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Rosa Rosen

Rosa Rosen

Titel: Rosa Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Bloom
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schlimmen Verhältnisse in Deutschland sprachen. Wusstest Du, dass Großbritannien tausende jüdischer Kinder aufgenommen hat? Doch ohne ihre Eltern. Wie sollen die armen kleinen Kinder denn nur ohne sie auskommen? Da bleibe ich doch lieber bei Mama und Papa. So schlimm es auch noch kommen kann, ich bin wenigstens nicht allein.
    Na ja, mein Radio ist weg. Nun kann ich mir meine Zeit nicht mal mehr mit Musik vertreiben.
Seit ich mit der Schule fertig bin, habe ich nichts mehr zu tun. Man kann ja nichts machen, darf nirgendwo hin. Ich sehne mich so sehr danach, mir einen Film im Kino anzusehen oder ins Theater zu gehen.
    Ich versuche täglich, Vater dazu zu überreden, zu gehen. Zu Euch nach Amerika zu kommen. Doch er hat gesagt, selbst Amerika nimmt nicht mehr einfach jeden Juden auf, der Lust hat, dorthin auszuwandern. Es wird immer schwerer. Er sagt, wir müssen uns nun gut überlegen, was zu tun sei. Doch ich will nicht länger warten. Ich hab solche Angst.
    Hannah Landauer und ihre Familie sind einfach abgeholt worden und wer weiß wohin gebracht worden. Und unser Nachbar Herr Kessel wurde letzte Woche verhaftet und abgeführt. Wo kommen die Leute hin? In Arbeitslager? Was erwartet sie da? Was müssen sie dort arbeiten? Werden sie schlecht behandelt, gequält? Ich will es mir gar nicht vorstellen.
    Ich hoffe nur, dass Vater sich bald endlich schlüssig ist. Mutter mischt sich natürlich nicht ein, sagt kein Wort zu alledem. Ich dagegen würde am liebsten in die Welt hinausschreien, wie gemein ich das alles finde. Wie ungerecht. Wie menschenunwürdig.
    Ach, Abby, wenn ich Dich nicht hätte, der ich immer mein Herz ausschütten kann. Und Nathan, an dessen Schulter ich mich lehnen und bei dem ich mich ausweinen kann. Ich glaube, er liebt mich auch. Ich hoffe, eines Tages werden wir heiraten. Und Kinder bekommen. Und wenn ich eine Tochter bekomme, werde ich sie Abigail nennen.
    Erzähl mir, wie es mit Deinem James läuft. Haben Deine Eltern inzwischen Dein Geheimnis aufgedeckt?
    Ich umarme Dich!
    Deine Freundin Rachel
 
    *
    Ja, inzwischen hatten Abigails Eltern in der Tat herausgefunden, dass sie sich mit einem Amerikaner traf. Und sie waren alles andere als glücklich darüber. Sie hätten sie gern mit einem netten jüdischen Jungen an ihrer Seite gesehen. Stattdessen war James ein typisch amerikanischer Junge, der ihrer Tochter den Kopf verdreht hatte.
    „ Warum muss es ein Amerikaner sein?“, fragte ihr Vater sie. „Warum keiner, der dir ähnlicher ist?“
„Daddy, wir sind jetzt auch Amerikaner, hast du das schon vergessen?“
„Wir leben zwar in Amerika, aber wir werden immer Juden sein, Abigail. Und ich würde es lieber sehen, wenn du einmal einen jüdischen Mann heiraten würdest.“
„Warum musst du jetzt mit diesem Rassendenken anfangen? Du hörst dich schon genauso an wie die Deutschen! Nur anders herum!“
    Als Nächstes hatte sie die Hand ihres Vaters im Gesicht, der ihr eine ordentliche Backpfeife gab. 
    Abigail redete wochenlang kein einziges Wort mit ihm. Mit James verabredete sie sich weiterhin heimlich. Bis ihr Vater irgendwann genug hatte.
    „ Jetzt reicht`s mir aber!“, sagte er eines Abends laut.
Abigail starrte ihn mit ängstlichen Augen an.
„Ich kann es nicht erlauben, dass du dich heimlich mit einem amerikanischen Jungen triffst!“ Er machte eine Pause und sah sie streng an. „Bring ihn mit zu uns nach Hause, damit ich ihn kennenlernen kann.“
    Hatte sie richtig gehört? Sie sollte James ihrem Vater vorstellen? Ganz offiziell? Sie sprang auf und fiel ihrem Vater um den Hals. „Danke, Daddy. Das werde ich machen.“
    Sie verabredeten für den nächsten Samstag ein Abendessen. James kam als Gentleman in Anzug und Krawatte und versuchte, einen guten Eindruck zu machen. Und mit demselben Charme, mit dem er schon Abigail erobert hatte, eroberte er auch die Herzen der Goldmans.
    Am Ende des Abends waren sich alle einig, dass ein liebenswürdiger Amerikaner immer noch besser war als ein nichtsnutziger Jude. Und so wendete sich doch noch alles zum Guten und Abigail und James durften ganz offiziell miteinander gehen.
     

Kriegsjahre
    8. August 1940
    Meine liebste Freundin,
    ich hoffe, es geht Dir gut. Es freut mich so zu hören, dass Dein Vater nun einer Verbindung zwischen James und Dir einwilligt. Nun steht Euch nichts mehr im Wege.
    Bei mir und Nathan könnte es auch nicht besser laufen. Er hat mir sogar einen Heiratsantrag gemacht. Meine Mutter sagt, in diesen Zeiten sollte

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