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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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vor Gericht auszusagen.«
    Warum sollte er aussagen?, denke ich. Ein Päckchen abgeben ist doch nicht strafbar?
    Es sei denn…
    Ich bin auf einmal ganz sicher, dass Drogen darin waren.
    »Das kam, weil Stefano sich nicht gut fühlte«, sage ich. »Val wollte ihn lieber nicht allein lassen und fragte, ob ich vielleicht das Päckchen abgeben könnte. Aber das hätte ich nie getan, wenn ich gewusst hätte, was drin war.«
    »Was war denn drin?«, fragte Perez.
    »Drogen, oder?« Ich höre mich selbst plappern. »Die hab ich aber nicht hineingesteckt! Ich weiß nicht einmal, wie Kokain oder Heroin oder so was in echt aussieht. Und ich weiß schon gar nicht, wie ich an das Zeug drankommen sollte.«
    »Du weißt genau, dass keine Drogen darin waren.«
    »Nicht?« Ich bin einen Moment verblüfft. »Waren es dann doch iPods?«
    »Die hätten drin sein sollen, ja.« Perez lehnt sich wieder zurück. »Vier, um genau zu sein.«
    Ich denke an die siebenhundert Euro, die Morales hingeblättert hat. Und an die Tatsache, dass er offensichtlich die Polizei hinzugezogen hat. »Aber das war nicht so?«
    Mein Erstaunen ist aufrichtig, doch Perez hat offensichtlich seine Zweifel. Sein Blick versucht jedenfalls, mich zu durchbohren.
    »Machst du das öfter?«, fragt er.
    »Was?«
    »Zuckerwürfel verpacken, behaupten, es handele sich um iPods, und sie dann für viel Geld verkaufen.«

14
    Zeit: drei Wochen und einen Tag früher
Ort: zwischen Racotta und Córbador – Spanien
    Wir verließen Racotta über eine kurvenreiche Straße und fuhren fünf Minuten bergab. Dann gab der Roller den Geist auf.
    Stefano schraubte den Tankdeckel auf und suchte einen langen, dünnen Zweig, um den Benzinstand zu prüfen.
    »Leer«, schlussfolgerte er.
    Meine Arme glühten noch nach von dem köstlichen Körperkontakt mit Val. Aber mein Kopf funktionierte wieder wie früher und trotz Vals fantastischer Körperteile mochte ich den Gedanken nicht, dass wir möglicherweise einen Roller geklaut hatten.
    »Wie kommt ihr eigentlich an diese Kiste?«, fragte ich.
    »Geliehen«, sagte Stefano.
    »In so einem Dorf geht das durchaus«, sagte Val. »Wenn wir ihn hier stehen lassen, findet ihn der Eigentümer leicht wieder.«
    Ich wollte sagen, dass wir das nächste Mal vielleicht lieber den Bus nehmen sollten, aber ich dachte gerade noch rechtzeitig an einen Artikel in einer Frauenzeitschrift, die meine Mutter abonniert hat. Natürlich weiß ich, dass ich die falsche Zielgruppe bin, aber ich finde, so was sollte Pflichtlektüre sein für Jungen in meinem Alter. Ich schwöre: Eine einzige Ausgabe davon lesen, ist lehrreicher als ein ganzes Schuljahr. So bin ich dahintergekommen, dass Mädchen noch viel komplizierter konstruiert sind, als ich immer dachte – und damit meine ich nicht ihre Muskeln und Knochen und so.
    Ein Beispiel: Mädchen behaupten, sie seien auf der Suche nach einem netten und gefühlvollen Freund, der sie versteht, aber in der Praxis stehen sie auf coole Jungs mit großer Schnauze. Also auf Jungs, die sich einen Dreck kümmern um einen geliehenen Roller mehr oder weniger.
    »Ich dachte schon, ihr wolltet ohne mich los«, sagte ich.
    »Wie kommst du denn darauf?«, rief Val.
    Es klang so echt, dass mich eine warme Flut durchströmte.
    »Der spinnt wohl.« Stefano grinste und hielt seine Hand auf. »Und dir die siebenhundert Euro spenden, was?«
    Ich gab ihm das Geld. Mit leichtem Widerwillen, denn ich bekam nicht mal ein winziges Dankeschön. »Was war da eigentlich drin?«
    »Einfach ein paar iPods«, sagte Val. »Wir haben einen Cousin, der verrückt ist auf elektronische Artikel. Kaum ist etwas Neues auf dem Markt, muss er es haben.«
    Stefano nickte. »Die Sachen, die er nicht mehr braucht, gibt er meistens uns.«
    Ich wünschte, ich hätte auch so einen Cousin. »Und jetzt?«
    »Laufen«, sagte Stefano. »Und Daumen drücken, dass schnell ein Auto vorbeikommt.«
    Weil wir immer noch bergab gingen, waren wir ziemlich schnell.
    »Du hast dich ja irre schnell erholt«, konnte ich mir doch nicht verkneifen.
    »Zum Glück.« Val lief jetzt zwischen uns.
    Mein Ärger machte gesundem Menschenverstand Platz. Wenn ich bei Val sein wollte, musste ich Stefano hinnehmen. Hinter uns erklang das Geräusch eines Autos.
    »Freundlich lächeln!«, rief Val und schwenkte ihren Daumen.
    Ich fragte mich, ob man auch unfreundlich lächeln konnte.
    Der Wagen hielt an. Es war ein Pick-up. Auf der Ladefläche standen Kisten mit Melonen. Der sehnige Arm des Fahrers –

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