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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ersten Blick fehlt nichts, aber das hat nichts zu bedeuten. Vielleicht kann die Haushälterin dir helfen, aber es würde mich nicht wundern, wenn du irgendwo einen leeren Tresor findest.«
    »Okay.«
    Vor dem Auto wurde ein Wagen angelassen. Hulst öffnete seine Tür. »Ich schaue nochmal nebenan vorbei, bevor alle im Bett sind. Vielleicht hat gestern Abend mal jemand zur Abwechslung seine Scheuklappen und Ohrenstopfen vergessen.«
    Wir liefen im Dunkeln die Straße entlang. Die Rücklichter der ersten Aufbrechenden verschwanden am Ende der Allee.
    »Wenn ich etwas tun kann, musst du es sagen«, meinte ich.
    »Ruf mich an, wenn dir etwas einfällt. Ich stehe im Telefonbuch.«
    »Du hast keine Aversionen gegen Privatdetektive.«
    Hulst lachte leise. »Ich habe noch nie einen kennen gelernt, aber es hat mir gefallen, was du zu Hasselt gesagt hast.«
    »Manchmal fällt es einem schwer, höflich zu bleiben. Muss ich noch nach Arnheim?«
    »Wenn es nach mir geht, nicht. Aber ich brauche die Adresse deiner Schwiegereltern.«
    Ich wusste die Nummer in Feerweerd nicht auswendig und öffnete die Tür des BMW, um mein Notizbuch aus dem Handschuhfach zu holen. Hulst leuchtete mir, während ich die Angaben auf meiner Visitenkarte notierte. Er ließ die Lampe auch durch das Wageninnere und über mein Jackett wandern.
    »Ist das eine Pistole?«
    Man konnte sich kaum verdächtiger machen, als wenn man mit einer Pistole in der Tasche einen alten Mann besuchen ging. »Ich habe sie aus dem Auto geholt, als ich die eingeschlagene Scheibe sah«, sagte ich.
    »Na klar.« Er schaltete seine Lampe aus.
    Ich zögerte und sagte dann: »Ich würde den Fall gern ein wenig weiterverfolgen.«
    Er lachte leise. »Du verheimlichst mir etwas, und ich hoffe, dass du es mir irgendwann einmal erzählst. Ich bin nicht so schnell beleidigt und ich kann jede Hilfe gebrauchen.«
    Ich drückte seine ausgestreckte Hand. »Abgemacht.«
    »Wenn es zu einer Gerichtsverhandlung kommt, musst du vielleicht aussagen.«
    »Kein Problem.«
    Außer dass meine unschuldige Ausrede sich vor dem Richter womöglich in einen Meineid verwandeln würde, falls Victor de Vries mit diesem Fall nichts zu tun hatte und ich meine Klientin schützen musste.

 

10
    »Wir begeben uns immer öfter auf dünnes Eis«, klagte CyberNel, als wir aus dem Auto stiegen.
    »Jetzt mach dir mal keine Sorgen.«
    Die Adresse, zu der Nel mühelos den passenden Namen herausgefunden hatte, erwies sich als Büroetage mit eigenem Eingang an einem bescheidenen, baumbestandenen Platz in Oud-Zuid. Unten an der Treppe war gerade genügend Platz für einen schmalen Tisch und einen Stuhl, auf dem eine rothaarige junge Frau saß. Um sie herum herrschte ein Riesendurcheinander, und die Treppe, die direkt neben ihrem Schreibtisch nach oben führte, sah aus, als hinterließe jeder, der das Haus betrat oder verließ, seinen Papiermüll, sodass die Holzstufen zur Hälfte von Pappkartons, mit Schnur zusammengebundenen Drucksachen und anderem Krempel in Beschlag genommen wurde. Das Gebäude roch nach Staub und Papier und den typischen beißenden chemischen Ausdünstungen von Druckerfarbe, so wie viele dieser unerwünschten Reklameblättchen riechen, wenn man sie auffaltet. Es war einer jener kleinen Betriebe, wie es in Amsterdam Hunderte gab, chaotisch und bescheiden, wo hart gearbeitet wurde, um den Kopf über Wasser zu halten, und wo kein Mensch jemals reich wurde. Augen zu und durch.
    Die junge Frau hatte einen Telefonhörer am Ohr und bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand.
    »Ist Meneer Laacken im Haus?« Ich griff in meine Innentasche.
    »Da müsste ich mal nachhören. Worum geht es?«
    »Falls Sie nicht an einer schlimmen Augenkrankheit leiden, kann er hier weder rein noch raus, ohne dass Sie ihn sehen«, sagte Nel streng.
    Ich wedelte mit meinem Ausweis. »Mein Name ist Max Winter, das ist meine Partnerin Nel van Doorn.«
    Die hellen, irisch grünen Augen sahen ganz gesund aus, aber da sie jetzt ein wenig irritiert war und weiterhin eine Stimme aus dem Hörer in ihr Ohr sprach, schaute sie sich meinen Ausweis kaum an. »Sind Sie von der Justiz?«
    Nel schaute mich ein wenig tadelnd an und sagte: »Wir haben wenig Zeit.«
    »Entschuldigung«, bat die Frau. »Einen Augenblick«, sagte sie in den Hörer, klickte die Stimme weg und drückte auf eine andere Taste. »Ben, hier sind eine Dame und ein Herr von der Justiz.« Sie hörte einen Moment zu und sagte: »Das weiß ich nicht. Ich bringe sie rauf,

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