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Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition)

Titel: Ronin. Das Buch der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kirk
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verantwortlich für das Massaker in dem Dorf Takasago …»
    «Das bestreite ich, Herr.»
    «Die Überlebenden haben dich identifiziert.»
    «Ich war dort, Herr, das bestreite ich nicht. Ich bestreite, dass es ein Massaker war. Es war ein Gefecht zwischen bewaffneten Männern, und wir haben gesiegt.»
    «Es wird als Massaker in die Geschichtsbücher eingehen, und als solches wird man sich daran erinnern.»
    «Das hingegen kann ich nicht bestreiten», erwiderte Shuntaro demütig.
    Die beiden Männer waren einzig und allein durch die Gitterstäbe getrennt, zwischen denen Platz genug war, dass ein Arm hindurchgreifen konnte. Bennosuke beobachtete die Hände des alten Banditen, wollte sehen, ob er etwa über eine verborgene Klinge verfügte oder irgendeinen Angriff vorbereitete. Doch seine Hände waren leer, er hatte sie nicht einmal vor Wut zu Fäusten geballt. Vielmehr strahlte er eine geradezu religiös anmutende Ruhe und Gefasstheit aus. Fushimi schien das zu verwirren, zumindest aber erstaunte es ihn. Er sah Shuntaro einen Moment lang an, ehe er wieder das Wort ergriff.
    «Der Yamawaro aus den Roten Bergen», sagte der Marschall schließlich und sprach so langsam, als wolle er sich die Worte auf der Zunge zergehen lassen. «Weißt du, worin deine Schande besteht? Ursprünglich war das nur ein Spitzname, aber jetzt glauben manche Leute tatsächlich, dass du als Geist in diesem Gebirge haust und nachts hervorgeschlichen kommst, um kleine Kinder zu rauben. Eine Zeitlang fürchtete sogar ich, das könnte wahr sein. Ich bin so lange deinem Schatten nachgejagt, dass ich irgendwann zu zweifeln begann, dass tatsächlich ein Körper damit verbunden ist. Doch jetzt habe ich dich endlich in Fleisch und Blut vor mir. Und siehe da: Du bist auch nichts weiter als ein Mensch.»
    «Das ist wohl wahr, Herr», sagte Shuntaro. «So wie wir alle.»
    «Nein. Unsere Körper ähneln sich, deiner und meiner, aber unsere Seelen sind sehr verschieden.»
    «Wie das, Herr? Ich sehe ebenso den Himmel und spüre ebenso den Wind wie Ihr.»
    «Aus vielerlei Gründen, aber zunächst ganz banal aus dem, dass du dich davor fürchtest, was dir heute bevorsteht. Du fürchtest dich vor dem Tod.»
    «Ihr etwa nicht, Herr?»
    «Nein.»
    «Habt Ihr ihm denn je ins Angesicht gesehen?»
    «Jedes Mal, wenn ich meine Klinge zog», sagte der Marschall und schlug mit der Faust gegen die Schwerter an seiner Seite.
    «Ihr habt Euch in Lebensgefahr begeben, das ist etwas anderes», sagte Shuntaro. «Aber habt Ihr je einen Säugling gehalten, der dahinwelkte, weil die Brust der Mutter, die ihn nähren sollte, vor Hunger verdorrt war? Das ist das wahre Angesicht des Todes.»
    «Sehr anschaulich geschildert», bemerkte Fushimi. «Aber die Brüste, die meine Kinder nähren, werden immer jugendlich frisch und prall gefüllt sein, bis irgendwann der Himmel einstürzt, wohingegen ihr alle wie tollwütige Hunde aufgespießt werdet, noch bevor heute die Sonne untergeht.»
    «Dürfte ich um Gnade bitten, Herr? Wenigstens für meine Männer?»
    «Natürlich nicht.»
    «Ich kenne mich mit den Sitten der zivilisierten Welt nicht aus, Herr», sagte der alte Bandit in so sorgfältig gewähltem Ton, dass Fushimi ihn aussprechen ließ. «Aber es hat in der Kriegsgeschichte doch sicherlich schon den Fall gegeben, dass ein Heer, das kapituliert hatte, verschont wurde, weil sich der General opferte?»
    «Eine zivilisierte Kapitulation bedeutet Seppuku – vom höchsten Fürsten bis zum rangniedersten Soldaten. Wer nach der Schande der Niederlage am Leben zu bleiben wünscht, verabschiedet sich damit aus den Reihen der zivilisierten Menschheit und verdient, entsprechend behandelt zu werden», entgegnete Fushimi, und als Shuntaro nun wieder das Wort ergreifen wollte, schnitt der Marschall es ihm kurzerhand ab. «Ich spreche Recht, ich debattiere nicht darüber. Ihr seid alle zum Tode verurteilt.»
    Daraufhin sank Shuntaro in sich zusammen und senkte den Kopf so tief, dass seine Stirn den Boden berührte. Da wandelte sich Fushimis Blick. Seine Augen funkelten nicht in höhnischem Triumph, aber er sah sich bestätigt – hinter den Wolken war der Himmel immer noch blau.
    «Siehst du? Jetzt verlässt dich der Mut», sagte er.
    «Ich bin nur enttäuscht, nicht ängstlich, Herr», erwiderte Shuntaro.
    «Ein Mann wie du wird nicht wiedergeboren, nicht mal als Tier oder Stein. Du wirst hinabgeschleudert in die ewige Verdammnis der Myriaden von Höllen. Macht dir auch das keine

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