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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Weihnachtslieder gesungen und mehr auf die Straße geachtet hätten.
    Wenn sie einen anderen Weg gefahren wären.
    Doch welche andere Entscheidung hätte Angelas Leben wirklich gerettet? Dieses Was-wäre-gewesen-wenn verfolgte Abby seit Jahren, und daran schien auch die Zeit nichts zu ändern.
    Charlene saß stocksteif da und vermied es, Abby anzuschauen. Eindeutig war es zu viel für sie, die Freundin gesund und munter in ihrem Wohnzimmer sitzen zu sehen, während ihre eigene Tochter nur wenige Minuten entfernt auf dem Friedhof lag.
    » Diese Nacht hat Angelas Leben beendet und meines für immer verändert. « Abbys Stimme brach, und sie schluckte schwer, um ihrer Emotionen Herr zu werden. » Ich habe das Auto gefahren, in dem meine beste Freundin gestorben ist. Das ist nichts, was man jemals vergisst … «
    » Oder vergibt « , warf Charlene White unversöhnlich ein.
    » Vermutlich nicht « , flüsterte Abby. Sie presste die Hände so fest gegeneinander, dass sich die Finger weiß verfärbten. » Und ich weiß das, denn ich habe mir selbst nie vergeben können. «
    Nach dieser Bemerkung trat Schweigen ein. Angelas Mutter hob das Kinn und kämpfte mit den Tränen.
    » Ich vermisse Angela jeden Tag « , murmelte sie. » Es vergeht keine Nacht, in der ich nicht um meine Tochter trauere. «
    » Ich vermisse sie ebenfalls « , flüsterte Abby.
    » Jeden Tag? « , fragte die andere herausfordernd.
    » Fast jeden Tag … Im Laufe der Jahre hat der Schmerz ein wenig nachgelassen, aber das heißt nicht, dass ich nicht häufig an sie denke und … «
    Wieder unterbrach Angelas Mutter sie. » Der springende Punkt ist bloß der, dass du lebst und sie nicht. Du kannst heiraten und deinen Eltern Enkel schenken. «
    » Ich habe nicht geheiratet « , schnitt Abby ihr das Wort ab und streckte bittend die Hände vor. » Seit dem Unfall ist es so, als hätte jemand mein Leben mit der Pausetaste angehalten. Ich gehe nicht mit Männern aus und vermeide feste Beziehungen, lebe in einer Stadt, in der ich keine Familie habe, und kümmere mich eigentlich lediglich um meine Arbeit. All die Jahre habe ich diese Bürde, die Schuld und den Schmerz, getragen – jetzt ist sie mir zu schwer geworden. «
    Angelas Eltern schauten sie schweigend an.
    » Ich bin davon ausgegangen, dass jedermann mich für den Unfall verantwortlich macht, doch da habe ich mich geirrt. Als Erstes traf ich in Cedar Cove Patty Morris und wartete darauf, dass sie mir die kalte Schulter zeigt. Das hat sie nicht getan, sondern sich gefreut, mich zu sehen. So sehr, dass sie ein paar von meinen alten Freundinnen eingeladen hat, sich heute Mittag mit uns zum Lunch zu treffen. Und obwohl niemand Angela direkt erwähnt hat, war sie da – war ganz selbstverständlich bei uns. Ich konnte sie fast lachen hören und ihr Lächeln sehen. Und weil sie lächelte, konnte ich es auch. «
    Tränen rannen über Charlene Whites Wangen. Und ebenfalls über die ihres Mannes. Er zog sein Taschentuch hervor, betupfte sich das Gesicht und schnäuzte sich geräuschvoll die Nase.
    » Angela ist tot, und so gerne ich sie zurückholen würde, ich kann es nicht « , fuhr Abby fort. » Aber zugleich hat diese Reise nach Hause mir etwas vor Augen geführt, was ich all die Jahre übersehen habe. «
    Abby schniefte und griff nach ihrer Handtasche, um ein Taschentuch zu suchen. Charlene kam ihr zuvor und reichte ihr ein Kleenex.
    » Danke « , flüsterte Abby.
    » Du wolltest noch etwas sagen. « Michael White bedeutete ihr weiterzusprechen. » Etwas Wichtiges. «
    Nachdem sie sich die Nase geputzt hatte, zerknüllte Abby das Taschentuch in der Hand. » Ich habe all die Jahre lang übersehen, dass Angela diesen Schmerz, diese Schuld keinem von uns aufgebürdet hätte. Sie war der großzügigste, fröhlichste Mensch, den ich je gekannt habe. Ich konnte nicht mit ihr zusammen sein, ohne ständig lachen zu müssen. Sowie sie einen Raum betrat, wurde das Licht darin heller. Sie wäre entsetzt, wenn sie wüsste, was aus mir geworden ist … «
    » Und aus mir « , fügte Charlene White hinzu. » Das alles hat mich zu einer alten Frau gemacht. «
    » Einer verschrobenen alten Frau. « Ihr Mann griff nach ihrer Hand, um ihr zu zeigen, dass die Bemerkung nicht böse gemeint war.
    » Michael James White, das wirst du sofort zurücknehmen. «
    » Nein, denn es stimmt, und für mich gilt dasselbe. Wir haben zugelassen, dass unsere Bitterkeit uns auffrisst, und damit beinahe unsere Ehe zerstört. Abby hat recht.

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