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Rosa

Rosa

Titel: Rosa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Schreibtisch niederließ. »Das klingt reichlich vage«, bemerkte er.
    »Mehr darüber zu sagen, wäre ein Verstoß gegen das Vertrauensverhältnis zu unserer Klientin«, sagte ich. »Aber wir arbeiten mit der Polizei und mit Meneer Hulst zusammen.«
    Letzteres schien ihn zu beruhigen. »Der Brigadier ist schon hier gewesen, um mit mir über den armen Meneer Dufour zu reden«, sagte er. »Aber Sie hat er nicht erwähnt.«
    Der Brigadier. »Sie können ihn anrufen, wenn Sie das beruhigt.« Ich schaute nicht allzu nachdrücklich auf die Uhr. »Er hält sich zurzeit im Polizeipräsidium Ede auf.«
    »Erzählen Sie mir erst einmal, was Sie wissen wollen.«
    »Gab es ein Testament?«
    Er lächelte. »Das ist eine vertrauliche Information.«
    »Das verstehe ich, aber gibt es Erben?«
    »Nicht im üblichen Sinne«, antwortete er. »Er hatte keine Familienangehörigen.«
    »Fällt das Haus in diesem Fall nicht an den Staat?«, fragte Nel.
    Der Notar blickte von mir zu Nel und zuckte mit den Schultern. »Ich kann es Ihnen sagen, wenn Sie mir versprechen, es vorläufig für sich zu behalten, denn die Erben wissen bisher von nichts. Das Testament bleibt nämlich vorläufig sub rosa, wegen der laufenden polizeilichen Ermittlungen. Aber Hendrik hat in der Tat vor etwa zehn Jahren einen letzten Willen aufgesetzt, in dem er die Villa sowie das Inventar dem Niederländischen Journalistenverband vermacht.« Er lächelte beim Anblick unserer erstaunten Gesichter.
    »Ist das nicht äußerst ungewöhnlich?«, fragte Nel.
    »Irgendwie hatte er ein Faible für Journalisten«, bemerkte ich.
    Der Notar nickte. »Das kam, weil sein Vater Journalist war«, sagte er. »Hendrik selbst war im Schreiben nicht sonderlich begabt, aber ich habe mich bemüht, ihm zu helfen, seine Absichten in einem Kodizill zusammenzufassen. Sein Wunsch war, dass die Villa den Namen Louis-Dufour-Haus erhält und der NJV es Journalisten zur Verfügung stellt, die für kurze oder längere Perioden in aller Ruhe an Büchern oder besonderen Projekten über europäische Themen arbeiten wollen.«
    »Na so was«, sagte CyberNel. »Eine gute Idee.« Sie schaute mich an. »Er muss seinen Vater sehr bewundert haben.«
    »Und das Erbe besteht nur aus dem Haus?«, fragte ich. »Kein anderes Eigentum?«
    Ich sah, dass er zögerte, da wir keinerlei offizielle Befugnisse besaßen, doch dann setzte er sich gutwillig darüber hinweg. »Andere Erben gibt es nicht, aber wenn Sie mir versprechen zu schweigen, sehe ich meinerseits kein Problem«, sagte er mit einem schwachen Lächeln. »Es gibt nur die Villa und das Inventar. Was Hendrik anging, sind das vor allem die Kisten mit den Artikeln seines Vaters. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich etwas Bedeutendes darunter befindet, aber er hat nie etwas davon weggeworfen.«
    »Haben Sie seinen Vater gekannt?«, fragte ich.
    »Natürlich. Ich bin hier bereits seit über vierzig Jahren als Notar ansässig und habe die Kanzlei von meinem Vater übernommen.« Er wies mit einem Nicken auf die wuchtigen dunkelbraunen Schränke. »Darin befindet sich alles, Leben und Tod, Erbschaften, Kaufverträge, Familienstreitigkeiten, genug für eine Diplomarbeit über das Wohl und Wehe von hundert Jahren Otterlo.«
    »Könnte er nichts anderes von Wert besessen haben?«, fragte ich. »Geld, Kostbarkeiten, irgendetwas, von dem die Täter vorher wussten und dessen Aufbewahrungsort sie aus ihm herausbekommen wollten? Ich nehme an, dass Brigadier Hulst Ihnen erzählt hat, wie Dufour ermordet wurde?«
    Sein Gesicht wurde ernst. »Einen solchen Tod wünscht man niemandem. Der Brigadier hat mir dieselbe Frage gestellt. Aber mir fällt absolut nichts ein, der Mann besaß nichts, nur diese Villa, genau wie sein Vater vor ihm.«
    Ich fragte freundlich: »Was war Louis für ein Mensch?«
    Der Notar zuckte mit den Schultern. »Ein netter Mann, nicht besonders auffällig und gewiss keine Größe in der Journalistik. Er schrieb Beiträge über alles und jedes für regionale Tageszeitungen und dann und wann einen Artikel für eine Zeitschrift. Er war immer sehr an dem Thema Europa interessiert, das war zu der Zeit, als es nur die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl gab. Nach seiner Rückkehr aus dem Kongo hat er gemeinsam mit Leuten aus Belgien die Monatszeitschrift Europa gegründet, aber die ist nie über die erste Nummer hinausgekommen. Ich muss noch irgendwo ein Exemplar liegen haben, er war sehr stolz darauf. Damals, mit Anfang zwanzig, fand ich die

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