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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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stehen, während der eisige Wind an ihren Kleidern zerrte. Wehte ihr das Haar ins Gesicht und peitschte gegen ihre Wangen, wie um sie für ihre Dreistigkeit zu bestrafen.
    Ohne auf den Ausbruch seiner Frau einzugehen, hielt Michael White ruhig die Tür auf. » Komm herein, Abby, es ist kalt draußen. «
    Obwohl sich alles in ihr dagegen sträubte, trat sie ins Haus. Ihre Beine fühlten sich bleischwer an. » Danke « , flüsterte sie, als Wärme sie umfing.
    Als Erstes bemerkte sie, dass die Whites ihre Wohnzimmermöbel umgestellt und sich neue Sessel und ein Sofa angeschafft hatten. Bilder, die vermutlich ihre Enkelkinder zeigten, standen in den Bücherregalen zu beiden Seiten des Kamins.
    » Setz dich doch. Wir sollten endlich miteinander reden – es ist Zeit, höchste Zeit. «
    » Ja « , stimmte Abby zu, obwohl ihr die Worte fast im Hals stecken blieben. Sie behielt ihren Mantel an und hockte sich auf den äußersten Rand der Polster.
    » Du musst Charlene ihr Verhalten nachsehen, sie hat den Verlust von Angela nie überwunden. Es war eine sehr schwere Zeit für sie. «
    Abby faltete die Hände und stützte sie auf die Knie. » Ich habe heute zum ersten Mal Angelas Grab besucht. Es klingt verrückt, aber es war, als könnte ich sie sprechen hören. Sie bat mich, Sie beide aufzusuchen. «
    Er lächelte flüchtig. » Ich habe selbst ein paar Gespräche mit meiner Tochter geführt. Leider sehr einseitig, denn nur ich habe geredet. «
    Abby ging nicht näher auf ihr Erlebnis ein – sie fürchtete, die Whites könnten sonst denken, sie hätte den Verstand verloren.
    » Erzähl mir von dir « , bat Michael sie freundlich. » Bist du verheiratet? Hast du Kinder? «
    » Ich habe nicht geheiratet … «
    » Du bist doch viel zu hübsch, um Single zu bleiben. «
    Abby blickte verlegen auf ihre ineinanderverschlungenen Hände und schwieg.
    » Greg ist inzwischen verheiratet. Er hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Spokane. «
    Angelas Bruder war zwei Jahre älter und hatte während ihrer letzten Highschooljahre auf dem Campus der Washington State in Pullman gewohnt.
    » Sarah ist neun und Andy sieben « , fügte er hinzu.
    Abby betrachtete das gerahmte Foto der beiden Kinder erneut. Die strahlenden Gesichter lächelten süß und unschuldig in die Kamera. Angela wäre den beiden eine wunderbare, liebevolle Tante gewesen.
    Bislang hatte sie es vermieden, Angelas Abschlussfoto von der Highschool anzusehen, das riesig an der Wand über dem Kamin hing und dort fast den gesamten Platz einnahm. Angela fand die Pose, die sie auf diesem Bild einnahm, immer scheußlich und wäre vermutlich mit der Entscheidung ihrer Mutter, ausgerechnet dieses Foto aufzuhängen, unzufrieden. Abby hingegen musste Charlene White zustimmen: Angela sah einfach hinreißend auf dem Foto aus.
    Auf dem Kaminsims unter dem Bild standen ein Dutzend oder mehr Kerzen in verschiedenen Größen, und das Ganze wirkte wie ein ihrem Andenken gewidmeter Schrein.
    Mit zu Fäusten geballten Händen kam Angelas Mutter ins Wohnzimmer zurück. » Ich weiß wirklich nicht, woher du die Frechheit nimmst, aus heiterem Himmel hier aufzutauchen. «
    » Charlene, bitte « , beschwichtigte ihr Mann sie. » Du kannst dir doch denken, wie schwer das alles auch für Abby war und ist. «
    » Das hoffe ich sehr. « Die Frau funkelte ihre Besucherin finster an. In ihren Augen las Abby nichts als Vorwürfe und Anklagen.
    » Setz dich, Liebes « , bat Michael White seine Frau.
    Zunächst schien sie widersprechen zu wollen, ließ sich dann jedoch in den Sessel neben ihm sinken.
    » Gibt es etwas, das du uns sagen willst? « , fragte sie Abby.
    » Ja, sicher. « Der Kloß in Abbys Kehle schien auf Wassermelonengröße angeschwollen zu sein. » Als Erstes möchte ich, dass Sie wissen, wie leid es mir tut … «
    » Es tut dir leid? Du bist gekommen, um uns zu sagen, dass es dir leidtut? Dafür ist es entschieden zu spät. «
    » Charlene, bitte. Lass sie doch ausreden. «
    » Wenn Angela in dieser Nacht am Steuer gesessen hätte, wärst du vielleicht an ihrer Stelle ums Leben gekommen « , fuhr die verbitterte Frau fort, ohne ihren Mann zu beachten.
    » Ich wünschte, es wäre so gewesen. «
    Wie oft hatte Abby seitdem überlegt, was den Unfall hätte verhindern können.
    Wenn sie länger in dem Einkaufszentrum geblieben wären …
    Wenn sie nach dem Einkaufen nicht noch essen gegangen wären …
    Wenn sie beim Essen weniger getrödelt hätten …
    Wenn sie während der Fahrt keine

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