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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Einbruch in Otterlo?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde wurde ihr Gesichtsausdruck starr. Dann fragte sie: »Otterlo? Wo liegt das?«
    Ich hatte das Gefühl, dass sie den Namen schon einmal gehört hatte, aber das galt für die halben Niederlande, dank des Kröller-Müller-Museums. Es war noch nichts über den Mord in den Zeitungen oder in den Nachrichten bekannt gegeben worden, das würde wahrscheinlich erst heute Abend geschehen. »In Otterlo wurde bei einem Einbruch ein alter Mann ermordet. Sein Name war Dufour.«
    Betty reagierte heftig. »Cor würde niemals jemanden ermorden und Victor schon gar nicht. Unmöglich!«
    »Wer war dieser Verleger, für den du gearbeitet hast?«
    Sie runzelte die Stirn. »Das ist schon ein Jahr her, das hat mit dieser Sache absolut nichts zu tun.«
    »Heißt er vielleicht Ben Laacken? Er gibt Fachzeitschriften heraus.«
    Ich glaubte, erneut einen Schatten über ihr Gesicht wandern zu sehen, doch sie schüttelte entschieden den Kopf. »Er war Leiter einer Abteilung des PCM-Verlages«, erwiderte sie. »Ich war im Lektorat beschäftigt, habe Manuskripte redigiert, Klappentexte verfasst, solche Sachen. Das hatte ich bei den Weiterbildungskursen gelernt, ich kann gut mit Sprache umgehen.«
    »Aber momentan hast du keinen Job.«
    »Nein, leider, ich mag diese Art von Arbeit.«
    »Wo willst du die dreißigtausend Euro hernehmen, die du Cor versprochen hast, damit er deinen Bruder in Ruhe lässt?«
    »Tja, keine Ahnung«, antwortete sie schroff. »Ich habe gehofft, ich könnte mir das Geld leihen. Ich habe ein Buchmanuskript für jemanden abgetippt, und dieser Mann hatte mir versprochen, mir in naher Zukunft eine fantastische Stelle zu besorgen. Er hat gesagt, wenn ich noch ein paar andere Aufgaben für ihn erledigen würde, könnte ich ohne Weiteres einen Vorschuss von dreißigtausend kriegen.«
    »War das der berühmte Scheißjob?«
    Sie lachte bitter. »Mein altbekanntes Glück.« Ihre Augen leuchteten auf, als ihr etwas Neues einfiel. »Vielleicht könntest du die Dame so weit kriegen, Victor aus der Patsche zu helfen? Ich meine, ohne dass sie erfährt, was genau dahintersteckt?«
    Auf der Straße wurde gehupt. »Wir sollten erst einmal versuchen, Victor zu finden«, erwiderte ich. »Bevor wir solche Pläne schmieden, okay?«
    Die Hupe kam mir allmählich bekannt vor und ich ging an Bettys Computertischchen vorbei zum Fenster und schaute hinaus auf die Straße. Betty folgte mir. Nel stand in zweiter Reihe an der Stelle, an der der Streifenwagen geparkt hatte. Wahrscheinlich hatte sie versucht, anzurufen, aber ich hatte mein Handy natürlich nicht eingeschaltet. Vielleicht wollte sie einfach nur nett sein.
    Ich winkte hinunter. »Das ist meine Partnerin«, sagte ich. »Ich muss jetzt leider gehen.«
    Betty nickte, weniger enttäuscht, als ich erwartet hatte. Vielleicht hatte sie die Nase voll von meinen Fragen. Sie wies mit einem Nicken durch das Fenster zu Nel, die mit einem Fuß in der offenen Autotür hinaufschaute, und sagte: »Ich hoffe für sie, dass du nicht einer von diesen Typen bist, die einem das Blaue vom Himmel herunter versprechen.«
    »Ich gehe mit Versprechungen sparsam um. Ach übrigens, hatte Victor mal eine Freundin, die Rosa hieß?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich habe da so ein Motto«, sagte ich. »Wenn du willst, dass dir jemand vertraut, ist die Wahrheit das wirksamste Mittel.«
    Sie neigte den Kopf schräg zur Seite und erwiderte: »Ich kenne noch ein anderes wirksames Mittel.« Sie kicherte, weil ich nicht reagierte, dann kehrte die Denkfalte wieder zurück. »Wann soll das gewesen sein?«
    »Vor seiner Herzoperation.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht«, sagte sie betont aufrichtig. »Alles ist möglich, denn damals haben wir uns so gut wie nie gesehen. Da brauchte er seine Schwester nicht, das kam erst später. Warum?«
    »Geht er manchmal ins Museum?«
    Verblüfft starrte sie mich an. »Ins Museum?«
    »Ja, du weißt schon, Gemälde, Skulpturen, die Nachtwache, Vermeer, Potgieter.«
    Sie kicherte noch spöttischer. »Victor? Ich glaube, du suchst den Falschen. Schon eher in einen saftigen Pornofilm.«
    Sie brachte mich zur Tür und ich polterte die Treppe hinunter. Nel stieß die Beifahrertür für mich auf. »Wir müssen gelegentlich mal an deiner Telefondisziplin arbeiten«, meinte sie.
    Als ich neben sie rutschte, beugte sie sich zu mir hinüber und schnüffelte an meinem Gesicht. »Whisky«, stellte sie fest.
    »Eine halbe Stunde

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