Rose Harbor und der Traum von Glueck
dass er sie einem Kreuzverhör unterzog.
» Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir mit Richard hilfst – das sollst du wissen. Heute läuft es ja vielleicht besser. «
» Das hoffe ich sehr. «
Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, und Josh fiel es schwer, den Blick von ihr zu wenden. Sie war wirklich eine hübsche Frau, deren innere Schönheit, die bereits vor ihrer äußeren Verwandlung da gewesen war, er schändlicherweise übersehen hatte.
Und wie ihm war es vielen ergangen.
Sie stellte ihren Becher in die Spüle; schien sich unter seinem Blick unbehaglich zu fühlen. Um die leicht angespannte Atmosphäre wieder zu lockern, blieb Josh vorsichtshalber bei dem eher unverfänglichen Thema Richard.
» Und ich weiß es sehr zu schätzen, dass du und deine Eltern ein Auge auf meinen Stiefvater hattet. Ihr wart immer gute, zuverlässige Nachbarn. «
Was stimmte, denn Mrs. Nelson hatte bereits während der Krankheit von Joshs Mutter immer wieder Mahlzeiten herübergebracht.
Michelle senkte den Blick. » Vor einigen Monaten hatten meine Mutter und Richard einen bösen Streit. Als sie ihm etwas zu essen brachte, fand sie ihn auf dem Boden liegend vor und wählte die Notrufnummer, woraufhin er sich furchtbar aufregte, sie aus dem Haus warf und ihr verbot, je wiederzukommen. «
So ein Trottel, dachte Josh, aber ganz typisch Richard.
» Hat dein Vater dann nach ihm gesehen? « , erkundigte er sich.
» Nein. Die Einzige, die er ins Haus lässt, bin ich. «
Josh schüttelte zur Antwort nur den Kopf und unterdrückte ein Grinsen. Anscheinend war selbst sein kranker Stiefvater gegen ein hübsches Gesicht nicht immun.
» Ich glaube, das geht alles auf meine Highschoolschwärmerei für Dylan zurück. Mich zu sehen, lässt ihn vielleicht für kurze Zeit den Tod seines Sohnes vergessen. Er taucht in die Vergangenheit ein. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er sich meistens über meinen Besuch freut. «
» Lässt sich Brooke auch gelegentlich blicken? «
Michelle gab ein verächtliches Geräusch von sich. » Nie. Sie war nicht einmal bei Dylans Beerdigung. Angeblich hat sie den Tag damit verbracht, sich zu betrinken und in ihr Bier zu schluchzen. «
» Ist sie noch in der Stadt? «
» Keine Ahnung « , murmelte Michelle. » Ehrlich gesagt, ist es mir egal. «
Josh interessierte es gleichfalls herzlich wenig. » Richard ist seitdem erheblich schwieriger geworden, nicht wahr? «
Sie machte sich nicht die Mühe, es abzustreiten. » Ich fürchte ja. «
Obwohl es Richard gegen den Strich gehen würde, fühlte sich Josh verpflichtet, seine Hilfe anzubieten.
» Gibt es deiner Meinung nach irgendetwas, was ich für ihn tun kann? «
Michelle nagte an ihrer Unterlippe, während sie darüber nachdachte. » Ich glaube nicht, dass er von dir etwas annehmen würde. «
Die Antwort überraschte ihn nicht und war doch eine Enttäuschung.
» Hast du ausführlicher mit seinem Arzt gesprochen? « , fragte er.
» Mehrmals. Ich habe ihn des Öfteren gebeten, auf Richard einzuwirken. Ich finde, dass er nicht mehr allein leben sollte, aber er besteht darauf, in seinem eigenen Bett zu sterben. «
» Danke, dass du ihm eine so gute Freundin warst « , sagte Josh und meinte es auch so.
» Ich hätte es schon allein für Dylan getan … «
» Du warst in ihn verliebt, nicht wahr? «
Sie zögerte. » Früher vielleicht, doch du hast mich nicht ausreden lassen. «
» Sorry. «
» Ich hätte es Dylan zuliebe getan – jetzt tue ich es für dich. «
7
I ch war gerade dabei, die Küche aufzuräumen, als es an der Tür klingelte. Rasch legte ich das Geschirrtuch beiseite und ging zur Vordertür. Auf der Schwelle stand eine gut aussehende Frau mit dunkelblondem Haar. Sie trug einen Regenmantel und ein Halstuch und hielt ein Tablett mit Muffins in der Hand.
» Hallo, ich bin Peggy Beldon. «
Beldon, Beldon. Der Name kam mir vage bekannt vor.
» Ich schätze, die Frelingers haben erwähnt, dass ich vorbeischauen würde. Sandy hat mich darum gebeten. «
» Oh ja, natürlich. «
Daher kannte ich den Namen. Die Frelingers hatten gesagt, sie würden eine Freundin, die gleichfalls ein B & B besitze, vorbeischicken. Für den Fall, dass ich Fragen hätte. Ich fand das sehr nett von ihnen, denn für mich war schließlich alles Neuland.
» Kommen Sie bitte herein « , sagte ich und öffnete weit die Tür. Es hatte wieder zu regnen begonnen, für diese Jahreszeit in dieser Gegend sicher nichts Ungewöhnliches.
» Ich habe Ihnen ein
Weitere Kostenlose Bücher