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Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem.

Titel: Rosa Luxemburg - Im Lebensrausch, trotz alledem. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelies Laschitza
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Wissenschaft ginge es bei Eisner so wie dem armen Klopstock, über den Lessing die geflügelten
     Worte sagte: Wer wird nicht einen Klopstock loben? Doch wird ihn jeder lesen? – Nein. Wir wollen weniger erhoben als fleißiger
     gelesen sein. 203 Die Delegierten erheiterte vor allem, daß sie Maurenbrechers Bildungsarbeit in Bayern mit dem Nürnberger Trichter verglich.
     Was der Masse not tut, sei nicht eine Unmenge von Stoff aus dem täglichen Leben, das sie selbst zur Genüge kenne. Aufklärung |297| und Theorie benötigten die Menschen am dringendsten, um ihre Erfahrungen selbst systematisieren und Schlüsse für eigenes Handeln
     ziehen zu können. Kurt Eisner blieb die Erwiderung nicht schuldig. Es handele sich nicht darum, entgegnete er, »ob wir Marxisten
     sind oder nicht, sondern es handelt sich um die Methode des Unterrichts und vor allem darum, daß wir nicht durch eine Halbbildung
     einen Anspruch unter gewissen Parteigenossen erzeugen, den kein Parteigenosse der älteren Schule bisher erhoben hat«. Er fordere
     seine Kollegin auf, auch mal »zu seinen Füßen zu hören«. Er habe den Ehrgeiz, »vier Vorträge über Karl Marx zu halten«. 204
    Die Existenz der Parteischule wurde durch derlei Dispute, die sich in den folgenden Jahren mit Eduard Bernstein und einigen
     Gewerkschaftsführern fortsetzten, nicht erschüttert. Auch Rosa Luxemburg ließ sich nicht beirren und entwarf in einem Brief
     1909 an Kostja Zetkin ein konkretes Unterrichtsprogramm mit 24 Vorlesungen, die sich von den Vorläufern des modernen Sozialismus
     über die utopischen Sozialisten in persona, das Kommunistische Manifest, die Geschichte der Internationalen und der Pariser
     Kommune bis hin zu den Entwicklungen des Sozialismus als Ideengut und Partei in den einzelnen Ländern erstrecken sollten. 205 So konnte sie dann auch 1911 an Wilhelm Dittmann schreiben: »Wenn Sie meine Meinung wissen wollen, so glaube ich, daß sich
     die Organisation des Unterrichts in der Parteischule durchaus bewährt hat – abgesehen von dem Lehrplan, der meiner Meinung
     nach noch besserungsbedürftig ist. Ich bin heilfroh, daß es mir und dem Gen. Schulz geglückt ist, endlich die Geschichte des
     internationalen Sozialismus einzuführen, jetzt arbeite ich daran (habe auch in der letzten Lehrer- u. Vorstandskonferenz den
     Antrag gestellt), als besonderes Lehrfach die Gewerkschaftsbewegung und ihre Geschichte, auch Stand in verschiedenen Ländern,
     einzuführen. Ich halte das für außerordentlich wichtig und ebenso notwendig wie die Geschichte des Sozialismus. Die Anregung
     hat die unbedingte Unterstützung bei Bebel gefunden und es ist nur eine Frage der praktischen Möglichkeit, wann wir diesen
     Plan verwirklichen. Man muß nämlich sehr mit der Zeit und der Arbeitsfähigkeit der Schüler rechnen. So wie der Unterricht
     jetzt organisiert ist, entspricht er nämlich m. E. allen |298| Anforderungen der Pädagogik. […] Richtung der Lehrer ist Überzeugungssache; aber Organisation des Unterrichts ist Sache einer
     rationellen Pädagogik, und da ist mir die ganze Gewerkschaftsschule direkt ein Rätsel. Sind da nicht wieder die ›Doktrinäre‹
     und ›Theoretiker‹ viel praktischer als die angeblichen ›Praktiker‹? Aber auch bei uns in der Parteischule soll noch weiter
     gebessert und ausgebaut werden. In jedem Kursus wiederholt sich der Wunsch, entweder den Kursus zu verlängern oder einen Fortbildungskursus
     zu schaffen. Mir wäre das letztere lieber, und das könnte ohne alle Mehrbelastung der Partei geschaffen werden.« 206
    Rosa Luxemburg entwickelte sich zur Seele dieser Schule, und August Bebel sah sich in seiner Entscheidung bestätigt, sie für
     diese zentrale Stelle in der Partei gewonnen zu haben. Auf die Skepsis Victor Adlers entgegnete er, daß er das Frauenzimmer
     trotz aller Giftmischerei in der Partei nicht missen möchte. In der Parteischule werde sie als die beste Lehrerin von Radikalen,
     Revisionisten und Gewerkschaftlern verehrt. Dort sei sie die »Objektivität in höchster Potenz« 207 .
    Mit Arbeitsbeginn an der Schule trat Rosa Luxemburg in die Gewerkschaften ein. Sie wollte Emma Ihrer, die mit Clara Zetkin
     bei der Herausgabe der »Gleichheit« eng zusammenarbeitete, bei der gewerkschaftlichen Organisierung und Interessenvertretung
     der Arbeiterinnen unterstützen. Beim »Barte Bebels« schwor sie Clara Zetkin, »daß mein erstes Lehrerhonorar für die Beiträge
     verwendet wird«. 208
    Rosa Luxemburgs

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