damit ihre Mutter dargestellt wird, die seit dem Tod ihres Mannes das Hotel führt. Im Film spielt sie also diesmal in gewisser Weise ihre eigene Tochter. Sie trägt Pumps und schnittige Kleider, »Niddy, die Sexbombe!« rufen ihr die Jungen beim Bootsausflug scherzhaft nach. Die Modernität der 1950er Jahre liest sich freilich im Drehbuch so: »Als Frau ist man vom Beruf allein nicht ausgefüllt.«

Die Kaiserin
    Nachdem Marischka zuvor mit
Mädchenjahre einer Königin
und
Die Deutschmeister
den Boden bereitet hatte, kreiert er mit
Sissi
1955 seinen ultimativen Welterfolg. Das vom deutschen Wirtschaftswunder profitierende Österreich wird darin endgütig reduziert auf eine operettenhafte Vergangenheit, deren Schauplätze und Figuren der Fremdenverkehrals neue Einnahmequelle entdeckt. Zudem erhält Österreich 1955 seinen Staatsvertrag und legitimiert seine subjektive Geschichtsdarstellung mit kommerziell verwertbaren Mythen aus der Habsburgerzeit, die selbstbewusst von ferner Macht und Größe künden. Die wenigen zeitkritischen Filme zuvor hatten an den Kinokassen nicht reüssiert, daher verlegte man sich, auch um der ausländischen Konkurrenz zu trotzen, auf exportfähige populäre Stoffe. Es ist die vielzitierte »gute alte Zeit«, die man heraufbeschwört, die so nie existiert hatte, aber sich allemal besser und verkaufbarer darstellen ließ als das, was wirklich war.
    »Marischka war der große Papa, der viel Geld hatte und noch Filme im großen Stil inszenieren konnte, wie es heute in unseren Breiten undenkbar wäre«, berichtet Peter Weck, der mittlerweile selbst erfolgreich Regie führt. »Während wir eine Woche in Bad Ischl herumgesessen sind, weil es geregnet hat, spielte er im Salzburger Casino an drei Tischen gleichzeitig.« 106 Senta Wengraf meint über die luxuriöse Besetzung: »Marischka konnte sich aussuchen, wen er wollte. Er hatte einen guten Namen,

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