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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Komplizen um mehr als zwanzig Euro erleichterte.
    Betty zog an dem Seil, das die Haustür öffnete, und wartete oben an der Treppe. »Ich dachte, du wolltest vorher anrufen«, sagte sie.
    »Ich war gerade in der Nähe.«
    Sie drehte sich um und ich folgte ihr ins Wohnzimmer. Sie ließ sich auf das orangefarbene Sofa fallen. Von dem blauen Auge war nur noch ein Schatten zu sehen und sie war sittsamer gekleidet als beim letzten Mal, mit knielangem Rock und Silberkettchen im bescheidenen V-Ausschnitt eines kamelhaarfarbenen Pullovers. »Hast du Victor gefunden?«, fragte sie.
    »Ich hatte gehofft, du hättest etwas von ihm gehört.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Polizei war bei mir, du hast sie knapp verpasst. Ich dachte schon, sie kämen mit so einer Nachricht, du weißt schon, tut uns leid, Mevrouw, aber Ihr Bruder hat einen Unfall gehabt. Die sagen nie sofort, dass einer tot ist.«
    »Was wollten sie?«
    »Sie suchen Cor, meinen Exmann.« Sie starrte mich an und seufzte.
    »Am Telefon hast du dich über deinen Ex ziemlich vage ausgedrückt.«
    »Das würdest du auch, wenn dein Ex die halbe Zeit hinter Gittern säße. Pech mit Männern, das ist der rote Faden in meinem Leben. Cor ist ein Süßholz raspelnder Scheißkerl, aber er würde nie jemanden ermorden, da bin ich mir sicher.«
    »Mord?«
    »Man hat seine Fingerabdrücke in einem Haus gefunden, in dem ein alter Mann ermordet wurde. Sie wollten wissen, ob ich wüsste, wo Cor letzten Samstagabend gewesen ist. Shit. « Sie stand auf und ging um meinen Sessel herum zum Schrank hinter mir. »Zwei Uhr. Ich muss was essen, aber vor allem brauche ich einen Schnaps. Trinkst du was mit um diese Uhrzeit oder erlaubt dein Chef das nicht?«
    »Ich habe keinen Chef.«
    Sie hörte mir gar nicht zu, griff nach einer Flasche Whiskey. Ihre Hände zitterten, als sie zwei Gläser halb voll schenkte.
    »Ich habe kein Eis, aber Erdnüsse.« Sie stellte ein Glas vor mich hin und ging wieder an den Schrank, öffnete eine Tür und fand eine Tüte Erdnüsse, die sie aufriss und mit einer hektischen Bewegung in eine Keramikschüssel leerte. Die Hälfte fiel daneben.
    »Jetzt hol erst mal tief Luft«, riet ich.
    Sie blieb still stehen und starrte mich an. Sie fegte die daneben gefallenen Nüsse in ihre Hand, gab sie in die Schüssel und stellte diese auf den Tisch.
    »Konntest du ihnen sagen, wo Cor letzten Samstagabend war?«
    »Woher soll ich das wissen?« Sie sank auf das Sofa und trank einen Schluck von ihrem Whiskey. Das beruhigte sie. »Vor einer Woche ist er hier hereingeplatzt, er kam gerade aus dem Knast. Ich habe ihn rausgeworfen. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ich weiß noch nicht mal, wo er wohnt, vielleicht hat er gar keine eigene Wohnung und ist bei einem seiner Kumpel untergekrochen. Ich konnte ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Was wollte Cor denn hier?«
    »Zweimal darfst du raten. Er hat ein Jahr lang auf dem Trockenen gesessen und hoffte, ich hätte vergessen, dass wir geschieden sind.«
    Ich lächelte verständnisvoll. »War das alles?«
    Sie schaute weg. »Er suchte Victor, genau wie du.«
    »Was wollte er von Victor?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Sie war keine gute Schauspielerin. Ich kostete den Whiskey und rührte in den Erdnüssen auf meiner Handfläche. »Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber er kommt hierher und erkundigt sich nach Victor, und du hast mir erzählt, dass Victor dich anrief und fragte, ob du wüsstest, wo Cor ist, und auch, dass Victor sich lieber von Cor fern hält. Was ist los mit den beiden? Haben sie gemeinsam Dinger gedreht?«
    »Lass mich bloß damit in Ruhe«, sagte sie. »Ich kann dir da nicht helfen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Cor interessiert mich nicht, aber ich suche Victor, und ich vermute allmählich, dass ich ihn über Cor finden kann. Warum würden sie sich sonst nach einander erkundigen?«
    »Du bist aber hartnäckig für jemanden, der von der Herzstiftung oder was weiß ich kommt. Kriegst du die Überstunden bezahlt?«
    »Hat die Polizei nach Victor gefragt?«
    »Nein.«
    »Und du hast ihn nicht erwähnt?«
    »Ich bin doch nicht verrückt.«
    »Was wollte Cor von Victor?«
    Sie drückte ihren Rücken gegen die Sofalehne. »Was willst du von Victor? Wenn du wissen willst, wie es seinem Herzen geht, kannst du dich schriftlich danach erkundigen.«
    Mit meiner Ausrede kam ich keinen Schritt weiter. »Ich bin nicht von der Herzstiftung«, sagte ich. »Ich bin Privatdetektiv.«
    Sie erschrak. Meulendijk hätte sie noch

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