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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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für eine dauerhafte Beziehung.

22
    A bby saß in ihrem Auto, die schweißnassen Hände im Schoß ineinandergeschlungen. Sie hatte nicht einmal den Parkplatz des Rose Harbor Inn verlassen, und schon geriet ihr Vorsatz ins Wanken.
    Würde sie es schaffen, Angelas Grab zu besuchen? Das nämlich hatte sie sich vor Jahren geschworen, sollte sie je wieder nach Cedar Cove zurückkehren. Sie war niemals dort gewesen, denn es hatte ihr einfach an Mut gefehlt, sich auf diese Weise der Vergangenheit zu stellen. Und ihrer Schuld.
    Es war Zeit. Höchste Zeit.
    Wenn sie es nicht tat, musste sie die ganze Reise als Fehlschlag abschreiben. Abby zwang sich, die Hände um das Lenkrad zu schließen, und holte tief Luft. Jetzt oder nie. Sonst würde sie weder Rogers Hochzeit genießen können noch das Wiedersehen mit den Freundinnen.
    Der Weg zum Friedhof fiel ihr unsäglich schwer. Das vor allem war der Grund gewesen, warum sie nicht nach Cedar Cove hatte kommen wollen. Dieser Schwur, Angelas Grab zu besuchen. Seit Jahren hielt er sie von ihrer Heimatstadt fern, ließ sie Ausreden über Ausreden ersinnen. Bis Roger, ihr großer Bruder, beschloss, ausgerechnet in diesem entlegenen Nest zu heiraten. Dadurch war sie in Zugzwang geraten, denn diesmal konnte sie nicht kneifen.
    Es kam ihr beinahe vor, als würde Gott selbst sie zwingen, das gegebene Versprechen einzulösen.
    Abby fühlte sich plötzlich zurückversetzt in jenes schicksalhafte Jahr, als sie nach dem Ende der Highschool nach Seattle gezogen war, um dort zu studieren. Dann kamen die Weihnachtsferien, und sie brannte darauf, ihre beste Freundin wiederzusehen.
    Sie war kaum in Cedar Cove angekommen, als Angela anrief. Sie müsse dringend noch Weihnachtsgeschenke kaufen, meinte sie. Ob sie nicht gemeinsam zum Einkaufszentrum fahren könnten? Tom Kincaid gab seiner Tochter bereitwillig das Auto, mahnte sie nur, vorsichtig zu fahren angesichts der winterlichen Straßenverhältnisse.
    Sie hatten sich einen lustigen Nachmittag gemacht, Einkäufe erledigt, viel gelacht und viel geredet und Kleider anprobiert. Abby und Angela, zwischen deren Geburtstagen nur wenige Wochen lagen, hatten ihr Wiedersehen von ganzem Herzen genossen.
    Zum Abschluss ihres Einkaufsbummels gingen sie in ihr Lieblingsrestaurant, das Red Robin, und aßen Burger mit Pommes frites. Während sie dort saßen, begann es zu schneien. Dicke Flocken fielen vom Himmel und verwandelten die Landschaft in eine weiße Märchenwelt. Genau so stellte man sich Weihnachten vor.
    Abby rief zu Hause an, bevor sie Silverdale verließen.
    » Fahr vorsichtig « , warnte ihr Vater sie erneut.
    Abby hatte den Rat beherzigt, war nicht draufgängerisch gefahren, im Gegenteil. Und trotzdem hatte es nichts genutzt. Statt mit Geschenken für ihre Familie fröhlich nach Hause zu kommen, statt mit ihren Müttern Plätzchen zu verzieren, statt ihre Ferien zu genießen, verunglückten die beiden Mädchen. Und Angela kam auf einer Straße kurz vor Cedar Cove ums Leben.
    Abby wusste bis heute nicht, wie es genau passierte. Sie erinnerte sich, dass sie ein Weihnachtslied im Radio mitgesungen und Pläne geschmiedet hatten. Angela zog sie wegen Steve auf, in den sie gerade schrecklich verliebt war, und nahm ihr das Versprechen ab, dass keine andere als sie bei ihrer Hochzeit erste Brautjungfer würde. Als ob Abby das jemals anders entschieden hätte!
    Zwischen Weihnachten und Neujahr wollten sie zum Skilaufen fahren, und Abby versprach, Steve zu fragen, ob er mitkommen wollte, damit Angela ihn kennenlernte. Sie planten Treffen mit ihren Freundinnen, Fahrten nach Seattle, um dort zu shoppen und ins Kino zu gehen, denn gerade liefen zwei Filme, die sie unbedingt sehen wollten.
    Und während sie munter zwitscherten wie Vögel im Frühling, geriet Abby unversehens auf einen Streifen Glatteis, verlor plötzlich die Kontrolle über den Wagen, der ins Schleudern geriet und sich überschlug.
    Angela schrie … Oder war es sie selbst gewesen – sie wusste es nicht mehr. Was sie nie vergessen würde, war die nackte Angst, die sie erfasste, als der Wagen umkippte.
    Abby wachte im Krankenhaus wieder auf, wo sich ihre Mutter mit vom Weinen rot verschwollenen Augen über sie beugte. Auch ihr Vater und ihr Bruder waren da, wirkten zutiefst bekümmert.
    » Du wirst wieder ganz gesund « , flüsterte ihre Mutter und umschloss Abbys Hand ganz fest.
    Ihr Mund fühlte sich strohtrocken an, und sie konnte vor Schmerzen kaum aus den Augen blicken.
    » Angela?

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