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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Hasselt, habe ich heute Abend zum ersten Mal gesehen.«
    »Das war auch keine Antwort auf meine Frage.«
    Hulst nickte. »Im Grunde reden Sie mit niemandem«, sagte er. »Ich bin schon seit fünf Jahren pensioniert.« Er blickte mich von der Seite an. »Ich war Brigadier bei der Polizei und bin noch ziemlich fit. Wenn also eine Meldung aus Otterlo kommt, rufen die zuerst mich an, und ich überprüfe, ob sie für den Vorfall überhaupt aus dem Bett müssen. Das ist eine interne Regelung.«
    Ich lachte leise. »Werden Sie dafür bezahlt?«
    »Ich bekomme die Unkosten erstattet, aber darum geht es mir nicht. Ich habe einen Schreibtisch, ein Telefon, Formulare für Schadensanzeigen, einen Hund und eine Pistole. Mit den Nachbarschaftsstreitigkeiten werde ich meistens allein fertig. Ein Mordfall dagegen wird nach oben weitergeleitet, aber trotzdem werde ich gebraucht. Diese Leute haben keine Ahnung mehr von den örtlichen Gegebenheiten.«
    »Ich höre öfter Klagen darüber.«
    »Wir haben den Polizeibezirk Gelderland Mitte, darunter fällt der Distrikt West-Veluwe Vallei, und die Einheit Mitte ist wiederum ein Teil davon. Die Einheit Mitte fällt unter das Distriktspräsidium Ede, das zwar einen Chef und einen Sprecher besitzt, aber keine Kripoermittler. Wenn in Otterlo etwas passiert, kommen also erst Uniformierte aus Ede, und bei Mord oder Totschlag müssen die wiederum die Kripo aus Arnheim anrücken lassen. Eine simple Konstruktion, die sich, bis hin zu dem vorgeschriebenen Bindestrich zwischen West und Veluwe, irgendein hoher Beamter in Den Haag mit Spatzenhirn ausgedacht hat.«
    »Da ist es kein Wunder, dass man den Kontakt zueinander verliert«, sagte ich.
    Wieder blickte er mich von der Seite an. »Ich bin Dorfpolizist ohne offizielle Befugnisse. Aber das hier ist mein Dorf und Dufour war ein freundlicher alter Junggeselle. Seit dem Tod seines Vaters wohnte er hier allein. Er war vielleicht ein bisschen sonderbar, aber er hat keiner Fliege etwas zu Leide getan. Das hier macht mich wütend.«
    »Gehörte ihm das Haus?«
    »Ich glaube, sein Vater hat es nach dem Krieg gekauft. Louis Dufour, er war Journalist.«
    Ich hatte seinen Namen in der Reihe der Redaktionsmitglieder der Zeitschrift Europa gelesen. »War Hendrik auch Journalist?«
    »Nein, keineswegs.« Er lachte mitleidig. »Hendrik hatte eine unbedeutende Stelle bei der Post in Ede und ansonsten weiß ich genauso wenig wie Sie.«
    »Ich heiße Max«, sagte ich.
    Er schien erst kurz nachdenken zu müssen, bevor er einen Entschluss fasste. Dann hielt er mir die Hand hin. »Ich bin Jan.«
    Die Geste war sonderbar förmlich und überraschte mich. Sein Händedruck war kräftig. Er schaute in den Rückspiegel, als das Innere des Express in das Licht von Scheinwerfern getaucht wurde, die kurz darauf wieder ausgingen. Hulst schaltete die Innenbeleuchtung ein. Ein kräftiger Mann kam auf uns zu und bückte sich zum offenen Fenster herunter.
    »Hallo, Jan. Wie steht’s?«
    »Die Leute aus Arnheim sind drin.« Hulst zeigte von ihm zu mir. »Das ist Inspecteur de Moor aus Ede. Meneer Winter hat die Polizei benachrichtigt, ich nehme seine Aussage auf.«
    »Gut«, sagte de Moor. »Müssen Angehörige benachrichtigt werden?«
    »Ich werde es herausfinden«, versprach Hulst.
    De Moor nickte und verschwand in Richtung Haus.
    Hulst schaute ihm nach. »Er ist der Erste, der danach fragt«, bemerkte er.
    »Hatte Dufour Familie?«
    Hulst zuckte mit den Schultern. »Sein Vater ist 1980 gestorben, glaube ich, seitdem wohnt er hier allein. Er fällt nicht auf, man sieht ihn herumwursteln, weiß aber nichts über ihn. Das ist bei vielen Menschen so. Er heißt Hendrik. Aber wir überprüfen das natürlich.«
    »Gibt es Erben?«
    »Wenn es sie gibt, kommen die schon von selbst aus den Löchern gekrochen, sobald sie aus der Zeitung von der Sache erfahren. Zu seinen Lebzeiten hat sich niemand weiter um ihn gekümmert.«
    »Ich habe im Haus einige Antiquitäten gesehen«, sagte ich. »Die haben sie nicht angerührt. Ich glaube, sie sind auf direktem Weg nach oben gegangen. War Hendrik schwerhörig?«
    »Nein, garantiert nicht.«
    »Dann war er vielleicht im Badezimmer, als sie die Scheibe eingeschlagen haben. Seine Pantoffeln standen vor dem Bett. Sie haben ihn nach unten gebracht und ihn auf dem Stuhl festgebunden. Sie wussten, weshalb sie kamen, er muss Geld oder etwas anderes Wertvolles im Haus gehabt haben. Ich glaube, dass er ihnen erzählt hat, was sie wissen wollten. Auf den

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