Rosa
mehr erschreckt, deshalb reichte ich ihr unsere eigene Visitenkarte. Sie verursachte tiefe Falten über ihrer Nasenwurzel.
»Keine Panik«, beruhigte ich sie. »Ich führe private Ermittlungen und Nachforschungen nach Vermissten durch. Victor wurde das Herz eines Mädchens eingepflanzt, das vor drei Jahren verunglückt ist. Ihre Mutter hat mich gebeten, ihn aufzuspüren. Sie hat niemanden mehr und sie ist eine sehr reiche Witwe. Vielleicht sucht sie einen Erben.«
Betty schaute mich verwirrt an, aber ich erkannte, dass die Vorstellung von einer reichen Witwe und Erbschaften ihr Interesse geweckt hatte. »Und das soll Victor sein?«
»Er hat das Herz ihrer Tochter erhalten und das bedeutet ihr eine Menge. Sie will ihn treffen, ihn kennen lernen, daran ist ihr viel gelegen.«
»Die hat doch nicht alle Tassen im Schrank. Er hat schon eine Mutter.«
»Manche Leute denken nun einmal anders über diese Dinge. Ich möchte deinem Bruder die Angelegenheit erklären, und dann soll er selbst entscheiden, ob er die Dame treffen will. Vielleicht kann sie ihm helfen.«
Sie trank von ihrem Whiskey, lehnte sich zurück und kniff die Augen zusammen. »Ich weiß nicht, wo er ist.« Ihr Tonfall veränderte sich. »Ich hoffe, er nimmt wenigstens seine Medikamente ein. Victor ist ein guter Junge, aber ein Pechvogel. Ich habe mich seit jeher für ihn verantwortlich gefühlt, ich bin seine große Schwester. Es wäre schön, wenn ihn zur Abwechslung einmal etwas Gutes erwarten würde.«
»Etwas Besseres als Cor?«
Sie gab ein abfälliges Lachen von sich. »Ich war dreiundzwanzig, Cor ein attraktiver Charmeur. Er behauptete, er handle mit Antiquitäten. Sechs Monate nach unserer Hochzeit wurde er verhaftet. Ich war noch so naiv zu glauben, es sei ein Irrtum, aber dieser aalglatte Kerl hatte eine ganze Reihe von Einbrüchen auf dem Kerbholz. Ich begriff allerdings, dass ich für mich selbst würde sorgen müssen, und habe mich in Kursen weitergebildet. Das letzte Mal haben sie ihn für ein Jahr eingebuchtet, da habe ich mich von ihm scheiden lassen und bin umgezogen. Trotzdem werde ich immer noch wie seine Komplizin behandelt.« Sie seufzte. »Das ist, was Cor van Nool betrifft, die ganze Geschichte.«
»Außer dass Victor nach ihm gefragt hat.«
»Victor würde ihm eher aus dem Weg gehen.«
»Warum?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
»So kommen wir nicht weiter«, sagte ich. »War dein Bruder auf der Hochzeit?«
Betty machte ein verwirrtes Gesicht. »Auf meiner Hochzeit? Ja, natürlich.«
»Und da lernte er Cor kennen, einen Einbrecherkollegen. Willst du mir ein X für ein U vormachen?«
Sie wurde böse. »Mein Bruder war kein Einbrecher und ich wusste von nichts. Das hat sich alles hinter meinem Rücken abgespielt.« Plötzlich schien ihr ein Gedanke zu kommen und sie erschrak. »Wenn diese Frau das erfährt, kann Victor all die Nettigkeiten ja wohl vergessen.«
»Von mir wird sie nichts erfahren. Ich soll sie nur mit Victor in Kontakt bringen, weiter reicht mein Auftrag nicht.«
Sie zögerte. »Ich wünschte, ich könnte dir glauben.«
»Wenn ich Victor die Tour vermasseln wollte, könnte ich das auch ohne deine Hilfe.«
Das verstand sie und sie wurde entgegenkommender. Eine Wohltäterin ihres Bruder könnte auch ihr von Nutzen sein. »Die beiden haben schon manchmal zusammen ein Ding gedreht«, gab sie zu. »Victor war auch bei dem Einbruch in der Stadtverwaltung dabei, für den Cor ein Jahr gekriegt hat. Cor hat ihn nicht verpfiffen, obwohl er glaubt, dass er erwischt wurde, weil Victor ihn im Stich gelassen hat. Deshalb fordert er jetzt dreißigtausend Euro von Victor.«
»Willst du damit sagen, dass Victor sich mit der Beute aus dem Staub gemacht hat?«
»Mir hat er nur gesagt, dass Cor noch einmal zurückwollte, wegen Blanko-Führerscheinen und so, die sind bares Geld wert. Er dachte, es sei Zeit genug, aber offenbar gab es einen stillen Alarm.« Sie zuckte mit den Schultern. »Falls Victor das Geld jemals besaß, hat er es jetzt jedenfalls nicht mehr. Cor jagt ihm panische Angst ein.«
»Diese ganze Aufregung scheint mir ziemlich schädlich für einen Herztransplantierten.«
Sie biss sich auf die Lippen. »Als ob ich das nicht wüsste. Deswegen habe ich Cor versprochen, ihm das Geld zu geben, wenn er Victor in Ruhe lässt.«
»Vielleicht haben sich die beiden trotzdem wiedergefunden und sich gemeinsam eine schnellere Lösung ausgedacht«, sagte ich.
»Das glaube ich kaum.«
»Ein
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