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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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später und du hättest auch Frau riechen können. Hatte die Freundin von Laacken etwas Nützliches zu berichten?«
    Sie schnaubte verächtlich und bog in eine andere Straße ein.

11
    Die Höge Veluwe wurde von heftigen Regenfällen heimgesucht.
    »Was für ein Tag«, murmelte Nel, als wir auf einem Parkstreifen vor dem Eingang zur Kirche neben einigen anderen Autos anhielten. Die dunstigen Bäume und dunklen Hecken ringsum ertranken hinter Fenstergardinen aus Wasser. Jeder blieb im Auto sitzen, die beschlagenen Scheiben wienernd.
    Der Leichenwagen traf ein und wartete vor dem offen stehenden Tor. Dahinter hielten ein kleiner Peugeot und der Lieferwagen von Hulst, der sich in Gesellschaft einer dicken Frau befand, seiner Gattin, wie ich annahm. Eine in Schwarz gehüllte Frau stieg aus dem Peugeot. Sie sah traurig aus. Ich ging mit meinem Regenschirm um den BMW herum, damit CyberNel nicht nass wurde. Die kurze Prozession der schwarzen Regenschirme kroch wie in einem Claude-Chabrol-Film durch den strömenden Regen an Grabsteinen und Koniferen vorbei hinter dem Leichenwagen her. Der Wagen hielt vor einer Steinmauer am Ende des Hauptweges. Vier Männer in Schwarz klappten ihre Regenschirme zu, hoben den Sarg heraus und trugen ihn zwanzig Meter durch den Regen zu einem frisch ausgehobenen Grab. Von der Mauer her schauten zwei wenig begeisterte Totengräber unter Schirmen hervor. Die Männer stellten den Sarg auf die Querträger. Einer der vier eilte zum Leichenwagen, kehrte mit zwei Kränzen zurück und stellte diese an den schlammigen Erdwall am Fußende des Grabes. Er ging unter seinem Schirm in die Hocke und arrangierte die Schleifenbänder. Als er zurücktrat, erkannte ich, dass bereits ein Grabstein am Kopfende der Grube stand, mit der Aufschrift Ruhe in Frieden und Louis Dufour, 1908-1980.
    Einer der Träger hielt einen Schirm über seinen Kollegen, der eine Bibel aufschlug und vorlas, dass Staub wieder zu Staub würde und die Seele auf die Wiederauferstehung warte. Ruhe in Frieden. Swaan, stand auf einem Kranz, auf dem anderen nur: Der Kulturverein. Der Sarg wurde ins Grab hinuntergelassen.
    Niemand sagte ein Wort.
    Der Vorleser schloss seine Bibel, nickte der Gesellschaft zu und kehrte mit den drei anderen zum Leichenwagen zurück. Die dicke Dame nahm die Hand der Frau in Schwarz und hielt sie fest. Leute grüßten sich mit ernstem Nicken und traten den Rückzug an. Die Totengräber warteten.
    Hulst kam unter seinem Schirm auf mich zu. »Das ging ja schnell«, murmelte er. »Swaan ist die Einzige, die Tränen vergießt.«
    Ich stellte ihn Nel vor. »Ist sie eine Angehörige?«
    »Nein, die Haushälterin. Sie steht dort bei meiner Frau. Angehörige habe ich keine gesehen, auch nicht in der Totenhalle in Ede. Die Feier war ziemlich trübselig, nur Swaan, meine Frau und ich waren dort, und der Pfarrer.«
    »Keine Unbekannten?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf und wies mit dem Kinn auf die Leute, die hinter dem Leichenwagen her dem Ausgang zustrebten. »Ich bin froh, dass wenigstens seine Nachbarn sich haben blicken lassen.« Er schaute Nel an. »Wissen Sie, was ich meine?«
    Nel lächelte ihn an.
    »Jarris, der Wirt aus dem Lokal«, fuhr Hulst fort, »und dazu noch ein paar andere Dorfbewohner. Die übrigen hatten Angst, sich die Schuhe schmutzig zu machen.«
    Die dicke Frau stand noch immer zusammen mit der Haushaltshilfe unter einem Regenschirm am Grab. Sie blickte zu uns herüber und Hulst gab ihr ein Zeichen. Sie erwiderte seine Kopfbewegung und sprach kurz mit der Putzfrau.
    »Lasst uns gehen«, sagte Hulst.
    Hinter dem Zaun wurden Autos angelassen. Wir gingen unter zwei Schirmen in Richtung Ausgang. »Gibt es noch einen Empfang?«, fragte Nel.
    Hulst schüttelte den Kopf. »Wem sollten wir kondolieren?« Er schwieg einen Augenblick. »Swaan vielleicht. Meine Frau fährt mit ihr ins Jagersrust. Habt ihr Zeit für eine Tasse Kaffee?«
    »Aber natürlich«, antwortete Nel.
    »Wurde er im Grab seines Vaters beigesetzt?«
    Hulst nickte. »Louis Dufour. Ich habe ihn nicht gekannt, damals war ich noch in Ede stationiert.« Er deutete auf meinen Wagen. »Fahr einfach hinter mir her.«
    »Ist das ein Polizeihund?« Nel wies mit dem Kinn zu einem Schäferhund, der im Lieferwagen mit gespitzten Ohren auf sein Herrchen wartete.
    Hulst grinste. »Das bildet sie sich manchmal ein. Sie heißt Herta, wie alle Schäferhunde in der Veluwe.«
    Ich öffnete Nel die Beifahrertür. Hulst saß schon in seinem Lieferwagen. Ich

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