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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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    Heiser brachte sie den Namen ihrer Freundin hervor. Dieser dämliche Unfall würde ihre Ferien und all ihre Pläne ruinieren, dachte sie noch.
    Und dann begann ihre Mutter zu weinen, richtig bitterlich zu schluchzen, dass es Abby ins Herz schnitt. War Angela schwer verletzt? Warum sagte niemand etwas? Anstatt ihre Frage zu beantworten, schlug ihre Mutter nur beide Hände vor das Gesicht und wandte sich ab.
    Abby drehte mühsam den Kopf und schielte zu ihrem Vater hoch. Auch ihm, daran erinnerte sie sich glasklar, standen Tränen in den Augen. In ihrem ganzen Leben hatte sie ihn nie weinen sehen. Nur in dieser Nacht.
    » Es tut mir so leid, mein Schatz « , stieß er hervor. » Angela ist tot. «
    Angela tot?
    Nein, das konnte nicht wahr sein.
    Wie konnte Angela tot sein, wenn sie noch vor ein paar Stunden Weihnachtslieder gesungen und von Skilaufen und Kinobesuchen geredet hatten? Es ergab keinen Sinn. Abby konnte sich eine Welt ohne Angela nicht vorstellen. Ihr Verstand weigerte sich zu akzeptieren, was ihr Vater ihr sagte.
    Angela wurde am siebenundzwanzigsten Dezember beerdigt. Dieser furchtbare Tag würde sich auf ewig in Abbys Gedächtnis graben. Obwohl beide Beine und drei Rippen gebrochen waren, bestand sie darauf, an der Beerdigung teilzunehmen. Ihr Vater hatte ihren Wunsch respektiert, die Erlaubnis des Arztes eingeholt und einen Rollstuhl ausgeliehen. Es war das erste Mal nach dem Unfall, dass sie Angelas Eltern sehen würde. Sie hatte Angst, ihnen gegenüberzutreten, wusste aber, dass sie dieser Begegnung nicht ausweichen konnte. Außerdem lag es ihr am Herzen, ihnen zu sagen, wie schrecklich leid ihr das alles tat, und dass sie alles dafür geben würde, die Zeit zurückdrehen zu können.
    Doch Angelas Mutter verlor völlig die Beherrschung. Sobald Abby in die Kirche gebracht wurde, sprang sie mit verweintem Gesicht auf, beschimpfte sie kreischend als Mörderin und forderte sie auf, umgehend zu verschwinden. Niemand hatte Charlene White beruhigen können, weder ihr Mann noch der Bestatter noch der Priester, der die Messe zelebrierte. Tom Kincaid brachte seine Tochter nach draußen, sie konnte nicht bleiben. Und das Grab sah sie auch nicht.
    Abby verpasste ein ganzes Semester. Die Knochenbrüche heilten zwar innerhalb weniger Wochen, nicht aber die seelischen Verletzungen – die wollten und wollten nicht abklingen. Zu tief hatte sich der hasserfüllte Blick von Angelas Mutter in ihr Herz gefressen. Sie kam sich gebrandmarkt vor und war überzeugt, diese schlimmste aller Sünden im Leben nicht wiedergutmachen zu können.
    Noch zweimal versuchte sie, mit Angelas Eltern zu sprechen, das letzte Mal im Sommer nach dem Unfall. Angelas Vater war an die Tür gekommen und hatte gesagt, es sei das Beste, wenn sie nicht wiederkäme. Die Zurückweisung traf Abby tief, denn die Whites waren einst wie zweite Eltern für sie gewesen. Der Hass, der ihr jetzt entgegengebracht wurde, verstärkte ihre Schuldgefühle nur.
    Nichts vermochte den Whites ihre einzige Tochter zurückzubringen.
    Jedes Mal, wenn sie durch die Stadt fuhr, kam sie an der Unfallstelle vorbei. Jemand hatte dort ein kleines Kreuz aufgestellt, und regelmäßig standen Blumen dort. Eine ständige Erinnerung an den Unfall und Salz in Abbys Wunden. Wenn möglich fuhr sie einen Umweg, um das Mahnmal am Straßenrand nicht sehen zu müssen.
    Noch schlimmer waren die Gerüchte, die plötzlich kursierten: dass sie und Angela Alkohol getrunken hätten.
    Linda Kincaid brachte es ihrer Tochter schonend bei. Nein, das stimme nicht, versicherte Abby, nur eine heiße Schokolade.
    Andere wollten wissen, dass sie zu schnell gefahren sei, obwohl die polizeilichen Untersuchungen das Gegenteil ergeben hatten.
    Schnee und Eis waren die Unfallursache gewesen, nicht Alkohol oder eine rasante Fahrweise. Der offizielle Unfallbericht sprach sie von jeder Schuld frei, doch das schien für niemanden zu zählen.
    Sogenannte Freunde kamen vorbei, um sie mit Fragen nach Details zu löchern, die sie dann in der ganzen Stadt verbreiteten. Bald weigerte sich Abby, überhaupt noch jemanden zu sehen, nicht einmal Steve. Unsicher, wem sie trauen konnte und wem nicht, zog sie es vor, sich in ihrem Zimmer zu verbarrikadieren, um zu lernen oder zu lesen.
    Im Frühjahr kehrte sie nach Seattle ans College zurück und blieb auch in den Sommerferien Cedar Cove fern. Stattdessen ging sie im Rahmen eines Studienprogramms während dieser Zeit nach Australien. Es tat zu weh, die vorwurfsvollen

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