Rosa
Journalist. Er unterbreitete mir Anfang letzter Woche den unsinnigen Plan für eine Zeitschrift über Europa. Ich hatte ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Der Markt ist bis zum Rand mit Zeitschriften gesättigt, und ich fragte ihn, ob er verrückt geworden sei, aber er behauptete, er habe einen Finanzier für das Projekt.«
»Hat er einen Namen genannt?«
»Nein, er sagte nur, dass es sich um einen Privatmann handle, mit Idealen.« Laacken lachte abfällig, als lebten Privatleute mit Idealen auf einem anderen Planeten als er. »Kann sein, dass er mich als möglichen Verleger angegeben hat.« Er spreizte die Hände. »Aber das ist reine Spekulation.«
Nel holte das Blatt Papier aus ihrer Tasche und strich es auf dem Tisch glatt. »Bitte schreiben Sie uns auch seinen Namen und seine Adresse auf.«
Sie trat zurück und Laacken fing an zu schreiben.
Ich dachte an Dufour, der nach Aussage des Dorfpolizisten von seiner Rente gelebt hatte. Ein reicher Privatmann? »Ging es um viel Geld?«
Laacken nickte. »Ja, aber für ein solches Projekt reichte es trotzdem nicht. Deswegen habe ich sofort abgeblockt. Mit einer Million kann man kaum eine Zeitschriftenausgabe auf die Beine stellen, geschweige denn auch noch eine ordentliche Kampagne bezahlen.«
Ich nahm das Papier mit den Adressen und schaute Nel an, die sich mit verschränkten Armen vor Laackens Schreibtisch gestellt hatte. »Was für ein Mensch ist dieser Kars?«, fragte sie.
»Früher war er Journalist bei einer Wochenzeitschrift, er war mal ziemlich gut. Wir haben gelegentlich zusammengearbeitet.« Laacken biss sich auf die Lippe. »Seit er keine feste Anstellung mehr hat, leiert er alles Mögliche an.« Er lächelte flüchtig. »Aber ich glaube, er ist auf dem absteigenden Ast.«
»Woher kennen Sie ihn?«
»Unsere Exfrauen waren miteinander befreundet. Dadurch sind wir uns gelegentlich begegnet. Seit kurzem wohnt er wieder bei seiner geschiedenen Frau, aber wenn man mich fragt, dann nur, weil er ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen auf dem Tisch braucht.«
»Sie halten nicht viel von ihm.«
Laacken zuckte mit den Schultern. »Am liebsten würde ich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Kars ist ein Schwätzer. Er ist, wie soll ich sagen …«
»Was?«, fragte ich.
Er suchte nach dem richtigen Wort. »Gerissen.«
»Rauchen Sie?«, fragte ich.
»Ob ich rauche?« Er war sichtlich verwirrt. »Warum? Nein, ich habe schon vor zehn Jahren aufgehört. Aber bitte schön, ich habe nichts dagegen.« Er wies mit einem Nicken auf einen Glasaschenbecher, der sauber und leer auf dem Tisch stand, offenbar für Besucher.
Wieder schaute ich Nel an. »Wollten Sie eben andeuten, dass Kars vorhatte, diesen Finanzier aufs Kreuz zu legen?«, fragte sie.
Laacken wandte den Blick ab. »Ich habe nichts mehr von der Sache gehört und das bedaure ich keineswegs. Ich habe es so schon schwer genug, mich über Wasser zu halten, auch ohne Luftschlösser.«
»Ist er je mit dem Gesetz in Konflikt geraten?«
Er vermied meinen Blick. »Das geht mich nichts an.«
»Und Sie?«, fragte Nel.
»Wie bitte?«
»Sind Sie je mit dem Gesetz in Konflikt geraten?«
Laacken wurde sauer. »Was hat das mit der Sache zu tun?«
Er verneinte die Frage nicht. Nel fuhr fort: »Ich brauche nur Ihren Namen in den Computer einzugeben und innerhalb von zwei Sekunden habe ich die ganze Litanei.« Sie schaute mich an. »Vielleicht hätten wir das im Vorfeld erledigen sollen.«
»Man kann nicht an alles denken«, meinte ich.
Laacken schnaufte verächtlich. »Das Einzige, was Sie finden werden, ist ein kleiner Fehler, schon zwanzig Jahre her. Ich hatte mich gerade erst selbstständig gemacht und von Tuten und Blasen keine Ahnung. Mir wurde eine einstweilige Verfügung aufgebrummt im Zusammenhang mit einer Zeitschrift über Nachbarschaftshilfe, die floppte, weil ich laut meinem Auftraggeber die Aussichten allzu rosig dargestellt hätte und so weiter. Ich hätte beinahe die Firma verloren, aber ich habe meine Lektion gelernt und seitdem halte ich mich an Fachzeitschriften mit garantierter Auflagenhöhe.« Er biss sich auf die Lippen und fügte hinzu: »Deshalb wollte ich mit Kars und seiner Europa- Geschichte auch nichts zu tun haben.«
Ich stand auf. »In Ordnung, Meneer Laacken. Das war vorläufig alles.«
Nel gab ihm die Hand und sagte: »Wir finden schon allein hinaus.«
»Nur noch eine kleine Frage«, sagte ich. »Sagt Ihnen der Name Victor de Vries etwas?«
Er runzelte die Stirn, als
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