Rose Harbor und der Traum von Glueck
Teresa Richard heiratete, der Dylan mit in die Ehe brachte. Er war gerade achtzehn, da starb seine Mutter, ein paar Jahre später verunglückte Dylan.
Jetzt gab es nur noch ihn und Richard.
Josh zuckte zusammen, weil er blicklos aus dem Fenster gestarrt und alles um sich herum vergessen hatte, häufte sich eine große Portion von dem Eiersoufflé auf den Teller, nahm sich von dem knusprigen Schinken und dem Toast und begann zu essen.
Die Mahlzeit war köstlich. Josh füllte noch zweimal seinen Teller, was bei ihm ausgesprochen selten vorkam. Im Gegensatz zu ihm rührte Abby ihr Frühstück kaum an; stocherte nur lustlos in den Speisen, wenn sie sich beobachtet wähnte. Josh bezweifelte, dass sie mehr als einen oder zwei Bissen hinuntergewürgt hatte, wenn überhaupt. Vermutlich hatte sie keine sonderlich geruhsame Nacht verbracht.
Wie es aussah, waren sie beide mit Problemen belastet nach Cedar Cove gekommen, doch er sprach nicht von seinen und sie nicht von ihren. Beide redeten überhaupt nicht viel.
» Ist jemand heute Abend zum Dinner da? « , fragte Jo Marie, als sie mit einer Kanne frischem Kaffee hereinkam.
» Ich habe noch keine konkreten Pläne « , sagte Josh zögernd. » Rechnen Sie lieber nicht mit mir. «
» Und ich bin mit meiner Familie verabredet « , murmelte Abby, und es klang, als wolle sie sich dafür entschuldigen.
» Kein Problem « , versicherte Jo Marie und legte eine Hand auf die oberste Sprosse der leiterförmigen Rückenlehne von Joshs Stuhl. » Hat es Ihnen geschmeckt? «
Josh, einmal mehr überrascht, dass ein Neuling in diesem Geschäft ein so perfektes Frühstück zauberte, sprach ihr aus ganzem Herzen seine Anerkennung aus. » Es war rundum köstlich. «
Abby hingegen gab keine Antwort, saß bloß gedankenverloren da.
» Kann ich noch etwas für Sie tun? « , bohrte Jo Marie sanft nach.
Abby bemühte sich vergeblich um ein Lächeln. » Nein danke. Alles war perfekt, vielen Dank. «
» Gern geschehen. «
» Ich hatte einen wundervollen Abend « , platzte Jo Marie mit einem Mal heraus, als ob sie nicht länger an sich halten könnte. » Ich habe am Feuer gesessen und die Stille förmlich in mich aufgesogen. Es ist lange her, dass ich so friedliche Stunden erleben durfte. «
Josh freute sich, dass wenigstens jemand Ruhe und Frieden gefunden hatte. Er bezweifelte, dass ihm selbst dies während seines Aufenthalts in Cedar Cove vergönnt sein würde. Am liebsten würde er die wenigen Dinge zusammenraffen, an denen ihm lag, und möglichst schnell wieder abreisen.
Kurz nach dem Frühstück verließ er die Pension, um mit Michelle ein weiteres Mal zu Richard zu gehen. Josh war ihr für ihre Unterstützung bei diesem neuen Versuch sehr dankbar.
Als er zu dem Viertel hinüberfuhr, in dem er einige Jahre seiner Kindheit und Jugend verbracht hatte, wurde ihm bewusst, dass er trotz des gestrigen Tages nach wie vor nicht viel von Michelle wusste. Meist hatte er von sich geredet, denn sie wollte genau wissen, was er nach seinem Weggang aus Cedar Cove alles erlebt hatte. Sie ließ sich von seinem Dienst in der Army erzählen und überhäufte ihn mit Fragen zu seiner abwechslungsreichen beruflichen Tätigkeit.
Josh konnte sich nicht daran erinnern, jemals ein dreistündiges Gespräch geführt zu haben, in dem es nicht um geschäftliche Dinge ging. Jedenfalls fühlte er sich ihr inzwischen näher als irgendeiner anderen Frau seit langer Zeit, wusste allerdings nicht recht, was er davon halten sollte. Sofern es überhaupt etwas zu bedeuten hatte.
Dennoch kreisten seine Gedanken ständig um sie.
Josh hatte nie geheiratet, ganz bewusst nicht. Er war im Laufe der Jahre mit vielen Frauen ausgegangen und hatte sich auf drei ernstere Beziehungen eingelassen, doch letztendlich waren alle zerbrochen. Den Grund dafür kannte er selbst nicht, abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass er von Berufs wegen nie lange an einem Ort blieb.
Trotzdem: Eine gescheiterte Beziehung war verständlich, zwei vielleicht auch noch, aber drei? Zumindest wies es darauf hin, wo die Ursache lag. Nämlich bei ihm. Was möglicherweise mit den nicht aufgearbeiteten Problemen bezüglich des Vaters und dem schwierigen Verhältnis zum Stiefvater zusammenhing.
Michelle hatte ihn ankommen sehen, denn sie öffnete bereits die Tür, als er den Weg zu ihrem Haus hinaufschlenderte. Sie hielt einen Becher in beiden Händen.
» Guten Morgen « , rief sie ihm zu.
Er erwiderte ihren Gruß und stellte fest, dass er es nach wie
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