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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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rechtmäßigen Eigentümer wiedergaben«, fährt Perez fort. »Es waren verschiedene Fingerabdrücke darauf, darunter die des Eigentümers und des Putzmanns. Die restlichen Spuren haben wir mit den Fingerabdrücken verglichen, die in unserer Datenbank gespeichert sind. Es gab keine Übereinstimmungen.«
    Ich schaue auf meine schwarzen Fingerspitzen und sehe die dunklen Wolken aufziehen.
    »Aber jetzt schon.« Er verschränkt die Arme. »Kaum hatten wir deine Fingerabdrücke eingegeben, spielte der PC fast verrückt.«
    Es ist totenstill bis auf das Sirren des Ventilators. Hat das Ding schon die ganze Zeit so geschlingert? Am liebsten würde ich meinen Stuhl zur Seite rücken, bevor ich geköpft werde.
    »Ich habe den Geldbeutel nicht gestohlen«, sage ich heiser. »Wirklich nicht. Ich sah ihn im Müll liegen und da habe ich ihn herausgeholt. Deswegen sind meine Fingerabdrücke darauf.«
    Perez bricht ein Stück Brot ab, steckt es sich in den Mund und beginnt, langsam und nachdrücklich darauf zu kauen. Ein Polizeiinspektor, der Waterboarding anwendet oder versucht, die Wahrheit aus einem herauszuprügeln, ist natürlich eine Million Mal schlimmer, aber ich empfinde dieses Voressen auch als eine Form der Folter.
    »Und wie kam er dann doch wieder in den Müll?«, fragt Perez.
    Sein Schmatzen geht mir auf die Nerven.
    »Ich hatte keine Zeit, eine Fahrkarte zu kaufen«, erkläre ich. »Also habe ich dem Schaffner die Karte gezeigt, die im Geldbeutel steckte. Danach habe ich mich nicht mehr getraut, den Geldbeutel abzugeben. Stefano sagte, ich könnte ihn genauso gut wieder in den Müll werfen, weil ihn die Reinigungskräfte dann schon finden würden, und so war’s ja dann auch.«
    »Stefano?«
    »Stefano Reina. Vals Bruder. Er saß auch im Zug.«
    Perez spricht kurz mit Barbalala. Dann steht er auf und verlässt ohne ein weiteres Wort das Büro.
    Barbalala und ich sind allein mit dem Brot, dem Schafskäse und den Mandarinen. Sie nimmt ein Messer aus ihrer Schublade und zerteilt Brot und Käse. Wir machen uns beide darüber her, als hätten wir seit Tagen nichts gegessen.
    Als Perez ins Büro zurückkommt, sind nur noch ein paar Krümel und Mandarinen übrig. Trotz der bedrängten Lage, in der ich bin, fühle ich mich stärker und habe mehr Energie.
    Bis sich Perez mir gegenüber hinsetzt und sagt: »Du hast mich angelogen.«
    Das Essen liegt mir wie ein Klumpen im Magen. Wovon redet er? Ich habe nie gelogen. Zumindest nicht hier auf der Wache.
    »Ich habe mit Stefano Reina gesprochen«, sagt Perez. »Am Telefon. Er wohnt knapp zweitausend Kilometer von hier entfernt und hat seine Schwester Valerie schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Während sie mit dem Rucksack unterwegs war, verbrachte er seine Tage zu Hause und an seinem Arbeitsplatz.«
    »Das kann nicht sein!«
    »Wir haben das selbstverständlich sorgfältig überprüft. Stefano hat verschiedene Kollegen, die seine Geschichte bestätigen.« Perez legt einen DIN-A4-Ausdruck vor mich. »Das ist er.«
    Ich betrachte das Gesicht auf dem Foto. Ein blonder Mann. Gewelltes Haar und abstehende Ohren. Mitten auf dem Kinn ein kleines Haarbüschel.
    Ich schätze ihn auf mindestens zwanzig.
    »Das ist er nicht«, sage ich. »Der Stefano Reina, den ich meine, sieht ganz anders aus.«

12
    Zeit: drei Wochen und einen Tag früher
Ort: Racotta – Spanien
    Racotta war ein kleines und lang gestrecktes Dorf mit grauen Häusern, einem Mini-Supermarkt und einer Kirche mit einem Platz davor. Strand und Meer lagen mindestens hundert Kilometer entfernt und ich sah weit und breit kein Schwimmbad, keine Diskothek, keinen Sportplatz oder auch nur eine Spielhalle. Ich fragte mich, weshalb Val und Stefano ausgerechnet diesen Ort als Ziel ausgewählt hatten.
    Wir trotteten mit unseren schweren Rucksäcken über die endlose Hauptstraße.
    »Nummer 25, oder?«, fragte Val ihren Bruder.
    Stefano spähte auf einen Zettel und steckte ihn dann wieder in die Tasche seiner Jeans. »Stimmt.«
    Wir kamen an einem Haus mit einer Windmühle auf dem Dach vorbei. Ich überprüfte die Nummer. Wir waren erst bei 111. »Gehen wir zu einem bed and breakfast?«, fragte ich. Das schien mir in diesem Kaff wahrscheinlicher als ein Hotel.
    Sie sahen mich an, als hätte ich etwas ganz Seltsames gesagt, wie Iglu oder Wigwam oder so. Letzeres war übrigens gar nicht so seltsam, denn ich hatte in einem Reiseführer meiner Mutter gesehen, dass es in den Vereinigten Staaten ein Hotel gibt, in dem die Gäste nicht in

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